ihm die Schenkel des Thieres. Der Gott verschmähte jedoch das Opfer und ließ sich von uns nicht versöhnen. Sein Beschluß war, daß unsere Schiffe alle, und außer mir auch alle meine Freunde, untergehen sollten.
Doch davon hatten wir keine Ahnung. Wir saßen vielmehr den ganzen Tag, bis die Sonne ins Meer sank, vergnügt bei einander, schmausten und tranken, als wären wir aller Sorgen ledig. Dann legten wir uns am Strande zum Schlummer nieder und schliefen beim Wogenschlage ein. Sobald jedoch der Himmel sich wieder röthete, saßen wir auch schon alle auf unsern Schiffen und ruder¬ ten weiter, der Heimath entgegen."
Odysseus erzählt weiter.
Der Schlauch des Aeolus. Die Lästrygonen. Circe.
"Hierauf," fuhr Odysseus fort, "gelangten wir an eine Insel, welche Aeolus, der Sohn des Hippotes, ein vertrauter Freund der Götter, bewohnte. Dieses Eiland war schwimmend in der Fluth; eine eherne Mauer umgab dasselbe mit starrendem Erz und ihre Grundlage war ein glatter Fels, der rings um das Inselland herumlief. Dieser Aeolus hatte in seinem Palaste sechs Söhne und sechs Töchter, und feierte mit ihnen und der Gattin alle Tage ein Fest. Der gute Fürst beherbergte uns einen ganzen Monat, und befragte uns recht eifrig über Troja, die Macht der Griechen und ihre Heimkehr. Ueber alles dieses gab ich ihm genaue Auskunft, und als ich ihn endlich bat, unsere Heimfahrt zu befördern, bezeigte
ihm die Schenkel des Thieres. Der Gott verſchmähte jedoch das Opfer und ließ ſich von uns nicht verſöhnen. Sein Beſchluß war, daß unſere Schiffe alle, und außer mir auch alle meine Freunde, untergehen ſollten.
Doch davon hatten wir keine Ahnung. Wir ſaßen vielmehr den ganzen Tag, bis die Sonne ins Meer ſank, vergnügt bei einander, ſchmauſten und tranken, als wären wir aller Sorgen ledig. Dann legten wir uns am Strande zum Schlummer nieder und ſchliefen beim Wogenſchlage ein. Sobald jedoch der Himmel ſich wieder röthete, ſaßen wir auch ſchon alle auf unſern Schiffen und ruder¬ ten weiter, der Heimath entgegen.“
Odyſſeus erzählt weiter.
Der Schlauch des Aeolus. Die Läſtrygonen. Circe.
„Hierauf,“ fuhr Odyſſeus fort, „gelangten wir an eine Inſel, welche Aeolus, der Sohn des Hippotes, ein vertrauter Freund der Götter, bewohnte. Dieſes Eiland war ſchwimmend in der Fluth; eine eherne Mauer umgab daſſelbe mit ſtarrendem Erz und ihre Grundlage war ein glatter Fels, der rings um das Inſelland herumlief. Dieſer Aeolus hatte in ſeinem Palaſte ſechs Söhne und ſechs Töchter, und feierte mit ihnen und der Gattin alle Tage ein Feſt. Der gute Fürſt beherbergte uns einen ganzen Monat, und befragte uns recht eifrig über Troja, die Macht der Griechen und ihre Heimkehr. Ueber alles dieſes gab ich ihm genaue Auskunft, und als ich ihn endlich bat, unſere Heimfahrt zu befördern, bezeigte
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ihm die Schenkel des Thieres. Der Gott verſchmähte
jedoch das Opfer und ließ ſich von uns nicht verſöhnen.
Sein Beſchluß war, daß unſere Schiffe alle, und außer
mir auch alle meine Freunde, untergehen ſollten.
Doch davon hatten wir keine Ahnung. Wir ſaßen
vielmehr den ganzen Tag, bis die Sonne ins Meer ſank,
vergnügt bei einander, ſchmauſten und tranken, als wären
wir aller Sorgen ledig. Dann legten wir uns am Strande
zum Schlummer nieder und ſchliefen beim Wogenſchlage
ein. Sobald jedoch der Himmel ſich wieder röthete,
ſaßen wir auch ſchon alle auf unſern Schiffen und ruder¬
ten weiter, der Heimath entgegen.“
Odyſſeus erzählt weiter.
Der Schlauch des Aeolus. Die Läſtrygonen. Circe.
„Hierauf,“ fuhr Odyſſeus fort, „gelangten wir an
eine Inſel, welche Aeolus, der Sohn des Hippotes, ein
vertrauter Freund der Götter, bewohnte. Dieſes Eiland
war ſchwimmend in der Fluth; eine eherne Mauer umgab
daſſelbe mit ſtarrendem Erz und ihre Grundlage war ein
glatter Fels, der rings um das Inſelland herumlief.
Dieſer Aeolus hatte in ſeinem Palaſte ſechs Söhne und
ſechs Töchter, und feierte mit ihnen und der Gattin alle
Tage ein Feſt. Der gute Fürſt beherbergte uns einen
ganzen Monat, und befragte uns recht eifrig über Troja,
die Macht der Griechen und ihre Heimkehr. Ueber
alles dieſes gab ich ihm genaue Auskunft, und als ich
ihn endlich bat, unſere Heimfahrt zu befördern, bezeigte
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/159>, abgerufen am 21.11.2024.
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