Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.einmal ein so furchtbares Schreien erhoben, daß davon das ganze Schloß gezittert hat, und eine Mauer geborsten ist. Gleich darauf hat die Glocke Eins geschlagen, und nun ist mit einem Male Alles vorbei gewesen; der Thurm aber, aus dem der Teufel geschrieen, ist zugleich eingestürzt. Der Teufel hat so arg geschrieen, daß die alte Frau taub geworden ist, was sie denn auch zum Wahrzeichen ihr Leben lang bleiben wird. Ein andermal war ein alter Böttcher, der Bandstöcke geholt, und sich darüber verspätet hatte, um Mitternacht an dem alten Schlosse vorbeigekommen. Auf einmal begegneten ihm unweit desselben drei Männer, welche feurige Hüte trugen, sonst aber ganz schwarz waren. Die stellten sich an die Brücke, über die er mußte, und wollten ihn nicht hinüberlassen, und droheten ihm. Anfangs graute den alten Mann; zuletzt aber faßte er sich ein Herz, und hob an, mit lauter Stimme das Lied zu singen: Ihr Höllengeister, packet Euch, Ihr habt hier nichts zu schaffen. Da verschwanden die schwarzen Gestalten eiligst, und liefen nach dem Schlosse zu. Oben in demselben erhoben sie ein schreckliches Geheul und stürzten sich dann von oben in den Thurm hinab, von dem die Leute sagen, daß früher die Gefangenen darin gesessen hätten. Gleich darauf hörte der Böttcher ein großes Hundegebell und dann ein fürchterliches Krachen. Der Böttcher hat dies Alles dem Drechslermeister Habermann in Daber erzählt, der daselbst noch lebt. Dieser Habermann erzählt auch Folgendes: Zu dem Schlosse zu Daber gehört ein ziemlicher See. Hier soll, wie die Leute schon von alten Zeiten her sagen, ehemals eine große Stadt gestanden haben, die aber nachher in den See versunken ist. Die Glocken der mit untergegangenen Thürme kann man noch zu Zeiten hören. Nun begab es einmal ein so furchtbares Schreien erhoben, daß davon das ganze Schloß gezittert hat, und eine Mauer geborsten ist. Gleich darauf hat die Glocke Eins geschlagen, und nun ist mit einem Male Alles vorbei gewesen; der Thurm aber, aus dem der Teufel geschrieen, ist zugleich eingestürzt. Der Teufel hat so arg geschrieen, daß die alte Frau taub geworden ist, was sie denn auch zum Wahrzeichen ihr Leben lang bleiben wird. Ein andermal war ein alter Böttcher, der Bandstöcke geholt, und sich darüber verspätet hatte, um Mitternacht an dem alten Schlosse vorbeigekommen. Auf einmal begegneten ihm unweit desselben drei Männer, welche feurige Hüte trugen, sonst aber ganz schwarz waren. Die stellten sich an die Brücke, über die er mußte, und wollten ihn nicht hinüberlassen, und droheten ihm. Anfangs graute den alten Mann; zuletzt aber faßte er sich ein Herz, und hob an, mit lauter Stimme das Lied zu singen: Ihr Höllengeister, packet Euch, Ihr habt hier nichts zu schaffen. Da verschwanden die schwarzen Gestalten eiligst, und liefen nach dem Schlosse zu. Oben in demselben erhoben sie ein schreckliches Geheul und stürzten sich dann von oben in den Thurm hinab, von dem die Leute sagen, daß früher die Gefangenen darin gesessen hätten. Gleich darauf hörte der Böttcher ein großes Hundegebell und dann ein fürchterliches Krachen. Der Böttcher hat dies Alles dem Drechslermeister Habermann in Daber erzählt, der daselbst noch lebt. Dieser Habermann erzählt auch Folgendes: Zu dem Schlosse zu Daber gehört ein ziemlicher See. Hier soll, wie die Leute schon von alten Zeiten her sagen, ehemals eine große Stadt gestanden haben, die aber nachher in den See versunken ist. Die Glocken der mit untergegangenen Thürme kann man noch zu Zeiten hören. Nun begab es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0218" n="186"/> einmal ein so furchtbares Schreien erhoben, daß davon das ganze Schloß gezittert hat, und eine Mauer geborsten ist. Gleich darauf hat die Glocke Eins geschlagen, und nun ist mit einem Male Alles vorbei gewesen; der Thurm aber, aus dem der Teufel geschrieen, ist zugleich eingestürzt. Der Teufel hat so arg geschrieen, daß die alte Frau taub geworden ist, was sie denn auch zum Wahrzeichen ihr Leben lang bleiben wird.</p> <p>Ein andermal war ein alter Böttcher, der Bandstöcke geholt, und sich darüber verspätet hatte, um Mitternacht an dem alten Schlosse vorbeigekommen. Auf einmal begegneten ihm unweit desselben drei Männer, welche feurige Hüte trugen, sonst aber ganz schwarz waren. Die stellten sich an die Brücke, über die er mußte, und wollten ihn nicht hinüberlassen, und droheten ihm. Anfangs graute den alten Mann; zuletzt aber faßte er sich ein Herz, und hob an, mit lauter Stimme das Lied zu singen:</p> <lg type="poem"> <l>Ihr Höllengeister, packet Euch,</l><lb/> <l>Ihr habt hier nichts zu schaffen.</l><lb/> </lg> <p>Da verschwanden die schwarzen Gestalten eiligst, und liefen nach dem Schlosse zu. Oben in demselben erhoben sie ein schreckliches Geheul und stürzten sich dann von oben in den Thurm hinab, von dem die Leute sagen, daß früher die Gefangenen darin gesessen hätten. Gleich darauf hörte der Böttcher ein großes Hundegebell und dann ein fürchterliches Krachen. Der Böttcher hat dies Alles dem Drechslermeister Habermann in Daber erzählt, der daselbst noch lebt.</p> <p>Dieser Habermann erzählt auch Folgendes: Zu dem Schlosse zu Daber gehört ein ziemlicher See. Hier soll, wie die Leute schon von alten Zeiten her sagen, ehemals eine große Stadt gestanden haben, die aber nachher in den See versunken ist. Die Glocken der mit untergegangenen Thürme kann man noch zu Zeiten hören. Nun begab es </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0218]
einmal ein so furchtbares Schreien erhoben, daß davon das ganze Schloß gezittert hat, und eine Mauer geborsten ist. Gleich darauf hat die Glocke Eins geschlagen, und nun ist mit einem Male Alles vorbei gewesen; der Thurm aber, aus dem der Teufel geschrieen, ist zugleich eingestürzt. Der Teufel hat so arg geschrieen, daß die alte Frau taub geworden ist, was sie denn auch zum Wahrzeichen ihr Leben lang bleiben wird.
Ein andermal war ein alter Böttcher, der Bandstöcke geholt, und sich darüber verspätet hatte, um Mitternacht an dem alten Schlosse vorbeigekommen. Auf einmal begegneten ihm unweit desselben drei Männer, welche feurige Hüte trugen, sonst aber ganz schwarz waren. Die stellten sich an die Brücke, über die er mußte, und wollten ihn nicht hinüberlassen, und droheten ihm. Anfangs graute den alten Mann; zuletzt aber faßte er sich ein Herz, und hob an, mit lauter Stimme das Lied zu singen:
Ihr Höllengeister, packet Euch,
Ihr habt hier nichts zu schaffen.
Da verschwanden die schwarzen Gestalten eiligst, und liefen nach dem Schlosse zu. Oben in demselben erhoben sie ein schreckliches Geheul und stürzten sich dann von oben in den Thurm hinab, von dem die Leute sagen, daß früher die Gefangenen darin gesessen hätten. Gleich darauf hörte der Böttcher ein großes Hundegebell und dann ein fürchterliches Krachen. Der Böttcher hat dies Alles dem Drechslermeister Habermann in Daber erzählt, der daselbst noch lebt.
Dieser Habermann erzählt auch Folgendes: Zu dem Schlosse zu Daber gehört ein ziemlicher See. Hier soll, wie die Leute schon von alten Zeiten her sagen, ehemals eine große Stadt gestanden haben, die aber nachher in den See versunken ist. Die Glocken der mit untergegangenen Thürme kann man noch zu Zeiten hören. Nun begab es
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |