Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Ho
Jm Vorbeygehen bemerken wir, daß die Größe
allein in hohen Schenkeln bestehe.
Will man
sich also einen Riesen abzeichnen: so male man
sich ein Paar große Schenkel, darauf man füg-
lich einen Kinderkopf setzen kann; denn es bleibet
doch ein hochgeschenkelter Mann. Fürwahr!
ein artig Bild! etc. Horaz. Dichtk.

Hochzeitgebräuche.

Wir haben schon oben die ge-
schickte Besämung verwittweter Ritze mit ge-
bührendem Weihrauche bestreuet; die Schönheit
des folgenden Ausdruckes aber reißt uns vollends
dahin. Wer könnte sonst als Rath Bodmer,
der zweyhundertmännische Rath, der den
Hochzeiten der Nesseln und Nelken beywohnet,
uns die Gebräuche verrathen, die von den fühl-
losen Pflanzen
bey ihren Hochzeiten beobachtet
werden? Die Fräulein Töchter Noahs wußten
zwar viel von der Zeugung der Menschen;

"Dennoch wußten sie nichts vom Leben der
fühllosen Pflanzen,
"Jhrer geheimen Zeugung und ihren Hoch-
zeitgebräuchen." Noah, 40 S.

Die Blumen haben freylich ihre Geburtsglieder,
und ihre hochzeitliche Sitten: und was für
Hochzeitliches bekommen wir nicht in folgendem
hochzeitlichen Verse zu denken!

"Lobet den Gott, den Retter, von welchem die
Milde des Segens
"Auf die hochzeitliche Nacht und Empfäng-
nißstunde herabfleußt. Noah, 386 S.

Ob wir gleich einen nähern Ort wissen, von dem

der

Ho
Jm Vorbeygehen bemerken wir, daß die Groͤße
allein in hohen Schenkeln beſtehe.
Will man
ſich alſo einen Rieſen abzeichnen: ſo male man
ſich ein Paar große Schenkel, darauf man fuͤg-
lich einen Kinderkopf ſetzen kann; denn es bleibet
doch ein hochgeſchenkelter Mann. Fuͤrwahr!
ein artig Bild! ꝛc. Horaz. Dichtk.

Hochzeitgebraͤuche.

Wir haben ſchon oben die ge-
ſchickte Beſaͤmung verwittweter Ritze mit ge-
buͤhrendem Weihrauche beſtreuet; die Schoͤnheit
des folgenden Ausdruckes aber reißt uns vollends
dahin. Wer koͤnnte ſonſt als Rath Bodmer,
der zweyhundertmaͤnniſche Rath, der den
Hochzeiten der Neſſeln und Nelken beywohnet,
uns die Gebraͤuche verrathen, die von den fuͤhl-
loſen Pflanzen
bey ihren Hochzeiten beobachtet
werden? Die Fraͤulein Toͤchter Noahs wußten
zwar viel von der Zeugung der Menſchen;

“Dennoch wußten ſie nichts vom Leben der
fuͤhlloſen Pflanzen,
“Jhrer geheimen Zeugung und ihren Hoch-
zeitgebraͤuchen.” Noah, 40 S.

Die Blumen haben freylich ihre Geburtsglieder,
und ihre hochzeitliche Sitten: und was fuͤr
Hochzeitliches bekommen wir nicht in folgendem
hochzeitlichen Verſe zu denken!

“Lobet den Gott, den Retter, von welchem die
Milde des Segens
“Auf die hochzeitliche Nacht und Empfaͤng-
nißſtunde herabfleußt. Noah, 386 S.

Ob wir gleich einen naͤhern Ort wiſſen, von dem

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0252" n="226"/><fw place="top" type="header">Ho</fw><lb/>
Jm Vorbeygehen bemerken wir, <hi rendition="#fr">daß die Gro&#x0364;ße<lb/>
allein in hohen Schenkeln be&#x017F;tehe.</hi> Will man<lb/>
&#x017F;ich al&#x017F;o einen <hi rendition="#fr">Rie&#x017F;en</hi> abzeichnen: &#x017F;o male man<lb/>
&#x017F;ich ein Paar <hi rendition="#fr">große Schenkel,</hi> darauf man fu&#x0364;g-<lb/>
lich einen Kinderkopf &#x017F;etzen kann; denn es bleibet<lb/>
doch ein <hi rendition="#fr">hochge&#x017F;chenkelter Mann.</hi> Fu&#x0364;rwahr!<lb/>
ein artig Bild! &#xA75B;c. <hi rendition="#fr">Horaz. Dichtk.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Hochzeitgebra&#x0364;uche.</head>
            <p>Wir haben &#x017F;chon oben die ge-<lb/>
&#x017F;chickte <hi rendition="#fr">Be&#x017F;a&#x0364;mung verwittweter Ritze</hi> mit ge-<lb/>
bu&#x0364;hrendem Weihrauche be&#x017F;treuet; die Scho&#x0364;nheit<lb/>
des folgenden Ausdruckes aber reißt uns vollends<lb/>
dahin. Wer ko&#x0364;nnte &#x017F;on&#x017F;t als <hi rendition="#fr">Rath Bodmer,</hi><lb/>
der <hi rendition="#fr">zweyhundertma&#x0364;nni&#x017F;che Rath,</hi> der den<lb/><hi rendition="#fr">Hochzeiten</hi> der <hi rendition="#fr">Ne&#x017F;&#x017F;eln</hi> und <hi rendition="#fr">Nelken</hi> beywohnet,<lb/>
uns die <hi rendition="#fr">Gebra&#x0364;uche</hi> verrathen, die von den <hi rendition="#fr">fu&#x0364;hl-<lb/>
lo&#x017F;en Pflanzen</hi> bey ihren <hi rendition="#fr">Hochzeiten</hi> beobachtet<lb/>
werden? Die Fra&#x0364;ulein To&#x0364;chter <hi rendition="#fr">Noahs</hi> wußten<lb/>
zwar viel von der <hi rendition="#fr">Zeugung der Men&#x017F;chen;</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Dennoch wußten &#x017F;ie nichts vom Leben der<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">fu&#x0364;hllo&#x017F;en Pflanzen,</hi></hi><lb/>
&#x201C;Jhrer <hi rendition="#fr">geheimen Zeugung</hi> und ihren <hi rendition="#fr">Hoch-<lb/><hi rendition="#et">zeitgebra&#x0364;uchen.&#x201D; Noah, 40 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Die Blumen haben freylich ihre <hi rendition="#fr">Geburtsglieder,</hi><lb/>
und ihre <hi rendition="#fr">hochzeitliche Sitten:</hi> und was fu&#x0364;r<lb/><hi rendition="#fr">Hochzeitliches</hi> bekommen wir nicht in folgendem<lb/><hi rendition="#fr">hochzeitlichen Ver&#x017F;e</hi> zu denken!</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Lobet den Gott, den Retter, von welchem die<lb/><hi rendition="#et">Milde des Segens</hi><lb/>
&#x201C;Auf die <hi rendition="#fr">hochzeitliche Nacht</hi> und <hi rendition="#fr">Empfa&#x0364;ng-<lb/><hi rendition="#et">niß&#x017F;tunde herabfleußt. Noah, 386 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Ob wir gleich einen na&#x0364;hern Ort wi&#x017F;&#x017F;en, von dem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0252] Ho Jm Vorbeygehen bemerken wir, daß die Groͤße allein in hohen Schenkeln beſtehe. Will man ſich alſo einen Rieſen abzeichnen: ſo male man ſich ein Paar große Schenkel, darauf man fuͤg- lich einen Kinderkopf ſetzen kann; denn es bleibet doch ein hochgeſchenkelter Mann. Fuͤrwahr! ein artig Bild! ꝛc. Horaz. Dichtk. Hochzeitgebraͤuche. Wir haben ſchon oben die ge- ſchickte Beſaͤmung verwittweter Ritze mit ge- buͤhrendem Weihrauche beſtreuet; die Schoͤnheit des folgenden Ausdruckes aber reißt uns vollends dahin. Wer koͤnnte ſonſt als Rath Bodmer, der zweyhundertmaͤnniſche Rath, der den Hochzeiten der Neſſeln und Nelken beywohnet, uns die Gebraͤuche verrathen, die von den fuͤhl- loſen Pflanzen bey ihren Hochzeiten beobachtet werden? Die Fraͤulein Toͤchter Noahs wußten zwar viel von der Zeugung der Menſchen; “Dennoch wußten ſie nichts vom Leben der fuͤhlloſen Pflanzen, “Jhrer geheimen Zeugung und ihren Hoch- zeitgebraͤuchen.” Noah, 40 S. Die Blumen haben freylich ihre Geburtsglieder, und ihre hochzeitliche Sitten: und was fuͤr Hochzeitliches bekommen wir nicht in folgendem hochzeitlichen Verſe zu denken! “Lobet den Gott, den Retter, von welchem die Milde des Segens “Auf die hochzeitliche Nacht und Empfaͤng- nißſtunde herabfleußt. Noah, 386 S. Ob wir gleich einen naͤhern Ort wiſſen, von dem der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/252
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/252>, abgerufen am 03.12.2024.