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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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Der glaubige Christ betet in Pest-Zeiten.
Gebet.

STarcker und allmächtiger GOtt, groß
ist dein Zorn gegen die muthwillige
Sünder, welche sich durch deine Wohlthaten
nicht lassen zur Busse leiten; du handelst eine
Zeitlang mit den Menschen-Kindern als ein
liebreicher Vater, der die Ungehorsamen mit
vielem Verschonen zu sich locket, nachmals
aber, wann sie deine Gnade auf Muthwillen
ziehen, so beweisest du dich auch als ein stren-
ger Nichter: dieses erfahren wir jetzo auch,
gerechter Gott! wir hören, daß an vielen Or-
ten sich eine ansteckende Seuche hervor thue,
welche viele tausend Menschen dahin raffet, so
daß fast in jedem Hause Todte sind, und sich
nicht Hände genug finden, sie zu begraben.
Das macht dein Zorn, daß sie so verderben,
und dein Grimm, daß sie so plötzlich dahin
müssen. Haben wir nicht hohe Ursachen zu
befürchten, du werdest auch das um sich reis-
sende Ubel in unsere Gräntzen und in unsere
Stadt schicken? Wir dürffen, o eifriger
GOtt! gar nicht meynen, daß jene allein
Sünder vor andern sind, welche du diese
scharffe Ruthe lässest empfinden, wir müssen
vielmehr bekennen, daß wir werth sind, alle
also umzukommen, wie jene. Es findet sich
bey uns Sicherheit, Verachtung deines heili-
gen Worts, Halsstarrigkeit, Uppigkeit, Hu-
rerey, Ungerechtigkeit, Wollust, Stoltz, ja es

ist
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Der glaubige Chriſt betet in Peſt-Zeiten.
Gebet.

STarcker und allmaͤchtiger GOtt, groß
iſt dein Zorn gegen die muthwillige
Suͤnder, welche ſich durch deine Wohlthaten
nicht laſſen zur Buſſe leiten; du handelſt eine
Zeitlang mit den Menſchen-Kindern als ein
liebreicher Vater, der die Ungehorſamen mit
vielem Verſchonen zu ſich locket, nachmals
aber, wann ſie deine Gnade auf Muthwillen
ziehen, ſo beweiſeſt du dich auch als ein ſtren-
ger Nichter: dieſes erfahren wir jetzo auch,
gerechter Gott! wir hoͤren, daß an vielen Or-
ten ſich eine anſteckende Seuche hervor thue,
welche viele tauſend Menſchen dahin raffet, ſo
daß faſt in jedem Hauſe Todte ſind, und ſich
nicht Haͤnde genug finden, ſie zu begraben.
Das macht dein Zorn, daß ſie ſo verderben,
und dein Grimm, daß ſie ſo ploͤtzlich dahin
muͤſſen. Haben wir nicht hohe Urſachen zu
befuͤrchten, du werdeſt auch das um ſich reiſ-
ſende Ubel in unſere Graͤntzen und in unſere
Stadt ſchicken? Wir duͤrffen, o eifriger
GOtt! gar nicht meynen, daß jene allein
Suͤnder vor andern ſind, welche du dieſe
ſcharffe Ruthe laͤſſeſt empfinden, wir muͤſſen
vielmehr bekennen, daß wir werth ſind, alle
alſo umzukommen, wie jene. Es findet ſich
bey uns Sicherheit, Verachtung deines heili-
gen Worts, Halsſtarrigkeit, Uppigkeit, Hu-
rerey, Ungerechtigkeit, Wolluſt, Stoltz, ja es

iſt
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[775/0805] Der glaubige Chriſt betet in Peſt-Zeiten. Gebet. STarcker und allmaͤchtiger GOtt, groß iſt dein Zorn gegen die muthwillige Suͤnder, welche ſich durch deine Wohlthaten nicht laſſen zur Buſſe leiten; du handelſt eine Zeitlang mit den Menſchen-Kindern als ein liebreicher Vater, der die Ungehorſamen mit vielem Verſchonen zu ſich locket, nachmals aber, wann ſie deine Gnade auf Muthwillen ziehen, ſo beweiſeſt du dich auch als ein ſtren- ger Nichter: dieſes erfahren wir jetzo auch, gerechter Gott! wir hoͤren, daß an vielen Or- ten ſich eine anſteckende Seuche hervor thue, welche viele tauſend Menſchen dahin raffet, ſo daß faſt in jedem Hauſe Todte ſind, und ſich nicht Haͤnde genug finden, ſie zu begraben. Das macht dein Zorn, daß ſie ſo verderben, und dein Grimm, daß ſie ſo ploͤtzlich dahin muͤſſen. Haben wir nicht hohe Urſachen zu befuͤrchten, du werdeſt auch das um ſich reiſ- ſende Ubel in unſere Graͤntzen und in unſere Stadt ſchicken? Wir duͤrffen, o eifriger GOtt! gar nicht meynen, daß jene allein Suͤnder vor andern ſind, welche du dieſe ſcharffe Ruthe laͤſſeſt empfinden, wir muͤſſen vielmehr bekennen, daß wir werth ſind, alle alſo umzukommen, wie jene. Es findet ſich bey uns Sicherheit, Verachtung deines heili- gen Worts, Halsſtarrigkeit, Uppigkeit, Hu- rerey, Ungerechtigkeit, Wolluſt, Stoltz, ja es iſt C c c 4

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 775. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/805>, abgerufen am 21.12.2024.