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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Das erste Capitel.
vorgebeuget werden kan/ welche die terminos genau verstehet/ und also vor-
sichtig zu gebrauchen weiß. Wenn wir nun/ wo wir an einem ort sind/ die
sprachen lernen/ ja gar wo wir mit gewisser profession leuten/ die ihre ter-
minos artis
haben/ umgehen müssen/ uns verbunden finden/ solche sprachen
oder redens arten zu begreiffen/ damit man beiderseits untereinander so viel
ungehinderter handeln könne/ welches die liebe erfordert/ daß man den ge-
vrauch von sich dem nechsten so viel leichter mache/ so achte/ daß eben diese ab-
sicht unsrer kirche/ welche dieser terminorum gewohnet ist/ uns nicht frem-
de zu machen/ erfordere/ daß wir uns beyzeiten gewähnen/ dieselbe auch recht
gebrauchen zu können. Jch versichere mich auch/ daß gute freunde zu seiner
zeit den nutzen dieses raths leicht erfahren werden. 1689.

SECTIO LXV.
Ungemeine wirckungen GOttes in einigen see-
len. Durch gute gerüchte und böse
gerüchte.

DJe materie/ daß nemlich GOtt in einer gläubigen seele zuweilen der-
gleichen dinge wircke/ die nicht gemein sind/ und wobey die natur und
menschlicher fleiß nichts thun/ ist eine so ausgemachte sache/ daß ich
nicht sehe/ wie man mit einigem ziemlichen schein solches widersprechen könte:
auch wird hin und wieder von Christlichen Theologis etwas dessen sich antref-
fen lassen/ ob ich wohl bekenne/ daß eben nicht so fleißig gewesen/ dergleichen
stellen anzumercken. Eine sonderlich unter den ältern erinnere mich; in dem D.
Lucas Osiander
in seiner bekanten auslegung (welche aller orten gebräuchlich
und auch in das teutsche versetzet worden) über 2. Cor. 12/2. 3. 4. schreibet:
Reperiuntur autem hodie pii quidem homines (pauci tamen) quibus Deus
aliquem vitae aeternae gustum etiam in hac vita praebet.
Welchen vorge-
schmack der Christliche mann auch also verstanden haben muß/ daß er einige
gleichförmigkeit mit der Paulinischen entzuckung habe. Was der liebe Arn-
dius
davon hat ist sonderlich auch Lib. 2. cap. 20. und Lib. 3. c. 6. zu sehen/ und
rettet denselben der wohlverdiente Varenius kräfftig/ sonderlich was das
übernatürliche gebet anlanget P. I. p. 675. u. f. Welche rettung/ wie sie
vieles zu den materien/ die das innere Christenthum angehen/ handelt/ ich
auff verlangen gern communiciren will. Es gedencket auch davon D. Lüt-
kemann/ im Vorgeschmack göttlicher güte
P. 2. in der 19. betrachtung
p. m. 717. D. Müller Liebes-kuß P. 1. c. 13. p. 303. Es fället mir hiebey
in die hand auch ein ort in der prüffung des geistes Eliä Praetorii, so von den
Ministeriis zu Lübeck/ Hamburg und Lüneburg 1656. ausgegeben worden und

son-

Das erſte Capitel.
vorgebeuget werden kan/ welche die terminos genau verſtehet/ und alſo vor-
ſichtig zu gebrauchen weiß. Wenn wir nun/ wo wir an einem ort ſind/ die
ſprachen lernen/ ja gar wo wir mit gewiſſer profeſſion leuten/ die ihre ter-
minos artis
haben/ umgehen muͤſſen/ uns verbunden finden/ ſolche ſprachen
oder redens arten zu begreiffen/ damit man beiderſeits untereinander ſo viel
ungehinderter handeln koͤnne/ welches die liebe erfordert/ daß man den ge-
vrauch von ſich dem nechſten ſo viel leichter mache/ ſo achte/ daß eben dieſe ab-
ſicht unſrer kirche/ welche dieſer terminorum gewohnet iſt/ uns nicht frem-
de zu machen/ erfordere/ daß wir uns beyzeiten gewaͤhnen/ dieſelbe auch recht
gebrauchen zu koͤnnen. Jch verſichere mich auch/ daß gute freunde zu ſeiner
zeit den nutzen dieſes raths leicht erfahren werden. 1689.

SECTIO LXV.
Ungemeine wirckungen GOttes in einigen ſee-
len. Durch gute geruͤchte und boͤſe
geruͤchte.

DJe materie/ daß nemlich GOtt in einer glaͤubigen ſeele zuweilen der-
gleichen dinge wircke/ die nicht gemein ſind/ und wobey die natur und
menſchlicher fleiß nichts thun/ iſt eine ſo ausgemachte ſache/ daß ich
nicht ſehe/ wie man mit einigem ziemlichen ſchein ſolches widerſprechen koͤnte:
auch wird hin und wieder von Chriſtlichen Theologis etwas deſſen ſich antref-
fen laſſen/ ob ich wohl bekenne/ daß eben nicht ſo fleißig geweſen/ dergleichen
ſtellen anzumercken. Eine ſonderlich unter den aͤltern erinnere mich; in dem D.
Lucas Oſiander
in ſeiner bekanten auslegung (welche aller orten gebraͤuchlich
und auch in das teutſche verſetzet worden) uͤber 2. Cor. 12/2. 3. 4. ſchreibet:
Reperiuntur autem hodie pii quidem homines (pauci tamen) quibus Deus
aliquem vitæ æternæ guſtum etiam in hac vita præbet.
Welchen vorge-
ſchmack der Chriſtliche mann auch alſo verſtanden haben muß/ daß er einige
gleichfoͤrmigkeit mit der Pauliniſchen entzuckung habe. Was der liebe Arn-
dius
davon hat iſt ſonderlich auch Lib. 2. cap. 20. und Lib. 3. c. 6. zu ſehen/ und
rettet denſelben der wohlverdiente Varenius kraͤfftig/ ſonderlich was das
uͤbernatuͤrliche gebet anlanget P. I. p. 675. u. f. Welche rettung/ wie ſie
vieles zu den materien/ die das innere Chriſtenthum angehen/ handelt/ ich
auff verlangen gern communiciren will. Es gedencket auch davon D. Luͤt-
kemann/ im Vorgeſchmack goͤttlicher guͤte
P. 2. in der 19. betrachtung
p. m. 717. D. Muͤller Liebes-kuß P. 1. c. 13. p. 303. Es faͤllet mir hiebey
in die hand auch ein ort in der pruͤffung des geiſtes Eliaͤ Prætorii, ſo von den
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[298/0314] Das erſte Capitel. vorgebeuget werden kan/ welche die terminos genau verſtehet/ und alſo vor- ſichtig zu gebrauchen weiß. Wenn wir nun/ wo wir an einem ort ſind/ die ſprachen lernen/ ja gar wo wir mit gewiſſer profeſſion leuten/ die ihre ter- minos artis haben/ umgehen muͤſſen/ uns verbunden finden/ ſolche ſprachen oder redens arten zu begreiffen/ damit man beiderſeits untereinander ſo viel ungehinderter handeln koͤnne/ welches die liebe erfordert/ daß man den ge- vrauch von ſich dem nechſten ſo viel leichter mache/ ſo achte/ daß eben dieſe ab- ſicht unſrer kirche/ welche dieſer terminorum gewohnet iſt/ uns nicht frem- de zu machen/ erfordere/ daß wir uns beyzeiten gewaͤhnen/ dieſelbe auch recht gebrauchen zu koͤnnen. Jch verſichere mich auch/ daß gute freunde zu ſeiner zeit den nutzen dieſes raths leicht erfahren werden. 1689. SECTIO LXV. Ungemeine wirckungen GOttes in einigen ſee- len. Durch gute geruͤchte und boͤſe geruͤchte. DJe materie/ daß nemlich GOtt in einer glaͤubigen ſeele zuweilen der- gleichen dinge wircke/ die nicht gemein ſind/ und wobey die natur und menſchlicher fleiß nichts thun/ iſt eine ſo ausgemachte ſache/ daß ich nicht ſehe/ wie man mit einigem ziemlichen ſchein ſolches widerſprechen koͤnte: auch wird hin und wieder von Chriſtlichen Theologis etwas deſſen ſich antref- fen laſſen/ ob ich wohl bekenne/ daß eben nicht ſo fleißig geweſen/ dergleichen ſtellen anzumercken. Eine ſonderlich unter den aͤltern erinnere mich; in dem D. Lucas Oſiander in ſeiner bekanten auslegung (welche aller orten gebraͤuchlich und auch in das teutſche verſetzet worden) uͤber 2. Cor. 12/2. 3. 4. ſchreibet: Reperiuntur autem hodie pii quidem homines (pauci tamen) quibus Deus aliquem vitæ æternæ guſtum etiam in hac vita præbet. Welchen vorge- ſchmack der Chriſtliche mann auch alſo verſtanden haben muß/ daß er einige gleichfoͤrmigkeit mit der Pauliniſchen entzuckung habe. Was der liebe Arn- dius davon hat iſt ſonderlich auch Lib. 2. cap. 20. und Lib. 3. c. 6. zu ſehen/ und rettet denſelben der wohlverdiente Varenius kraͤfftig/ ſonderlich was das uͤbernatuͤrliche gebet anlanget P. I. p. 675. u. f. Welche rettung/ wie ſie vieles zu den materien/ die das innere Chriſtenthum angehen/ handelt/ ich auff verlangen gern communiciren will. Es gedencket auch davon D. Luͤt- kemann/ im Vorgeſchmack goͤttlicher guͤte P. 2. in der 19. betrachtung p. m. 717. D. Muͤller Liebes-kuß P. 1. c. 13. p. 303. Es faͤllet mir hiebey in die hand auch ein ort in der pruͤffung des geiſtes Eliaͤ Prætorii, ſo von den Miniſteriis zu Luͤbeck/ Hamburg und Luͤneburg 1656. ausgegeben worden und ſon-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/314>, abgerufen am 21.12.2024.