genug, wenn von dem Prinzen nicht das nehmliche Wahr ist. Das Element, worin er jezt lebt, ist dasjenige nicht, worin er in die Länge glücklich seyn kann, oder eine sechszehnjährige Erfahrung müßte mich betrügen.
Baron von F*** an den Grafen von O***. Zweyter Brief.
18. May.
Hätt' ich doch nicht gedacht, daß unser Aufenthalt in Venedig noch zu irgend etwas gut seyn würde! Er hat einem Menschen das Leben gerettet, ich bin mit ihm ausgesöhnt.
Der Prinz ließ sich neulich bey später Nacht aus dem Bucentauro nach Hause tragen, zwey Bediente, unter denen Biondello war, begleiteten ihn. Ich weiß nicht wie es zugeht, die Sänfte, die man in der Eile aufgerafft hatte, geht ent¬ zwey, und der Prinz sieht sich genöthigt, den Rest des Weges zu Fuße zu machen. Biondello geht voran, der Weg führte durch einige dunkle abge¬ legene Straßen, und da es nicht weit mehr von Tages Anbruch war, so brannten die Lampen dun¬ kel, oder waren schon ausgegangen. Eine Vier¬
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genug, wenn von dem Prinzen nicht das nehmliche Wahr iſt. Das Element, worin er jezt lebt, iſt dasjenige nicht, worin er in die Länge glücklich ſeyn kann, oder eine ſechszehnjährige Erfahrung müßte mich betrügen.
Baron von F*** an den Grafen von O***. Zweyter Brief.
18. May.
Hätt' ich doch nicht gedacht, daß unſer Aufenthalt in Venedig noch zu irgend etwas gut ſeyn würde! Er hat einem Menſchen das Leben gerettet, ich bin mit ihm ausgeſöhnt.
Der Prinz ließ ſich neulich bey ſpäter Nacht aus dem Bucentauro nach Hauſe tragen, zwey Bediente, unter denen Biondello war, begleiteten ihn. Ich weiß nicht wie es zugeht, die Sänfte, die man in der Eile aufgerafft hatte, geht ent¬ zwey, und der Prinz ſieht ſich genöthigt, den Reſt des Weges zu Fuße zu machen. Biondello geht voran, der Weg führte durch einige dunkle abge¬ legene Straßen, und da es nicht weit mehr von Tages Anbruch war, ſo brannten die Lampen dun¬ kel, oder waren ſchon ausgegangen. Eine Vier¬
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genug, wenn von dem Prinzen nicht das nehmliche
Wahr iſt. Das Element, worin er jezt lebt, iſt
dasjenige nicht, worin er in die Länge glücklich
ſeyn kann, oder eine ſechszehnjährige Erfahrung
müßte mich betrügen.
Baron von F*** an den Grafen
von O***.
Zweyter Brief.
18. May.
Hätt' ich doch nicht gedacht, daß unſer Aufenthalt
in Venedig noch zu irgend etwas gut ſeyn würde!
Er hat einem Menſchen das Leben gerettet, ich bin
mit ihm ausgeſöhnt.
Der Prinz ließ ſich neulich bey ſpäter Nacht
aus dem Bucentauro nach Hauſe tragen, zwey
Bediente, unter denen Biondello war, begleiteten
ihn. Ich weiß nicht wie es zugeht, die Sänfte,
die man in der Eile aufgerafft hatte, geht ent¬
zwey, und der Prinz ſieht ſich genöthigt, den Reſt
des Weges zu Fuße zu machen. Biondello geht
voran, der Weg führte durch einige dunkle abge¬
legene Straßen, und da es nicht weit mehr von
Tages Anbruch war, ſo brannten die Lampen dun¬
kel, oder waren ſchon ausgegangen. Eine Vier¬
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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/119>, abgerufen am 22.02.2025.
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