Siebentes Kapitel. Reden Jesu im vierten Evangelium.
§. 76. Die Unterredung Jesu mit Nikodemus.
Das erste grössere Redestück, welches uns das johan- neische Evangelium mittheilt, ist die Unterhaltung Jesu mit Nikodemus (3, 1--21.). Vorher (2, 23--25.) war berich- tet worden, wie während des ersten von Jesu seit seinem öffentlichen Auftritt besuchten Paschafestes durch die se- meia, welche er verrichtete, Viele zum Glauben an ihn ge- bracht worden seien, wie aber er sich ihnen nicht anver- traut habe, weil er sie -- ohne Zweifel in Hinsicht der Unsicherheit und Unreinheit ihres Glaubens -- durchschau- te. Nun wird, als Beispiel sowohl von dem Anhang, wel- chen Jesus schon damals fand, als auch von der Behut- samkeit, mit welcher er bei Prüfung und Aufnahme seiner Anhänger zu Werke gieng, die Art näher beschrieben, wie sich Nikodemus, ein zur Pharisäersekte gehöriger jüdi- scher arkhon, an ihn gewendet, und wie ihn Jesus be- handelt habe.
Von diesem Nikodemus erfahren wir einzig durch das johanneische Evangelium, welches ihn auch 7, 50 f. als Fürsprecher für Jesum insofern auftreten lässt, als er diesen nicht ungehört verdammt wissen will, und 19, 39. ihn die Sorge für die Bestattung Jesu mit Joseph von Ari- mathäa theilen lässt. Mit Recht hat die neuere Kritik es befremdend gefunden, dass Matthäus (mit den übrigen Syn- optikern) auch nicht einmal den Namen jenes merkwür- digen Anhängers Jesu irgendwo nenne, so dass wir Alles,
Siebentes Kapitel. §. 76.
Siebentes Kapitel. Reden Jesu im vierten Evangelium.
§. 76. Die Unterredung Jesu mit Nikodemus.
Das erste gröſsere Redestück, welches uns das johan- neische Evangelium mittheilt, ist die Unterhaltung Jesu mit Nikodemus (3, 1—21.). Vorher (2, 23—25.) war berich- tet worden, wie während des ersten von Jesu seit seinem öffentlichen Auftritt besuchten Paschafestes durch die ση- μεῖα, welche er verrichtete, Viele zum Glauben an ihn ge- bracht worden seien, wie aber er sich ihnen nicht anver- traut habe, weil er sie — ohne Zweifel in Hinsicht der Unsicherheit und Unreinheit ihres Glaubens — durchschau- te. Nun wird, als Beispiel sowohl von dem Anhang, wel- chen Jesus schon damals fand, als auch von der Behut- samkeit, mit welcher er bei Prüfung und Aufnahme seiner Anhänger zu Werke gieng, die Art näher beschrieben, wie sich Nikodemus, ein zur Pharisäersekte gehöriger jüdi- scher ἄρχων, an ihn gewendet, und wie ihn Jesus be- handelt habe.
Von diesem Nikodemus erfahren wir einzig durch das johanneische Evangelium, welches ihn auch 7, 50 f. als Fürsprecher für Jesum insofern auftreten läſst, als er diesen nicht ungehört verdammt wissen will, und 19, 39. ihn die Sorge für die Bestattung Jesu mit Joseph von Ari- mathäa theilen läſst. Mit Recht hat die neuere Kritik es befremdend gefunden, daſs Matthäus (mit den übrigen Syn- optikern) auch nicht einmal den Namen jenes merkwür- digen Anhängers Jesu irgendwo nenne, so daſs wir Alles,
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Siebentes Kapitel. §. 76.
Siebentes Kapitel.
Reden Jesu im vierten Evangelium.
§. 76.
Die Unterredung Jesu mit Nikodemus.
Das erste gröſsere Redestück, welches uns das johan-
neische Evangelium mittheilt, ist die Unterhaltung Jesu mit
Nikodemus (3, 1—21.). Vorher (2, 23—25.) war berich-
tet worden, wie während des ersten von Jesu seit seinem
öffentlichen Auftritt besuchten Paschafestes durch die ση-
μεῖα, welche er verrichtete, Viele zum Glauben an ihn ge-
bracht worden seien, wie aber er sich ihnen nicht anver-
traut habe, weil er sie — ohne Zweifel in Hinsicht der
Unsicherheit und Unreinheit ihres Glaubens — durchschau-
te. Nun wird, als Beispiel sowohl von dem Anhang, wel-
chen Jesus schon damals fand, als auch von der Behut-
samkeit, mit welcher er bei Prüfung und Aufnahme seiner
Anhänger zu Werke gieng, die Art näher beschrieben, wie
sich Nikodemus, ein zur Pharisäersekte gehöriger jüdi-
scher ἄρχων, an ihn gewendet, und wie ihn Jesus be-
handelt habe.
Von diesem Nikodemus erfahren wir einzig durch das
johanneische Evangelium, welches ihn auch 7, 50 f. als
Fürsprecher für Jesum insofern auftreten läſst, als er
diesen nicht ungehört verdammt wissen will, und 19, 39.
ihn die Sorge für die Bestattung Jesu mit Joseph von Ari-
mathäa theilen läſst. Mit Recht hat die neuere Kritik es
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/655>, abgerufen am 19.11.2024.
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