Drittes Kapitel. Verkündigung der Empfängniss Jesu; Benehmen Josephs; Besuch der Maria bei Elisabet.
§. 19. Abriss der verschiedenen, kanonischen und apokryphischen, Berichte.
In Bezug auf die nächste Herkunft Jesu ist in unsern kanonischen und apokryphischen Evangelien eine bedeu- tende Abstufung, ein Fortschritt vom Unbestimmten zum Bestimmten, vom Einfachen zum Ausgeschmückteren zu bemerken. Die unterste Stufe in Bezug auf die Ausführ- lichkeit nehmen Markus und Johannes ein: sie setzen die Geburt Jesu als gegeben voraus und begnügen sich, im Verlauf ihrer Erzählungen Maria als die Mutter (Marc. 6, 3.) und Joseph als den Vater Jesu (Joh. 1, 46.) nam- haft zu machen. Höher stehen Matthäus und Lukas, wel- che die Entstehung der messianischen Person Jesu gene- tisch darstellen, indem sie seine Geburt sammt den die- selbe vorbereitenden Umständen berichten. Unter den ge- nannten Beiden selbst geht Lukas noch etwas höher hinauf als Matthäus. Dieser nämlich lässt Maria, als Verlobte Jo- sephs, schwanger befunden werden, und als nun hieran ihr Bräutigam Anstoss nimmt, und damit umgeht, sie zu entlassen, wird er im Traume durch den Engel des Herrn von dem göttlichen Ursprung und der hohen Bestimmung der Leibesfrucht Maria's nach einer A. T.lichen Weissa- gung vergewissert, was die Folge hat, dass er die Maria heurathet, doch bis zur Geburt Jesu nicht ehlich berührt
Das Leben Jesu I. Band. 9
Drittes Kapitel. §. 19.
Drittes Kapitel. Verkündigung der Empfängniss Jesu; Benehmen Josephs; Besuch der Maria bei Elisabet.
§. 19. Abriss der verschiedenen, kanonischen und apokryphischen, Berichte.
In Bezug auf die nächste Herkunft Jesu ist in unsern kanonischen und apokryphischen Evangelien eine bedeu- tende Abstufung, ein Fortschritt vom Unbestimmten zum Bestimmten, vom Einfachen zum Ausgeschmückteren zu bemerken. Die unterste Stufe in Bezug auf die Ausführ- lichkeit nehmen Markus und Johannes ein: sie setzen die Geburt Jesu als gegeben voraus und begnügen sich, im Verlauf ihrer Erzählungen Maria als die Mutter (Marc. 6, 3.) und Joseph als den Vater Jesu (Joh. 1, 46.) nam- haft zu machen. Höher stehen Matthäus und Lukas, wel- che die Entstehung der messianischen Person Jesu gene- tisch darstellen, indem sie seine Geburt sammt den die- selbe vorbereitenden Umständen berichten. Unter den ge- nannten Beiden selbst geht Lukas noch etwas höher hinauf als Matthäus. Dieser nämlich läſst Maria, als Verlobte Jo- sephs, schwanger befunden werden, und als nun hieran ihr Bräutigam Anstoſs nimmt, und damit umgeht, sie zu entlassen, wird er im Traume durch den Engel des Herrn von dem göttlichen Ursprung und der hohen Bestimmung der Leibesfrucht Maria's nach einer A. T.lichen Weissa- gung vergewissert, was die Folge hat, daſs er die Maria heurathet, doch bis zur Geburt Jesu nicht ehlich berührt
Das Leben Jesu I. Band. 9
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0153"n="129"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Drittes Kapitel</hi>. §. 19.</fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Drittes Kapitel</hi>.<lb/>
Verkündigung der Empfängniss Jesu;<lb/>
Benehmen Josephs; Besuch der Maria<lb/>
bei Elisabet.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head>§. 19.<lb/>
Abriss der verschiedenen, kanonischen und apokryphischen,<lb/>
Berichte.</head><lb/><p>In Bezug auf die nächste Herkunft Jesu ist in unsern<lb/>
kanonischen und apokryphischen Evangelien eine bedeu-<lb/>
tende Abstufung, ein Fortschritt vom Unbestimmten zum<lb/>
Bestimmten, vom Einfachen zum Ausgeschmückteren zu<lb/>
bemerken. Die unterste Stufe in Bezug auf die Ausführ-<lb/>
lichkeit nehmen Markus und Johannes ein: sie setzen die<lb/>
Geburt Jesu als gegeben voraus und begnügen sich, im<lb/>
Verlauf ihrer Erzählungen Maria als die Mutter (Marc.<lb/>
6, 3.) und Joseph als den Vater Jesu (Joh. 1, 46.) nam-<lb/>
haft zu machen. Höher stehen Matthäus und Lukas, wel-<lb/>
che die Entstehung der messianischen Person Jesu gene-<lb/>
tisch darstellen, indem sie seine Geburt sammt den die-<lb/>
selbe vorbereitenden Umständen berichten. Unter den ge-<lb/>
nannten Beiden selbst geht Lukas noch etwas höher hinauf<lb/>
als Matthäus. Dieser nämlich läſst Maria, als Verlobte Jo-<lb/>
sephs, schwanger befunden werden, und als nun hieran<lb/>
ihr Bräutigam Anstoſs nimmt, und damit umgeht, sie zu<lb/>
entlassen, wird er im Traume durch den Engel des Herrn<lb/>
von dem göttlichen Ursprung und der hohen Bestimmung<lb/>
der Leibesfrucht Maria's nach einer A. T.lichen Weissa-<lb/>
gung vergewissert, was die Folge hat, daſs er die Maria<lb/>
heurathet, doch bis zur Geburt Jesu nicht ehlich berührt<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#i">Das Leben Jesu I. Band.</hi> 9</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[129/0153]
Drittes Kapitel. §. 19.
Drittes Kapitel.
Verkündigung der Empfängniss Jesu;
Benehmen Josephs; Besuch der Maria
bei Elisabet.
§. 19.
Abriss der verschiedenen, kanonischen und apokryphischen,
Berichte.
In Bezug auf die nächste Herkunft Jesu ist in unsern
kanonischen und apokryphischen Evangelien eine bedeu-
tende Abstufung, ein Fortschritt vom Unbestimmten zum
Bestimmten, vom Einfachen zum Ausgeschmückteren zu
bemerken. Die unterste Stufe in Bezug auf die Ausführ-
lichkeit nehmen Markus und Johannes ein: sie setzen die
Geburt Jesu als gegeben voraus und begnügen sich, im
Verlauf ihrer Erzählungen Maria als die Mutter (Marc.
6, 3.) und Joseph als den Vater Jesu (Joh. 1, 46.) nam-
haft zu machen. Höher stehen Matthäus und Lukas, wel-
che die Entstehung der messianischen Person Jesu gene-
tisch darstellen, indem sie seine Geburt sammt den die-
selbe vorbereitenden Umständen berichten. Unter den ge-
nannten Beiden selbst geht Lukas noch etwas höher hinauf
als Matthäus. Dieser nämlich läſst Maria, als Verlobte Jo-
sephs, schwanger befunden werden, und als nun hieran
ihr Bräutigam Anstoſs nimmt, und damit umgeht, sie zu
entlassen, wird er im Traume durch den Engel des Herrn
von dem göttlichen Ursprung und der hohen Bestimmung
der Leibesfrucht Maria's nach einer A. T.lichen Weissa-
gung vergewissert, was die Folge hat, daſs er die Maria
heurathet, doch bis zur Geburt Jesu nicht ehlich berührt
Das Leben Jesu I. Band. 9
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/153>, abgerufen am 19.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.