Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.Sievers Briefe welches ohngefähr 20 Rbl. a Pud ausmachen würde.Da aber dem Commendanten von Tschigatscheck noch neuerlich bey Lebensstrafe verboten wäre, keine Rhabar- ber von dieser Seite des Chinesischen Reichs ausführen zu lassen, so hätte der Handel auch nicht zur Wirklich- keit kommen können. Die Geschichte mit dem Handel des Bedel-Baba ist richtig, denn hierüber hatte ich selbst schon im vergangenen April nach Semipalatinsk correspondirt; ob aber die Rhabarberplantagen dort wirk- lich existiren, daran will ich noch vorerst etwas zweifeln, relata refero. Freylich -- Non est de nihilo quod pu- blica fama susurrat -- et semper habet partem veri fa- bula. Vielleicht hält sich Jemand in Tschigatscheck ei- nige Rhabarberpflanzen zur eigenen Liebhaberey. Jch versprach indessen meinem Kirgisen 200 Ar- den 11ten Jul. den Tarabagatai wo mir manches Jch habe die Ehre zu seyn etc. etc. etc. Zwölf-
Sievers Briefe welches ohngefaͤhr 20 Rbl. à Pud ausmachen wuͤrde.Da aber dem Commendanten von Tſchigatſcheck noch neuerlich bey Lebensſtrafe verboten waͤre, keine Rhabar- ber von dieſer Seite des Chineſiſchen Reichs ausfuͤhren zu laſſen, ſo haͤtte der Handel auch nicht zur Wirklich- keit kommen koͤnnen. Die Geſchichte mit dem Handel des Bedel-Babà iſt richtig, denn hieruͤber hatte ich ſelbſt ſchon im vergangenen April nach Semipalatinsk correſpondirt; ob aber die Rhabarberplantagen dort wirk- lich exiſtiren, daran will ich noch vorerſt etwas zweifeln, relata refero. Freylich — Non eſt de nihilo quod pu- blica fama ſuſurrat — et ſemper habet partem veri fa- bula. Vielleicht haͤlt ſich Jemand in Tſchigatſcheck ei- nige Rhabarberpflanzen zur eigenen Liebhaberey. Jch verſprach indeſſen meinem Kirgiſen 200 Ar- den 11ten Jul. den Tarabagatai wo mir manches Jch habe die Ehre zu ſeyn ꝛc. ꝛc. ꝛc. Zwoͤlf-
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Sievers Briefe
welches ohngefaͤhr 20 Rbl. à Pud ausmachen wuͤrde.
Da aber dem Commendanten von Tſchigatſcheck noch
neuerlich bey Lebensſtrafe verboten waͤre, keine Rhabar-
ber von dieſer Seite des Chineſiſchen Reichs ausfuͤhren
zu laſſen, ſo haͤtte der Handel auch nicht zur Wirklich-
keit kommen koͤnnen. Die Geſchichte mit dem Handel
des Bedel-Babà iſt richtig, denn hieruͤber hatte ich
ſelbſt ſchon im vergangenen April nach Semipalatinsk
correſpondirt; ob aber die Rhabarberplantagen dort wirk-
lich exiſtiren, daran will ich noch vorerſt etwas zweifeln,
relata refero. Freylich — Non eſt de nihilo quod pu-
blica fama ſuſurrat — et ſemper habet partem veri fa-
bula. Vielleicht haͤlt ſich Jemand in Tſchigatſcheck ei-
nige Rhabarberpflanzen zur eigenen Liebhaberey.
Jch verſprach indeſſen meinem Kirgiſen 200 Ar-
ſchinen ſchwarzen Sammet zum Geſchenk, wenn er mir
koͤnnte einige friſche Wurzeln, nebſt Saamen, aus der
Plantage jenes Liebhabers ſtehlen. Er verſprachs, ich
gab ihm meine Addreſſe und verließ dann endlich
den 11ten Jul. den Tarabagatai wo mir manches
ſchoͤne Pflaͤnzchen, die freundliche Aufnahme bey den
Kirgiſen viele angenehme Stunden und die reine kuͤhle
Luft ganz neue Kraͤfte zur fernern Reiſe gegeben hatten.
Der Reaumuriſche Thermometer zeigte waͤhrend meines
hieſigen Aufenthalts nie mehr als 100 W und nie weni-
ger als 60 W. im Schatten. Ein paar Donnerwetter
nebſt etwas Regen trugen noch mehr zur Kuͤhle bey.
Jch habe die Ehre zu ſeyn ꝛc. ꝛc. ꝛc.
Zwoͤlf-
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