Herkules fiel hierüber in tiefe Schwermuth: einem Geringeren zu dienen, widerstrebte seinem Selbstgefühl und däuchte ihm unter seiner Würde; aber Zeus dem Vater nicht zu gehorchen, erschien ihm unheilbringend und unmöglich zugleich. Diesen Augenblick ersah sich Juno, aus deren Seele die Verdienste des Herkules um die Göt¬ ter den Haß nicht zu tilgen vermocht hatten, und ver¬ wandelte seinen düstern Unmuth in wilde Raserei. Er kam so ganz von Sinnen, daß er seinen geliebten Vetter Jolaus ermorden wollte, und als dieser entfloh, erschoß er seine eigenen Kinder, die ihm Megara geboren hatte, im Wahne, sein Bogen ziele nach Giganten. Es währte lange, bis er von diesem Wahnsinne wieder frei wurde; als er zur Erkenntniß seines Irrthums kam, bekümmerte er sich tief über sein schweres Unglück, verschloß sich in sein Haus, und vermied allen Verkehr mit den Menschen. Als endlich die Zeit seinen Kummer linderte, entschloß er sich, die Aufträge des Eurystheus zu übernehmen und kam zu diesem nach Tirynth, das auch zu dessen Königreiche gehörte.
Die drei ersten Arbeiten des Herkules.
Die erste Arbeit, welche dieser König ihm auferlegte, bestand darin, daß Herkules ihm das Fell des nemäischen Löwen herbeibringen sollte. Dieses Ungeheuer hauste auf dem Peloponnes, in den Wäldern zwischen Kleonä und Nemea in der Landschaft Argolis. Der Löwe konnte mit keinen menschlichen Waffen verwundet werden. Die Ei¬ nen sagten, er sey ein Sohn des Riesen Typhon und der
Herkules fiel hierüber in tiefe Schwermuth: einem Geringeren zu dienen, widerſtrebte ſeinem Selbſtgefühl und däuchte ihm unter ſeiner Würde; aber Zeus dem Vater nicht zu gehorchen, erſchien ihm unheilbringend und unmöglich zugleich. Dieſen Augenblick erſah ſich Juno, aus deren Seele die Verdienſte des Herkules um die Göt¬ ter den Haß nicht zu tilgen vermocht hatten, und ver¬ wandelte ſeinen düſtern Unmuth in wilde Raſerei. Er kam ſo ganz von Sinnen, daß er ſeinen geliebten Vetter Jolaus ermorden wollte, und als dieſer entfloh, erſchoß er ſeine eigenen Kinder, die ihm Megara geboren hatte, im Wahne, ſein Bogen ziele nach Giganten. Es währte lange, bis er von dieſem Wahnſinne wieder frei wurde; als er zur Erkenntniß ſeines Irrthums kam, bekümmerte er ſich tief über ſein ſchweres Unglück, verſchloß ſich in ſein Haus, und vermied allen Verkehr mit den Menſchen. Als endlich die Zeit ſeinen Kummer linderte, entſchloß er ſich, die Aufträge des Euryſtheus zu übernehmen und kam zu dieſem nach Tirynth, das auch zu deſſen Königreiche gehörte.
Die drei erſten Arbeiten des Herkules.
Die erſte Arbeit, welche dieſer König ihm auferlegte, beſtand darin, daß Herkules ihm das Fell des nemäiſchen Löwen herbeibringen ſollte. Dieſes Ungeheuer hauſte auf dem Peloponnes, in den Wäldern zwiſchen Kleonä und Nemea in der Landſchaft Argolis. Der Löwe konnte mit keinen menſchlichen Waffen verwundet werden. Die Ei¬ nen ſagten, er ſey ein Sohn des Rieſen Typhon und der
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Herkules fiel hierüber in tiefe Schwermuth: einem
Geringeren zu dienen, widerſtrebte ſeinem Selbſtgefühl
und däuchte ihm unter ſeiner Würde; aber Zeus dem
Vater nicht zu gehorchen, erſchien ihm unheilbringend und
unmöglich zugleich. Dieſen Augenblick erſah ſich Juno,
aus deren Seele die Verdienſte des Herkules um die Göt¬
ter den Haß nicht zu tilgen vermocht hatten, und ver¬
wandelte ſeinen düſtern Unmuth in wilde Raſerei. Er
kam ſo ganz von Sinnen, daß er ſeinen geliebten Vetter
Jolaus ermorden wollte, und als dieſer entfloh, erſchoß
er ſeine eigenen Kinder, die ihm Megara geboren hatte,
im Wahne, ſein Bogen ziele nach Giganten. Es währte
lange, bis er von dieſem Wahnſinne wieder frei wurde;
als er zur Erkenntniß ſeines Irrthums kam, bekümmerte
er ſich tief über ſein ſchweres Unglück, verſchloß ſich in
ſein Haus, und vermied allen Verkehr mit den Menſchen.
Als endlich die Zeit ſeinen Kummer linderte, entſchloß er
ſich, die Aufträge des Euryſtheus zu übernehmen und kam
zu dieſem nach Tirynth, das auch zu deſſen Königreiche
gehörte.
Die drei erſten Arbeiten des Herkules.
Die erſte Arbeit, welche dieſer König ihm auferlegte,
beſtand darin, daß Herkules ihm das Fell des nemäiſchen
Löwen herbeibringen ſollte. Dieſes Ungeheuer hauſte auf
dem Peloponnes, in den Wäldern zwiſchen Kleonä und
Nemea in der Landſchaft Argolis. Der Löwe konnte mit
keinen menſchlichen Waffen verwundet werden. Die Ei¬
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/241>, abgerufen am 17.11.2024.
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