Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.Sechster Auftritt. Mortimer allein. Geh', falsche, gleißnerische Königin! Wie du die Welt, so täusch' ich dich. Recht ist's, Dich zu verrathen, eine gute That! Seh' ich aus wie ein Mörder? Lasest du Ruchlose Fertigkeit auf meiner Stirn? Trau nur auf meinen Arm und halte deinen Zurück, gieb dir den frommen Heuchelschein Der Gnade vor der Welt, indessen du Geheim auf meine Mörderhilfe hoffst, So werden wir zur Rettung Frist gewinnen! Erhöhen willst du mich -- zeigst mir von ferne Bedeutend einen kostbarn Preiß -- Und wärst Du selbst der Preiß und deine Frauengunst! Wer bist du Aermste, und was kannst du geben? Mich locket nicht des eiteln Ruhmes Geiz! Bei ihr nur ist des Lebens Reiz -- Um sie, in ew'gem Freudenchore, schweben Der Anmuth Götter und der Jugendlust, Das Glück der Himmel ist an ihrer Brust, Du hast nur todte Güter zu vergeben! Das Eine höchste, was das Leben schmückt, Wenn sich ein Herz, entzückend und entzückt, Sechster Auftritt. Mortimer allein. Geh', falſche, gleißneriſche Koͤnigin! Wie du die Welt, ſo taͤuſch' ich dich. Recht iſt's, Dich zu verrathen, eine gute That! Seh' ich aus wie ein Moͤrder? Laſeſt du Ruchloſe Fertigkeit auf meiner Stirn? Trau nur auf meinen Arm und halte deinen Zuruͤck, gieb dir den frommen Heuchelſchein Der Gnade vor der Welt, indeſſen du Geheim auf meine Moͤrderhilfe hoffſt, So werden wir zur Rettung Friſt gewinnen! Erhoͤhen willſt du mich — zeigſt mir von ferne Bedeutend einen koſtbarn Preiß — Und waͤrſt Du ſelbſt der Preiß und deine Frauengunſt! Wer biſt du Aermſte, und was kannſt du geben? Mich locket nicht des eiteln Ruhmes Geiz! Bei ihr nur iſt des Lebens Reiz — Um ſie, in ew'gem Freudenchore, ſchweben Der Anmuth Goͤtter und der Jugendluſt, Das Gluͤck der Himmel iſt an ihrer Bruſt, Du haſt nur todte Guͤter zu vergeben! Das Eine hoͤchſte, was das Leben ſchmuͤckt, Wenn ſich ein Herz, entzuͤckend und entzuͤckt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0097" n="91"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Sechster Auftritt</hi>.</head><lb/> <sp who="#MOR"> <speaker> <hi rendition="#g">Mortimer</hi> </speaker> <stage>allein.</stage><lb/> <p>Geh', falſche, gleißneriſche Koͤnigin!<lb/> Wie du die Welt, ſo taͤuſch' ich dich. Recht iſt's,<lb/> Dich zu verrathen, eine gute That!<lb/> Seh' ich aus wie ein Moͤrder? Laſeſt du<lb/> Ruchloſe Fertigkeit auf meiner Stirn?<lb/> Trau nur auf <hi rendition="#g">meinen</hi> Arm und halte <hi rendition="#g">deinen</hi><lb/> Zuruͤck, gieb dir den frommen Heuchelſchein<lb/> Der Gnade vor der Welt, indeſſen du<lb/> Geheim auf meine Moͤrderhilfe hoffſt,<lb/> So werden wir zur Rettung Friſt gewinnen!</p><lb/> <p>Erhoͤhen willſt du mich — zeigſt mir von ferne<lb/> Bedeutend einen koſtbarn Preiß — Und waͤrſt<lb/> Du ſelbſt der Preiß und deine Frauengunſt!<lb/> Wer biſt du Aermſte, und was kannſt du geben?<lb/> Mich locket nicht des eiteln Ruhmes Geiz!<lb/> Bei ihr nur iſt des Lebens Reiz —<lb/> Um ſie, in ew'gem Freudenchore, ſchweben<lb/> Der Anmuth Goͤtter und der Jugendluſt,<lb/> Das Gluͤck der Himmel iſt an ihrer Bruſt,<lb/> Du haſt nur todte Guͤter zu vergeben!<lb/> Das Eine hoͤchſte, was das Leben ſchmuͤckt,<lb/> Wenn ſich ein Herz, entzuͤckend und entzuͤckt,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0097]
Sechster Auftritt.
Mortimer allein.
Geh', falſche, gleißneriſche Koͤnigin!
Wie du die Welt, ſo taͤuſch' ich dich. Recht iſt's,
Dich zu verrathen, eine gute That!
Seh' ich aus wie ein Moͤrder? Laſeſt du
Ruchloſe Fertigkeit auf meiner Stirn?
Trau nur auf meinen Arm und halte deinen
Zuruͤck, gieb dir den frommen Heuchelſchein
Der Gnade vor der Welt, indeſſen du
Geheim auf meine Moͤrderhilfe hoffſt,
So werden wir zur Rettung Friſt gewinnen!
Erhoͤhen willſt du mich — zeigſt mir von ferne
Bedeutend einen koſtbarn Preiß — Und waͤrſt
Du ſelbſt der Preiß und deine Frauengunſt!
Wer biſt du Aermſte, und was kannſt du geben?
Mich locket nicht des eiteln Ruhmes Geiz!
Bei ihr nur iſt des Lebens Reiz —
Um ſie, in ew'gem Freudenchore, ſchweben
Der Anmuth Goͤtter und der Jugendluſt,
Das Gluͤck der Himmel iſt an ihrer Bruſt,
Du haſt nur todte Guͤter zu vergeben!
Das Eine hoͤchſte, was das Leben ſchmuͤckt,
Wenn ſich ein Herz, entzuͤckend und entzuͤckt,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |