Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

ARTIC. I. DIST. III. SECT. XLIV.
hafftig gemacht hätten. Nun in allen solchen sachen ists das beste und dem gewis-
sen gemässeste/ den theil zuerwehlen/ welcher der sicherste und die wenigste gefahr
der sünden sich findet. Der HErr lasse also nicht zu/ daß mein geliebter freund o-
der andere/ die ihn von hertzen suchen/ sich hierinnen versündige/ sondern gebe ihnen
gnade/ liecht und finsternüß zu unterscheiden/ und daß zu erwehlen/ womit sie we-
der sich noch andere verletzen. Wie er allein der jenige ist/ der die hertzen vest
machenkan. Jndessen gnade und huld zur erkäntnüß und vollbringung seines wil-
lens denselben treulich empfele. den 15. Decembr. 1687.

SECTIO XLIV.

An meinen guten freund/ der mich vieler dinge
erinnert. Willigkeit erinnerung anzunehmen. Ver-
läugnung des
Academischen hochmuths und studien: Dieser
nutzen. Geistlicher hochmuth.
Academische grade. Allge-
meine klagen der Propheten ob zu widerhohlen? Ob einige aus-
zunehmen? Andrer
Theologorum freundschafft. Worzu sie
nutze. Ubergang zu den creutzträgern.
Lutherus. Arndius.
Babel allein Rom mit dessen anhang. Meine studia heraldica
J. Betkius. Herman. Jungius.
Gifftheil. Trappe. Kuhlmann.
Jacob Böhme. Verlangen der gewißheit über ihn.
M. Holtz-
hausen. Ob wir aus Luthero einen abgott machen. Meine
gedancken über unsren jetzigen zustand. Welcherley mittel müs-
sen vorgeschlagen werden. Was noch auszurichten? Ob et-
was vergeblich zu versuchen. Annehmung der noth der armen.
Jsrael in der wüsten. Ob die Ungarn und Refor-
mirte in Franckreich verlassen wer-
den?

JCh habe in jahres frist unterschiedliche brieffe von demselben erhalten/ und
daraus seine liebe und sorge vor mich verstanden/ davor auch billichen und
schuldigen danck sage/ leugne aber nicht/ daß nicht nur die eigene viele ge-
schäffte u. nöthlge antwort-schreiben an die jenige/ die die jenige mir ertheilte gaben
zu ihrem unterricht ihnen nützlich oder nöthig achten/ denen also billich in hertzlicher
liebe zu dienen vor andern mich befleißigen solle/ mich von der antwort abgehalten/
sondern auch dieses eine ursach solches unterlassens gewesen/ daß ich offt nach ver-
lesen einiger schreiben kaum absehen können/ was die endliche meinung an mich

seye
Rrr 2

ARTIC. I. DIST. III. SECT. XLIV.
hafftig gemacht haͤtten. Nun in allen ſolchen ſachen iſts das beſte und dem gewiſ-
ſen gemaͤſſeſte/ den theil zuerwehlen/ welcher der ſicherſte und die wenigſte gefahr
der ſuͤnden ſich findet. Der HErr laſſe alſo nicht zu/ daß mein geliebter freund o-
der andere/ die ihn von hertzen ſuchen/ ſich hierinnen verſuͤndige/ ſondern gebe ihnen
gnade/ liecht und finſternuͤß zu unterſcheiden/ und daß zu eꝛwehlen/ womit ſie we-
der ſich noch andere verletzen. Wie er allein der jenige iſt/ der die hertzen veſt
machenkan. Jndeſſen gnade und huld zur erkaͤntnuͤß und vollbringung ſeines wil-
lens denſelben treulich empfele. den 15. Decembr. 1687.

SECTIO XLIV.

An meinen guten freund/ der mich vieler dinge
erinnert. Willigkeit erinnerung anzunehmen. Ver-
laͤugnung des
Academiſchen hochmuths und ſtudien: Dieſer
nutzen. Geiſtlicher hochmuth.
Academiſche grade. Allge-
meine klagen der Propheten ob zu widerhohlen? Ob einige aus-
zunehmen? Andrer
Theologorum freundſchafft. Worzu ſie
nutze. Ubergang zu den creutztraͤgern.
Lutherus. Arndius.
Babel allein Rom mit deſſen anhang. Meine ſtudia heraldica
J. Betkius. Herman. Jungius.
Gifftheil. Trappe. Kuhlmann.
Jacob Boͤhme. Verlangen der gewißheit uͤber ihn.
M. Holtz-
hauſen. Ob wir aus Luthero einen abgott machen. Meine
gedancken uͤber unſren jetzigen zuſtand. Welcherley mittel muͤſ-
ſen vorgeſchlagen werden. Was noch auszurichten? Ob et-
was vergeblich zu verſuchen. Annehmung der noth der armen.
Jſrael in der wuͤſten. Ob die Ungarn und Refor-
mirte in Franckreich verlaſſen wer-
den?

JCh habe in jahres friſt unterſchiedliche brieffe von demſelben erhalten/ und
daraus ſeine liebe und ſorge vor mich verſtanden/ davor auch billichen und
ſchuldigen danck ſage/ leugne aber nicht/ daß nicht nur die eigene viele ge-
ſchaͤffte u. noͤthlge antwort-ſchreiben an die jenige/ die die jenige mir ertheilte gaben
zu ihrem unterricht ihnen nuͤtzlich oder noͤthig achten/ denen alſo billich in hertzlicher
liebe zu dienen vor andern mich befleißigen ſolle/ mich von der antwort abgehalten/
ſondern auch dieſes eine urſach ſolches unterlaſſens geweſen/ daß ich offt nach ver-
leſen einiger ſchreiben kaum abſehen koͤnnen/ was die endliche meinung an mich

ſeye
Rrr 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0517" n="499"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ARTIC</hi>. I. DIST. III. <hi rendition="#g">SECT</hi>. XLIV.</hi></fw><lb/>
hafftig gemacht ha&#x0364;tten. Nun in allen &#x017F;olchen &#x017F;achen i&#x017F;ts das be&#x017F;te und dem gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en gema&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te/ den theil zuerwehlen/ welcher der &#x017F;icher&#x017F;te und die wenig&#x017F;te gefahr<lb/>
der &#x017F;u&#x0364;nden &#x017F;ich findet. Der HErr la&#x017F;&#x017F;e al&#x017F;o nicht zu/ daß mein geliebter freund o-<lb/>
der andere/ die ihn von hertzen &#x017F;uchen/ &#x017F;ich hierinnen ver&#x017F;u&#x0364;ndige/ &#x017F;ondern gebe ihnen<lb/>
gnade/ liecht und fin&#x017F;ternu&#x0364;ß zu unter&#x017F;cheiden/ und daß zu e&#xA75B;wehlen/ womit &#x017F;ie we-<lb/>
der &#x017F;ich noch andere verletzen. Wie er allein der jenige i&#x017F;t/ der die hertzen ve&#x017F;t<lb/>
machenkan. Jnde&#x017F;&#x017F;en gnade und huld zur erka&#x0364;ntnu&#x0364;ß und vollbringung &#x017F;eines wil-<lb/>
lens den&#x017F;elben treulich empfele. den 15. Decembr. 1687.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO</hi> XLIV.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">A</hi>n meinen guten freund/ der mich vieler dinge<lb/>
erinnert. Willigkeit erinnerung anzunehmen. Ver-<lb/>
la&#x0364;ugnung des</hi><hi rendition="#aq">Academi</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;chen hochmuths und</hi><hi rendition="#aq">&#x017F;tudi</hi><hi rendition="#fr">en: Die&#x017F;er<lb/>
nutzen. Gei&#x017F;tlicher hochmuth.</hi><hi rendition="#aq">Academi</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;che grade. Allge-<lb/>
meine klagen der Propheten ob zu widerhohlen? Ob einige aus-<lb/>
zunehmen? Andrer</hi><hi rendition="#aq">Theologorum</hi><hi rendition="#fr">freund&#x017F;chafft. Worzu &#x017F;ie<lb/>
nutze. Ubergang zu den creutztra&#x0364;gern.</hi><hi rendition="#aq">Lutherus. Arndius.</hi><lb/>
Babel allein Rom mit de&#x017F;&#x017F;en anhang. Meine <hi rendition="#aq">&#x017F;tudia heraldica<lb/>
J. Betkius. Herman. Jungius.</hi> <hi rendition="#fr">Gifftheil. Trappe. Kuhlmann.<lb/>
Jacob Bo&#x0364;hme. Verlangen der gewißheit u&#x0364;ber ihn.</hi> <hi rendition="#aq">M.</hi> <hi rendition="#fr">Holtz-<lb/>
hau&#x017F;en. Ob wir aus Luthero einen abgott machen. Meine<lb/>
gedancken u&#x0364;ber un&#x017F;ren jetzigen zu&#x017F;tand. Welcherley mittel mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en vorge&#x017F;chlagen werden. Was noch auszurichten? Ob et-<lb/>
was vergeblich zu ver&#x017F;uchen. Annehmung der noth der armen.<lb/>
J&#x017F;rael in der wu&#x0364;&#x017F;ten. Ob die Ungarn und Refor-<lb/>
mirte in Franckreich verla&#x017F;&#x017F;en wer-<lb/>
den?</hi></hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>Ch habe in jahres fri&#x017F;t unter&#x017F;chiedliche brieffe von dem&#x017F;elben erhalten/ und<lb/>
daraus &#x017F;eine liebe und &#x017F;orge vor mich ver&#x017F;tanden/ davor auch billichen und<lb/>
&#x017F;chuldigen danck &#x017F;age/ leugne aber nicht/ daß nicht nur die eigene viele ge-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ffte u. no&#x0364;thlge antwort-&#x017F;chreiben an die jenige/ die die jenige mir ertheilte gaben<lb/>
zu ihrem unterricht ihnen nu&#x0364;tzlich oder no&#x0364;thig achten/ denen al&#x017F;o billich in hertzlicher<lb/>
liebe zu dienen vor andern mich befleißigen &#x017F;olle/ mich von der antwort abgehalten/<lb/>
&#x017F;ondern auch die&#x017F;es eine ur&#x017F;ach &#x017F;olches unterla&#x017F;&#x017F;ens gewe&#x017F;en/ daß ich offt nach ver-<lb/>
le&#x017F;en einiger &#x017F;chreiben kaum ab&#x017F;ehen ko&#x0364;nnen/ was die endliche meinung an mich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Rrr 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eye</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[499/0517] ARTIC. I. DIST. III. SECT. XLIV. hafftig gemacht haͤtten. Nun in allen ſolchen ſachen iſts das beſte und dem gewiſ- ſen gemaͤſſeſte/ den theil zuerwehlen/ welcher der ſicherſte und die wenigſte gefahr der ſuͤnden ſich findet. Der HErr laſſe alſo nicht zu/ daß mein geliebter freund o- der andere/ die ihn von hertzen ſuchen/ ſich hierinnen verſuͤndige/ ſondern gebe ihnen gnade/ liecht und finſternuͤß zu unterſcheiden/ und daß zu eꝛwehlen/ womit ſie we- der ſich noch andere verletzen. Wie er allein der jenige iſt/ der die hertzen veſt machenkan. Jndeſſen gnade und huld zur erkaͤntnuͤß und vollbringung ſeines wil- lens denſelben treulich empfele. den 15. Decembr. 1687. SECTIO XLIV. An meinen guten freund/ der mich vieler dinge erinnert. Willigkeit erinnerung anzunehmen. Ver- laͤugnung des Academiſchen hochmuths und ſtudien: Dieſer nutzen. Geiſtlicher hochmuth. Academiſche grade. Allge- meine klagen der Propheten ob zu widerhohlen? Ob einige aus- zunehmen? Andrer Theologorum freundſchafft. Worzu ſie nutze. Ubergang zu den creutztraͤgern. Lutherus. Arndius. Babel allein Rom mit deſſen anhang. Meine ſtudia heraldica J. Betkius. Herman. Jungius. Gifftheil. Trappe. Kuhlmann. Jacob Boͤhme. Verlangen der gewißheit uͤber ihn. M. Holtz- hauſen. Ob wir aus Luthero einen abgott machen. Meine gedancken uͤber unſren jetzigen zuſtand. Welcherley mittel muͤſ- ſen vorgeſchlagen werden. Was noch auszurichten? Ob et- was vergeblich zu verſuchen. Annehmung der noth der armen. Jſrael in der wuͤſten. Ob die Ungarn und Refor- mirte in Franckreich verlaſſen wer- den? JCh habe in jahres friſt unterſchiedliche brieffe von demſelben erhalten/ und daraus ſeine liebe und ſorge vor mich verſtanden/ davor auch billichen und ſchuldigen danck ſage/ leugne aber nicht/ daß nicht nur die eigene viele ge- ſchaͤffte u. noͤthlge antwort-ſchreiben an die jenige/ die die jenige mir ertheilte gaben zu ihrem unterricht ihnen nuͤtzlich oder noͤthig achten/ denen alſo billich in hertzlicher liebe zu dienen vor andern mich befleißigen ſolle/ mich von der antwort abgehalten/ ſondern auch dieſes eine urſach ſolches unterlaſſens geweſen/ daß ich offt nach ver- leſen einiger ſchreiben kaum abſehen koͤnnen/ was die endliche meinung an mich ſeye Rrr 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/517
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/517>, abgerufen am 30.12.2024.