arbeitet ist, indem sie es nicht vermeidet, wenn auch nur in einem vorübergehenden Verdacht des Joseph, einen Schat- ten auf die Maria zu werfen, der erst hintennach wieder entfernt wird: wogegen die Darstellung bei Lukas, schon feiner und kunstreicher, gleich von vorn herein die Maria in dem reinen Lichte einer Braut des Himmels zeigt.
§. 21. Inhalt der Engelsbotschaft. Erfüllung der Weissagung des Jesaias.
Der Engel, welcher nach Lukas der Maria erscheint, spricht zunächst nur davon, dass Maria, noch unbestimmt, auf welche Weise, schwanger werden, und einen Sohn ge- bären solle, welcher gross sein, und uios upsisou genannt werden werde; ihm werde Gott den Thron seines Ahnherrn David geben, und er das Haus Jakob ohne Ende beherr- schen. Hier ist ganz in den gewöhnlichen jüdischen For- meln vom Messias die Rede, und selbst das uios upsisou würde, wenn nichts Weiteres nachkäme, nur in demsel- ben Sinne zu nehmen sein, wie nach 2. Sam. 7, 14. Ps. 2, 7. ein gewöhnlicher israelitischer König, also noch mehr der höchste dieser Könige, der Messias, auch als blosser Mensch betrachtet, so genannt werden konnte. Dieses jü- dische Reden wirft nachträglich noch ein weiteres Licht auf den historischen Werth dieser Engelerscheinung zurück, indem man mit Schleiermacher sagen muss, dass schwer- lich der wirkliche Engel Gabriel in so strengjüdischen For- meln die Ankunft des Messias verkündigt haben wür-
menes neotetos epileipe, kai khalepos ep' auto pheron, ekuei gar auto to gunaion, en amekhanois en. Kai pros iketeian tou theou trepetai --. o de theos eleesas auton, -- ephisatai kata tous upnous auto, kai mete apoginoskein auton peri ton mellonton parekalei -- -- --. o pais gar outos -- to m[e]n [E]braion genos tes par' Aiguptiois anagkes apolusei, mnemes de eph' oson menei khronon ta sumpanta, teuxetai par' anthropois.
Drittes Kapitel. §. 21.
arbeitet ist, indem sie es nicht vermeidet, wenn auch nur in einem vorübergehenden Verdacht des Joseph, einen Schat- ten auf die Maria zu werfen, der erst hintennach wieder entfernt wird: wogegen die Darstellung bei Lukas, schon feiner und kunstreicher, gleich von vorn herein die Maria in dem reinen Lichte einer Braut des Himmels zeigt.
§. 21. Inhalt der Engelsbotschaft. Erfüllung der Weissagung des Jesaias.
Der Engel, welcher nach Lukas der Maria erscheint, spricht zunächst nur davon, daſs Maria, noch unbestimmt, auf welche Weise, schwanger werden, und einen Sohn ge- bären solle, welcher groſs sein, und ὑιὸς ὑψίςου genannt werden werde; ihm werde Gott den Thron seines Ahnherrn David geben, und er das Haus Jakob ohne Ende beherr- schen. Hier ist ganz in den gewöhnlichen jüdischen For- meln vom Messias die Rede, und selbst das ὑιὸς ὑψίςου würde, wenn nichts Weiteres nachkäme, nur in demsel- ben Sinne zu nehmen sein, wie nach 2. Sam. 7, 14. Ps. 2, 7. ein gewöhnlicher israelitischer König, also noch mehr der höchste dieser Könige, der Messias, auch als bloſser Mensch betrachtet, so genannt werden konnte. Dieses jü- dische Reden wirft nachträglich noch ein weiteres Licht auf den historischen Werth dieser Engelerscheinung zurück, indem man mit Schleiermacher sagen muſs, daſs schwer- lich der wirkliche Engel Gabriel in so strengjüdischen For- meln die Ankunft des Messias verkündigt haben wür-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0167"n="143"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Drittes Kapitel</hi>. §. 21.</fw><lb/>
arbeitet ist, indem sie es nicht vermeidet, wenn auch nur<lb/>
in einem vorübergehenden Verdacht des Joseph, einen Schat-<lb/>
ten auf die Maria zu werfen, der erst hintennach wieder<lb/>
entfernt wird: wogegen die Darstellung bei Lukas, schon<lb/>
feiner und kunstreicher, gleich von vorn herein die Maria<lb/>
in dem reinen Lichte einer Braut des Himmels zeigt.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 21.<lb/>
Inhalt der Engelsbotschaft. Erfüllung der Weissagung des Jesaias.</head><lb/><p>Der Engel, welcher nach Lukas der Maria erscheint,<lb/>
spricht zunächst nur davon, daſs Maria, noch unbestimmt,<lb/>
auf welche Weise, schwanger werden, und einen Sohn ge-<lb/>
bären solle, welcher groſs sein, und <foreignxml:lang="ell">ὑιὸςὑψίςου</foreign> genannt<lb/>
werden werde; ihm werde Gott den Thron seines Ahnherrn<lb/>
David geben, und er das Haus Jakob ohne Ende beherr-<lb/>
schen. Hier ist ganz in den gewöhnlichen jüdischen For-<lb/>
meln vom Messias die Rede, und selbst das <foreignxml:lang="ell">ὑιὸςὑψίςου</foreign><lb/>
würde, wenn nichts Weiteres nachkäme, nur in demsel-<lb/>
ben Sinne zu nehmen sein, wie nach 2. Sam. 7, 14. Ps.<lb/>
2, 7. ein gewöhnlicher israelitischer König, also noch mehr<lb/>
der höchste dieser Könige, der Messias, auch als bloſser<lb/>
Mensch betrachtet, so genannt werden konnte. Dieses jü-<lb/>
dische Reden wirft nachträglich noch ein weiteres Licht auf<lb/>
den historischen Werth dieser Engelerscheinung zurück,<lb/>
indem man mit <hirendition="#k">Schleiermacher</hi> sagen muſs, daſs schwer-<lb/>
lich der wirkliche Engel Gabriel in so strengjüdischen For-<lb/>
meln die Ankunft des Messias verkündigt haben wür-<lb/><notexml:id="seg2pn_8_2"prev="#seg2pn_8_1"place="foot"n="11)"><foreignxml:lang="ell">μένηςνεότητοςἐπιλείπῃ, καὶχαλεπῶςἐπ' ἀυτῷφέρων,<lb/>ἐκύειγάρἀυτῷτὸγύναιον, ἐνἀμηχάνοιςἦν. Καὶπρὸς<lb/>ἱκετείαντοῦϑεοῦτρέπεται—. ὁδὲϑεὸςἐλεήσαςἀυτὸν, —<lb/>ἐφίςαταικατὰτοὺςὕπνουςἀυτῷ, καὶμήτεἀπογινώσκειν<lb/>ἀυτὸνπερὶτῶνμελλόντωνπαρεκάλει———. ὁπαῖς<lb/>γὰρουτος—τὸμ<supplied>ὲ</supplied>ν<supplied>Ἑ</supplied>βραίωνγένοςτῆςπαρ' Ἀιγυπτίοις<lb/>ἀνάγκηςἀπολύσει, μνήμηςδὲἐφ' ὅσονμένειχρόνοντὰ<lb/>σύμπαντα, τεύξεταιπαρ' ἀνϑρώποις.</foreign></note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[143/0167]
Drittes Kapitel. §. 21.
arbeitet ist, indem sie es nicht vermeidet, wenn auch nur
in einem vorübergehenden Verdacht des Joseph, einen Schat-
ten auf die Maria zu werfen, der erst hintennach wieder
entfernt wird: wogegen die Darstellung bei Lukas, schon
feiner und kunstreicher, gleich von vorn herein die Maria
in dem reinen Lichte einer Braut des Himmels zeigt.
§. 21.
Inhalt der Engelsbotschaft. Erfüllung der Weissagung des Jesaias.
Der Engel, welcher nach Lukas der Maria erscheint,
spricht zunächst nur davon, daſs Maria, noch unbestimmt,
auf welche Weise, schwanger werden, und einen Sohn ge-
bären solle, welcher groſs sein, und ὑιὸς ὑψίςου genannt
werden werde; ihm werde Gott den Thron seines Ahnherrn
David geben, und er das Haus Jakob ohne Ende beherr-
schen. Hier ist ganz in den gewöhnlichen jüdischen For-
meln vom Messias die Rede, und selbst das ὑιὸς ὑψίςου
würde, wenn nichts Weiteres nachkäme, nur in demsel-
ben Sinne zu nehmen sein, wie nach 2. Sam. 7, 14. Ps.
2, 7. ein gewöhnlicher israelitischer König, also noch mehr
der höchste dieser Könige, der Messias, auch als bloſser
Mensch betrachtet, so genannt werden konnte. Dieses jü-
dische Reden wirft nachträglich noch ein weiteres Licht auf
den historischen Werth dieser Engelerscheinung zurück,
indem man mit Schleiermacher sagen muſs, daſs schwer-
lich der wirkliche Engel Gabriel in so strengjüdischen For-
meln die Ankunft des Messias verkündigt haben wür-
11)
11) μένης νεότητος ἐπιλείπῃ, καὶ χαλεπῶς ἐπ' ἀυτῷ φέρων,
ἐκύει γάρ ἀυτῷ τὸ γύναιον, ἐν ἀμηχάνοις ἦν. Καὶ πρὸς
ἱκετείαν τοῦ ϑεοῦ τρέπεται —. ὁ δὲ ϑεὸς ἐλεήσας ἀυτὸν, —
ἐφίςαται κατὰ τοὺς ὕπνους ἀυτῷ, καὶ μήτε ἀπογινώσκειν
ἀυτὸν περὶ τῶν μελλόντων παρεκάλει — — —. ὁ παῖς
γὰρ ουτος — τὸ μὲν Ἑβραίων γένος τῆς παρ' Ἀιγυπτίοις
ἀνάγκης ἀπολύσει, μνήμης δὲ ἐφ' ὅσον μένει χρόνον τὰ
σύμπαντα, τεύξεται παρ' ἀνϑρώποις.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/167>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.