Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Das andere Capitel.
dicus keine hoffnung einer beständigen gesundheit wieder geben/ oder die-
selbe nicht anders als noch sehr weit hinaus setzen/ so sehe ich solches an/ als
daß GOtt/ welcher zwahr denselben zu seiner stelle gesetzet/ hiedurch seinen
andern willen zeigte/ nemlich ihm wiederum vacanz davon zugeben: und mü-
ste darinnen das ansehen der versäumniß/ welche bey der jugend zusorgen
wäre/ wo es noch lange anhalten solte/ allen übrigen rationibus billig vor-
tringen/ und würde so wohl der rath/ (gleichwohl auch so viel in deßen vermö-
gen/ mit beweisung schuldiger liebe in diesem fall/ da derselbe ohne verschul-
den seines amts loß werden müste) auff eine änderung müßen bedacht seyn/
als auch der Hr. selbst zur resignation zu schreiten nicht difficultiren. 4. Sol-
te aber der Medicus gute hoffnung geben können/ und ob wohl den termi-
num
nicht eigenlich determiniren/ iedoch als viel aus natürlichen ursachen
vorgesehen werden mag/ nicht allzuweit hinaus setzen/ so wäre darauff zu-
gedencken/ ob etwa die last/ so dem Rectori zu schwehr fiele/ durch einen stu-
diosum
etzlicher maßen erleichtert/ und der jugend bestes so viel weniger ver-
säumet zu werden/ verhoffet werden möchte/ biß die von dem GOtt des le-
bens demselben zu seiner wiederauffrichtung gesetzte zeit verhanden seyn/
und er als dann so wohl mit neuen kräfften/ sein amt wieder antretten/ als
auch die vorige versäumte zeit in göttlichem seegen wieder einbringen möchte.
Hingegen 5. finde ich in solchem zustand die resignation nicht rathsam/ noch
hätte sich der rath zu beschwehren/ sondern gern mit davor sorgen zuhelffen/
daß obgedachtes mittel zu werck gerichtet würde. Dieses sind meine vor-
schläge und meinung in vorgestelltem deßen casu: mir solte aber lieb seyn/
wo dieser mein rath sofern zu spät käme/ daß GOtt bereits auch leibliche
hülffe verschaffet/ und denselben in sein amt wieder gesetzet haben solte/ oder
solches bald geschehe. etc. 1692.

SECTIO XXIX.
Ob die gemeinden wegen der bösen zu verlassen.
Ob noch in alle welt auszugehen? Von Hermanno Jungio.
Von verwerffung der Academien und studiorum. Von
gericht über unsre kirche. Von Horbio.

DAs manuscriptum unsers geliebten Herrn Hermanni Jungii hat mich
hertzlich vergnügt/ wie dann die arbeit gründlich und nachtrücklich ist.
Aber bekenne dabey/ daß nicht nur die viel aus dem Holländischen
noch übrige uns ober-teutschen gantz ungewöhnliche wort die schrifft sehr
schwehr machen/ sondern der gesamte stylus also bewandt/ daß wegen der
kurtzen red-art ich sorgen muß/ daß schwehrlich viele leser nutzen davon haben

wür-

Das andere Capitel.
dicus keine hoffnung einer beſtaͤndigen geſundheit wieder geben/ oder die-
ſelbe nicht anders als noch ſehr weit hinaus ſetzen/ ſo ſehe ich ſolches an/ als
daß GOtt/ welcher zwahr denſelben zu ſeiner ſtelle geſetzet/ hiedurch ſeinen
andern willen zeigte/ nemlich ihm wiederum vacanz davon zugeben: und muͤ-
ſte darinnen das anſehen der verſaͤumniß/ welche bey der jugend zuſorgen
waͤre/ wo es noch lange anhalten ſolte/ allen uͤbrigen rationibus billig vor-
tringen/ und wuͤrde ſo wohl der rath/ (gleichwohl auch ſo viel in deßen vermoͤ-
gen/ mit beweiſung ſchuldiger liebe in dieſem fall/ da derſelbe ohne verſchul-
den ſeines amts loß werden muͤſte) auff eine aͤnderung muͤßen bedacht ſeyn/
als auch der Hr. ſelbſt zur reſignation zu ſchreiten nicht difficultiren. 4. Sol-
te aber der Medicus gute hoffnung geben koͤnnen/ und ob wohl den termi-
num
nicht eigenlich determiniren/ iedoch als viel aus natuͤrlichen urſachen
vorgeſehen werden mag/ nicht allzuweit hinaus ſetzen/ ſo waͤre darauff zu-
gedencken/ ob etwa die laſt/ ſo dem Rectori zu ſchwehr fiele/ durch einen ſtu-
dioſum
etzlicher maßen erleichtert/ und der jugend beſtes ſo viel weniger ver-
ſaͤumet zu werden/ verhoffet werden moͤchte/ biß die von dem GOtt des le-
bens demſelben zu ſeiner wiederauffrichtung geſetzte zeit verhanden ſeyn/
und er als dann ſo wohl mit neuen kraͤfften/ ſein amt wieder antretten/ als
auch die vorige verſaͤumte zeit in goͤttlichem ſeegen wieder einbringen moͤchte.
Hingegen 5. finde ich in ſolchem zuſtand die reſignation nicht rathſam/ noch
haͤtte ſich der rath zu beſchwehren/ ſondern gern mit davor ſorgen zuhelffen/
daß obgedachtes mittel zu werck gerichtet wuͤrde. Dieſes ſind meine vor-
ſchlaͤge und meinung in vorgeſtelltem deßen caſu: mir ſolte aber lieb ſeyn/
wo dieſer mein rath ſofern zu ſpaͤt kaͤme/ daß GOtt bereits auch leibliche
huͤlffe verſchaffet/ und denſelben in ſein amt wieder geſetzet haben ſolte/ oder
ſolches bald geſchehe. ꝛc. 1692.

SECTIO XXIX.
Ob die gemeinden wegen der boͤſen zu verlaſſen.
Ob noch in alle welt auszugehen? Von Hermanno Jungio.
Von verwerffung der Academien und ſtudiorum. Von
gericht uͤber unſre kirche. Von Horbio.

DAs manuſcriptum unſers geliebten Herrn Hermanni Jungii hat mich
hertzlich vergnuͤgt/ wie dann die arbeit gruͤndlich und nachtruͤcklich iſt.
Aber bekenne dabey/ daß nicht nur die viel aus dem Hollaͤndiſchen
noch uͤbrige uns ober-teutſchen gantz ungewoͤhnliche wort die ſchrifft ſehr
ſchwehr machen/ ſondern der geſamte ſtylus alſo bewandt/ daß wegen der
kurtzen red-art ich ſorgen muß/ daß ſchwehrlich viele leſer nutzen davon haben

wuͤr-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0598" n="582"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das andere Capitel.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">dicus</hi> keine hoffnung einer be&#x017F;ta&#x0364;ndigen ge&#x017F;undheit wieder geben/ oder die-<lb/>
&#x017F;elbe nicht anders als noch &#x017F;ehr weit hinaus &#x017F;etzen/ &#x017F;o &#x017F;ehe ich &#x017F;olches an/ als<lb/>
daß GOtt/ welcher zwahr den&#x017F;elben zu &#x017F;einer &#x017F;telle ge&#x017F;etzet/ hiedurch &#x017F;einen<lb/>
andern willen zeigte/ nemlich ihm wiederum <hi rendition="#aq">vacanz</hi> davon zugeben: und mu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;te darinnen das an&#x017F;ehen der ver&#x017F;a&#x0364;umniß/ welche bey der jugend zu&#x017F;orgen<lb/>
wa&#x0364;re/ wo es noch lange anhalten &#x017F;olte/ allen u&#x0364;brigen <hi rendition="#aq">rationibus</hi> billig vor-<lb/>
tringen/ und wu&#x0364;rde &#x017F;o wohl der rath/ (gleichwohl auch &#x017F;o viel in deßen vermo&#x0364;-<lb/>
gen/ mit bewei&#x017F;ung &#x017F;chuldiger liebe in die&#x017F;em fall/ da der&#x017F;elbe ohne ver&#x017F;chul-<lb/>
den &#x017F;eines amts loß werden mu&#x0364;&#x017F;te) auff eine a&#x0364;nderung mu&#x0364;ßen bedacht &#x017F;eyn/<lb/>
als auch der Hr. &#x017F;elb&#x017F;t zur <hi rendition="#aq">re&#x017F;ignation</hi> zu &#x017F;chreiten nicht <hi rendition="#aq">difficulti</hi>ren. 4. Sol-<lb/>
te aber der <hi rendition="#aq">Medicus</hi> gute hoffnung geben ko&#x0364;nnen/ und ob wohl den <hi rendition="#aq">termi-<lb/>
num</hi> nicht eigenlich <hi rendition="#aq">determini</hi>ren/ iedoch als viel aus natu&#x0364;rlichen ur&#x017F;achen<lb/>
vorge&#x017F;ehen werden mag/ nicht allzuweit hinaus &#x017F;etzen/ &#x017F;o wa&#x0364;re darauff zu-<lb/>
gedencken/ ob etwa die la&#x017F;t/ &#x017F;o dem <hi rendition="#aq">Rectori</hi> zu &#x017F;chwehr fiele/ durch einen <hi rendition="#aq">&#x017F;tu-<lb/>
dio&#x017F;um</hi> etzlicher maßen erleichtert/ und der jugend be&#x017F;tes &#x017F;o viel weniger ver-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;umet zu werden/ verhoffet werden mo&#x0364;chte/ biß die von dem GOtt des le-<lb/>
bens dem&#x017F;elben zu &#x017F;einer wiederauffrichtung ge&#x017F;etzte zeit verhanden &#x017F;eyn/<lb/>
und er als dann &#x017F;o wohl mit neuen kra&#x0364;fften/ &#x017F;ein amt wieder antretten/ als<lb/>
auch die vorige ver&#x017F;a&#x0364;umte zeit in go&#x0364;ttlichem &#x017F;eegen wieder einbringen mo&#x0364;chte.<lb/>
Hingegen 5. finde ich in &#x017F;olchem zu&#x017F;tand die <hi rendition="#aq">re&#x017F;ignation</hi> nicht rath&#x017F;am/ noch<lb/>
ha&#x0364;tte &#x017F;ich der rath zu be&#x017F;chwehren/ &#x017F;ondern gern mit davor &#x017F;orgen zuhelffen/<lb/>
daß obgedachtes mittel zu werck gerichtet wu&#x0364;rde. Die&#x017F;es &#x017F;ind meine vor-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;ge und meinung in vorge&#x017F;telltem deßen <hi rendition="#aq">ca&#x017F;u:</hi> mir &#x017F;olte aber lieb &#x017F;eyn/<lb/>
wo die&#x017F;er mein rath &#x017F;ofern zu &#x017F;pa&#x0364;t ka&#x0364;me/ daß GOtt bereits auch leibliche<lb/>
hu&#x0364;lffe ver&#x017F;chaffet/ und den&#x017F;elben in &#x017F;ein amt wieder ge&#x017F;etzet haben &#x017F;olte/ oder<lb/>
&#x017F;olches bald ge&#x017F;chehe. &#xA75B;c. 1692.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO</hi> XXIX.</hi><lb/>
Ob die gemeinden wegen der bo&#x0364;&#x017F;en zu verla&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Ob noch in alle welt auszugehen? Von <hi rendition="#aq">Hermanno Jungio.</hi><lb/>
Von verwerffung der Academien und <hi rendition="#aq">&#x017F;tudiorum.</hi> Von<lb/>
gericht u&#x0364;ber un&#x017F;re kirche. Von <hi rendition="#aq">Horbio.</hi></hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>As <hi rendition="#aq">manu&#x017F;criptum</hi> un&#x017F;ers geliebten Herrn Hermanni Jungii hat mich<lb/>
hertzlich vergnu&#x0364;gt/ wie dann die arbeit gru&#x0364;ndlich und nachtru&#x0364;cklich i&#x017F;t.<lb/>
Aber bekenne dabey/ daß nicht nur die viel aus dem Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen<lb/>
noch u&#x0364;brige uns ober-teut&#x017F;chen gantz ungewo&#x0364;hnliche wort die &#x017F;chrifft &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;chwehr machen/ &#x017F;ondern der ge&#x017F;amte <hi rendition="#aq">&#x017F;tylus</hi> al&#x017F;o bewandt/ daß wegen der<lb/>
kurtzen red-art ich &#x017F;orgen muß/ daß &#x017F;chwehrlich viele le&#x017F;er nutzen davon haben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;r-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[582/0598] Das andere Capitel. dicus keine hoffnung einer beſtaͤndigen geſundheit wieder geben/ oder die- ſelbe nicht anders als noch ſehr weit hinaus ſetzen/ ſo ſehe ich ſolches an/ als daß GOtt/ welcher zwahr denſelben zu ſeiner ſtelle geſetzet/ hiedurch ſeinen andern willen zeigte/ nemlich ihm wiederum vacanz davon zugeben: und muͤ- ſte darinnen das anſehen der verſaͤumniß/ welche bey der jugend zuſorgen waͤre/ wo es noch lange anhalten ſolte/ allen uͤbrigen rationibus billig vor- tringen/ und wuͤrde ſo wohl der rath/ (gleichwohl auch ſo viel in deßen vermoͤ- gen/ mit beweiſung ſchuldiger liebe in dieſem fall/ da derſelbe ohne verſchul- den ſeines amts loß werden muͤſte) auff eine aͤnderung muͤßen bedacht ſeyn/ als auch der Hr. ſelbſt zur reſignation zu ſchreiten nicht difficultiren. 4. Sol- te aber der Medicus gute hoffnung geben koͤnnen/ und ob wohl den termi- num nicht eigenlich determiniren/ iedoch als viel aus natuͤrlichen urſachen vorgeſehen werden mag/ nicht allzuweit hinaus ſetzen/ ſo waͤre darauff zu- gedencken/ ob etwa die laſt/ ſo dem Rectori zu ſchwehr fiele/ durch einen ſtu- dioſum etzlicher maßen erleichtert/ und der jugend beſtes ſo viel weniger ver- ſaͤumet zu werden/ verhoffet werden moͤchte/ biß die von dem GOtt des le- bens demſelben zu ſeiner wiederauffrichtung geſetzte zeit verhanden ſeyn/ und er als dann ſo wohl mit neuen kraͤfften/ ſein amt wieder antretten/ als auch die vorige verſaͤumte zeit in goͤttlichem ſeegen wieder einbringen moͤchte. Hingegen 5. finde ich in ſolchem zuſtand die reſignation nicht rathſam/ noch haͤtte ſich der rath zu beſchwehren/ ſondern gern mit davor ſorgen zuhelffen/ daß obgedachtes mittel zu werck gerichtet wuͤrde. Dieſes ſind meine vor- ſchlaͤge und meinung in vorgeſtelltem deßen caſu: mir ſolte aber lieb ſeyn/ wo dieſer mein rath ſofern zu ſpaͤt kaͤme/ daß GOtt bereits auch leibliche huͤlffe verſchaffet/ und denſelben in ſein amt wieder geſetzet haben ſolte/ oder ſolches bald geſchehe. ꝛc. 1692. SECTIO XXIX. Ob die gemeinden wegen der boͤſen zu verlaſſen. Ob noch in alle welt auszugehen? Von Hermanno Jungio. Von verwerffung der Academien und ſtudiorum. Von gericht uͤber unſre kirche. Von Horbio. DAs manuſcriptum unſers geliebten Herrn Hermanni Jungii hat mich hertzlich vergnuͤgt/ wie dann die arbeit gruͤndlich und nachtruͤcklich iſt. Aber bekenne dabey/ daß nicht nur die viel aus dem Hollaͤndiſchen noch uͤbrige uns ober-teutſchen gantz ungewoͤhnliche wort die ſchrifft ſehr ſchwehr machen/ ſondern der geſamte ſtylus alſo bewandt/ daß wegen der kurtzen red-art ich ſorgen muß/ daß ſchwehrlich viele leſer nutzen davon haben wuͤr-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/598
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/598>, abgerufen am 03.12.2024.