Jndem aber, mehrere Exempel seiner quacksal- berischen Prahlereyen anzuführen, vor allzu weit- läufftig halte, muß ich doch ein und andere eigen- händige Probe seiner jämmerlichen Chirurgischen Berichte, Wund-Zettel und Recepte aufzeigen. Hiermit stund Mons. Kramer auf, und holete einige Scripturen, welche, nachdem er uns diesel- ben vorgelegt, wir also gesetzt befunden:
(I.) Bericht:Num. 9. anno 1710. den 5. Sept.
Auf Begehren eines Hochlöbl. Amts-Ge- richts allhier und auch auf gnädigenspecial- Befehl des ---- meines gnädigen Herrn, ha- be Jch Endes unterschriebenerChirurgus N. N. obigen|datum,nachmittags um Eins den entleibeten Körber des verstorbenen und vorhero unwissend von wem er ermordet wor- den, ---- in seiner Behausung auf einer Ta- fel, nebst meinem Gesellen und Lehr-Jun- gen, nebst diesen in Beyseyn des Herrn Stadt- und Land-FisicusHerrD. N. N.zuseciren undantomiren angefanget, und habe also an selbigen Körber wie folget angemerckt und obselviret
1. Mag ihn der Mörder einen Schlag etwa mit einem Stuhl-Beine auf dasCrani- gumgegeben haben, denn es war die gantze Schwarte auf dem Kopfe sehr mit Blut un- terlauffen, derowegen habe ich dasCranigum Kunstmäßig abgesegt, aber inwendig nicht beschädiget gefunden, sondern es war alles
gut
II.Theil. n
Jndem aber, mehrere Exempel ſeiner quackſal- beriſchen Prahlereyen anzufuͤhren, vor allzu weit- laͤufftig halte, muß ich doch ein und andere eigen- haͤndige Probe ſeiner jaͤmmerlichen Chirurgiſchen Berichte, Wund-Zettel und Recepte aufzeigen. Hiermit ſtund Monſ. Kramer auf, und holete einige Scripturen, welche, nachdem er uns dieſel- ben vorgelegt, wir alſo geſetzt befunden:
(I.) Bericht:Num. 9. anno 1710. den 5. Sept.
Auf Begehren eines Hochloͤbl. Amts-Ge- richts allhier und auch auf gnaͤdigenſpecial- Befehl des ---- meines gnaͤdigen Herrn, ha- be Jch Endes unterſchriebenerChirurgus N. N. obigen|datum,nachmittags um Eins den entleibeten Koͤrber des verſtorbenen und vorhero unwiſſend von wem er ermordet wor- den, ---- in ſeiner Behauſung auf einer Ta- fel, nebſt meinem Geſellen und Lehr-Jun- gen, nebſt dieſen in Beyſeyn des Herrn Stadt- und Land-FiſicusHerrD. N. N.zuſeciren undantomiren angefanget, und habe alſo an ſelbigen Koͤrber wie folget angemerckt und obſelviret
1. Mag ihn der Moͤrder einen Schlag etwa mit einem Stuhl-Beine auf dasCrani- gumgegeben haben, denn es war die gantze Schwarte auf dem Kopfe ſehr mit Blut un- terlauffen, derowegen habe ich dasCranigum Kunſtmaͤßig abgeſegt, aber inwendig nicht beſchaͤdiget gefunden, ſondern es war alles
gut
II.Theil. n
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Jndem aber, mehrere Exempel ſeiner quackſal-
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haͤndige Probe ſeiner jaͤmmerlichen Chirurgiſchen
Berichte, Wund-Zettel und Recepte aufzeigen.
Hiermit ſtund Monſ. Kramer auf, und holete
einige Scripturen, welche, nachdem er uns dieſel-
ben vorgelegt, wir alſo geſetzt befunden:
(I.) Bericht: Num. 9. anno 1710. den 5. Sept.
Auf Begehren eines Hochloͤbl. Amts-Ge-
richts allhier und auch auf gnaͤdigen ſpecial-
Befehl des ---- meines gnaͤdigen Herrn, ha-
be Jch Endes unterſchriebener Chirurgus N. N.
obigen| datum, nachmittags um Eins den
entleibeten Koͤrber des verſtorbenen und
vorhero unwiſſend von wem er ermordet wor-
den, ---- in ſeiner Behauſung auf einer Ta-
fel, nebſt meinem Geſellen und Lehr-Jun-
gen, nebſt dieſen in Beyſeyn des Herrn Stadt-
und Land-Fiſicus Herr D. N. N. zu ſeciren
und antomiren angefanget, und habe alſo an
ſelbigen Koͤrber wie folget angemerckt und
obſelviret
1. Mag ihn der Moͤrder einen Schlag
etwa mit einem Stuhl-Beine auf das Crani-
gum gegeben haben, denn es war die gantze
Schwarte auf dem Kopfe ſehr mit Blut un-
terlauffen, derowegen habe ich das Cranigum
Kunſtmaͤßig abgeſegt, aber inwendig nicht
beſchaͤdiget gefunden, ſondern es war alles
gut
II. Theil. n
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/207>, abgerufen am 21.12.2024.
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