Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. II. SECTIO XXVIII. zunehmen; in welcher art des verfahrens ich allezeit/ auffs wenigste vor mei-ne person/ am leichtesten mich zu ruhe habe begeben können/ und es deßwe- gen immer in meinen eigenen vocationen darauff ankommen laßen/ deßen mich auch noch nicht reuet. Den liebsten Vater u. weisesten regirer seiner kinder ruffe hertzlich an/ daß wo er nicht schon bereits selbs seinen willen zuerkennen gegeben hat/ er das gantze werck und alle die darmit zu thun haben werden/ dahin regiere/ wie geliebten bruders gaben am reichlichsten in seinem segen können fruchtbar gemacht/ und seine ehre an ihm am meisten vergrös- sert werden. 1694. SECTIO XXVIII. Als einer anhaltender unpäßlichkeit halben sein schul-amt resigniren wolte. JCh bedaure von hertzen die beklagte langwierige leibes-unpäßlichkeit/ di- D d d d 3
ARTIC. II. SECTIO XXVIII. zunehmen; in welcher art des verfahrens ich allezeit/ auffs wenigſte vor mei-ne perſon/ am leichteſten mich zu ruhe habe begeben koͤnnen/ und es deßwe- gen immer in meinen eigenen vocationen darauff ankommen laßen/ deßen mich auch noch nicht reuet. Den liebſten Vater u. weiſeſten regirer ſeiner kinder ruffe hertzlich an/ daß wo er nicht ſchon bereits ſelbs ſeinen willen zuerkennen gegeben hat/ er das gantze werck und alle die darmit zu thun haben werden/ dahin regiere/ wie geliebten bruders gaben am reichlichſten in ſeinem ſegen koͤnnen fruchtbar gemacht/ und ſeine ehre an ihm am meiſten vergroͤſ- ſert werden. 1694. SECTIO XXVIII. Als einer anhaltender unpaͤßlichkeit halben ſein ſchul-amt reſigniren wolte. JCh bedaure von hertzen die beklagte langwierige leibes-unpaͤßlichkeit/ di- D d d d 3
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ARTIC. II. SECTIO XXVIII.
zunehmen; in welcher art des verfahrens ich allezeit/ auffs wenigſte vor mei-
ne perſon/ am leichteſten mich zu ruhe habe begeben koͤnnen/ und es deßwe-
gen immer in meinen eigenen vocationen darauff ankommen laßen/ deßen
mich auch noch nicht reuet. Den liebſten Vater u. weiſeſten regirer ſeiner kinder
ruffe hertzlich an/ daß wo er nicht ſchon bereits ſelbs ſeinen willen zuerkennen
gegeben hat/ er das gantze werck und alle die darmit zu thun haben werden/
dahin regiere/ wie geliebten bruders gaben am reichlichſten in ſeinem
ſegen koͤnnen fruchtbar gemacht/ und ſeine ehre an ihm am meiſten vergroͤſ-
ſert werden. 1694.
SECTIO XXVIII.
Als einer anhaltender unpaͤßlichkeit halben ſein
ſchul-amt reſigniren wolte.
JCh bedaure von hertzen die beklagte langwierige leibes-unpaͤßlichkeit/
und wuͤnſche hertzlich von demjenigen/ von dem unſer todt und leben
kom̃t/ daß er zum allerfoͤrderſten an dem innern menſchen das jenige/
was an dem eußerlichen abgehet/ in gnaden erſetzen/ und denſelben deſto mehr
ſtaͤrcken/ nechſt dem aber auch/ wo es ſeinem vaͤterlichen willen gemaͤß iſt/ mit
bißher ausgeſtandenem ein vergnuͤgen haben/ die ſchwachheit wegnehmen/
auffs neue gute geſundheit ſchencken/ und alsdenn ſie zu ſeinen ehren ſo viel
unverhinderter anzuwenden das vermoͤgen verleihen/ oder wo er denſelben
laͤnger in dieſer gedult- und glaubens-ſchul zu halten noͤthig findet/ mit ſei-
nem geiſt beyſtehen/ ſeinen willen in allem zu erkennen geben/ und alles zu ſei-
nen ehren richten wolle. Den verlangten rath anlangend/ wo man deßen
annoch benoͤthiget/ ſo iſt deßwegen faſt uͤbel einer zufinden/ weil die bewand-
niß der kranckheit nicht aus getrucket/ und alſo darauß was vor menſchliche
hoffnung der reconvaleſcenz waͤre/ nicht abzunehmen iſt. Jch will mich alſo
in kurtzem faßen 1. Wird noͤthig ſeyn/ ſo ich zwahr ohne daß geſchehen zuſeyn/
das vertrauen trage/ den himmliſchen Vater hertzlich anzuruffen/ daß derſel-
be ſelbſt die hertzen allerſeits zu erkaͤntnuͤß ſeines willens lencken wolle/ mit
kindlicher unterwerffung ſich alles gefaͤllig ſeyn zulaßen/ was er beſchloßen
haben werde. 2. Nechſt dem ſolle billig ein Chriſtl. und verſtaͤndiger Medicus
zu rath gezogen werden/ der ſein urtheil mit gutem grund von der kranckheit
ſonderlich darinnen gebe/ eins theils ob menſchlicher weiſe eine voͤllige und
ſolche reconvaleſcenz zu hoffen ſeye/ daß das amt wieder mit der jugend und
der gemeinde vergnuͤgung verrichtet werden koͤnte/ andern theils/ ob ſolche
wiedergeneſung/ nachdem aus der natur und kunſt geurtheilet werden kan/
bald zuerwarten/ oder auff lange hinaus zuſetzen waͤre. 3. Koͤnte der Me-
di-
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/597>, abgerufen am 22.07.2024. |