Der Herabmarsch vom Tarabagatai war leichter wie vorher der Aufmarsch. Wir passirten denselben Weg wiederum, welchen wir gekommen waren, über die Ur- sprungsquellen des Basars, kamen bald zum Anfange des Ajogüß-Flusses, an welchem wir herunter wieder in die offene Steppe gelangten: Den nackten, schroffen an Kräutern sehr arm seyenden Borr-opköptö zur Rechten lassend.
Alle Kirgisen die auf unserer Hinreise in diesen graßreichen Gefilden campirten, waren itzt fort. Das Nachtlager hatten wir am Ajogüß, 40 Werst von sei- nem Ursprung, in einem mit kahlen Granit und Schie- fergebirgen umgebenen, ganz angenehmen Thale Schon spät in der Nacht, beym hellen Mondschein, kamen zwey Kirgisen, vielleicht Pferdediebe, zu uns; sie zogen aber, als sie ihre Neugierde durch einige Fragen an die auf der Wache stehenden Leute gestillet hatten, sogleich wie- der fort.
Jul. d. 12. Sehr früh bey bewölktem Himmel setz- ten wir unsern Stab weiter, und giengen mehr rechts, nordöstlich, über ein ansehnliches Porphyrgebirge, wo- von verschiedene artig marmorirte Stücke am Tage her- um lagen; z. B. 1) schwarzer Porphyr mit feinen weis- sen Feldspathkörnern. 2) Geschiebe eines röthlichen Ja- spis mit weissen Quarzadern. 3) Schwarzgrauer Porph. mit einliegenden großentheils länglichen, theils runden
Feld-
aus Sibirien.
Zwoͤlfter Brief.
Vom Fluͤßchen Bugaß d. 22. Jul. 94.
Der Herabmarſch vom Tarabagatai war leichter wie vorher der Aufmarſch. Wir paſſirten denſelben Weg wiederum, welchen wir gekommen waren, uͤber die Ur- ſprungsquellen des Baſars, kamen bald zum Anfange des Ajoguͤß-Fluſſes, an welchem wir herunter wieder in die offene Steppe gelangten: Den nackten, ſchroffen an Kraͤutern ſehr arm ſeyenden Borr-opkoͤptoͤ zur Rechten laſſend.
Alle Kirgiſen die auf unſerer Hinreiſe in dieſen graßreichen Gefilden campirten, waren itzt fort. Das Nachtlager hatten wir am Ajoguͤß, 40 Werſt von ſei- nem Urſprung, in einem mit kahlen Granit und Schie- fergebirgen umgebenen, ganz angenehmen Thale Schon ſpaͤt in der Nacht, beym hellen Mondſchein, kamen zwey Kirgiſen, vielleicht Pferdediebe, zu uns; ſie zogen aber, als ſie ihre Neugierde durch einige Fragen an die auf der Wache ſtehenden Leute geſtillet hatten, ſogleich wie- der fort.
Jul. d. 12. Sehr fruͤh bey bewoͤlktem Himmel ſetz- ten wir unſern Stab weiter, und giengen mehr rechts, nordoͤſtlich, uͤber ein anſehnliches Porphyrgebirge, wo- von verſchiedene artig marmorirte Stuͤcke am Tage her- um lagen; z. B. 1) ſchwarzer Porphyr mit feinen weiſ- ſen Feldſpathkoͤrnern. 2) Geſchiebe eines roͤthlichen Ja- ſpis mit weiſſen Quarzadern. 3) Schwarzgrauer Porph. mit einliegenden großentheils laͤnglichen, theils runden
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aus Sibirien.
Zwoͤlfter Brief.
Vom Fluͤßchen Bugaß d. 22. Jul. 94.
Der Herabmarſch vom Tarabagatai war leichter
wie vorher der Aufmarſch. Wir paſſirten denſelben Weg
wiederum, welchen wir gekommen waren, uͤber die Ur-
ſprungsquellen des Baſars, kamen bald zum Anfange des
Ajoguͤß-Fluſſes, an welchem wir herunter wieder in die
offene Steppe gelangten: Den nackten, ſchroffen an
Kraͤutern ſehr arm ſeyenden Borr-opkoͤptoͤ zur Rechten
laſſend.
Alle Kirgiſen die auf unſerer Hinreiſe in dieſen
graßreichen Gefilden campirten, waren itzt fort. Das
Nachtlager hatten wir am Ajoguͤß, 40 Werſt von ſei-
nem Urſprung, in einem mit kahlen Granit und Schie-
fergebirgen umgebenen, ganz angenehmen Thale Schon
ſpaͤt in der Nacht, beym hellen Mondſchein, kamen zwey
Kirgiſen, vielleicht Pferdediebe, zu uns; ſie zogen aber,
als ſie ihre Neugierde durch einige Fragen an die auf
der Wache ſtehenden Leute geſtillet hatten, ſogleich wie-
der fort.
Jul. d. 12. Sehr fruͤh bey bewoͤlktem Himmel ſetz-
ten wir unſern Stab weiter, und giengen mehr rechts,
nordoͤſtlich, uͤber ein anſehnliches Porphyrgebirge, wo-
von verſchiedene artig marmorirte Stuͤcke am Tage her-
um lagen; z. B. 1) ſchwarzer Porphyr mit feinen weiſ-
ſen Feldſpathkoͤrnern. 2) Geſchiebe eines roͤthlichen Ja-
ſpis mit weiſſen Quarzadern. 3) Schwarzgrauer Porph.
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Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/167>, abgerufen am 26.07.2024.
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