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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Stricti juris, bonae fidei actiones. XVII.
XVII.

Umgekehrt konnten die Parteyen wünschen, der Stipu-
lation, ohne welche in vielen Fällen überhaupt keine klag-
bare Obligation begründet werden konnte (Num. XI.),
doch zugleich die Natur einer freyen Obligation und Klage
mitzutheilen. Dieses geschah dadurch, daß sie eine dahin
führende Bestimmung in die Worte der Stipulation selbst
aufnahmen, so daß der Schuldner ausdrücklich dazu ver-
pflichtet wurde, irgend Etwas nach Art der bona fides
zu leisten. Zu diesem Zweck konnten gewiß geradezu die
Worte bona fide gebraucht werden; eben so aber auch
recte, fide (a); ja sogar dem bloßen Worte recte wurde
diese Kraft zugeschrieben (b). Am Häufigsten aber ge-
brauchte man die Formel, welche als doli clausula be-
zeichnet wird, und also lautet: dolum abesse abfuturum-
que
(c).

In solchen Fällen nun war die Klage als solche keine
b. f. actio; sie wurde nicht von einem arbiter, sondern

(a) L. 122 § 1 de V. O. (45. 1.)
"recte dari fieri fide."
Vgl.
Huschke de actionum formulis
p.
31.
(b) L. 73 de V. S. (50. 16.).
"Haec verba in stipulatione
posita: eam rem recte resti-
tui
fructus continent. Recte
enim verbum pro viri boni ar-
bitrio est."
Viele Beyspiele sol-
cher Stipulationen mit dem Wort
recte sind zusammen getragen von
Brissonius selectae ant. I. 9.
(c) L. 38 § 13, 121 pr. L. 22,
53, 119 de V. O. (45. 1.), L. 4
§ 16 in f. de doli exc. (44. 4.).
L. 31 de receptis (3. 8.), L. 3
C. eod.
(2. 56.). -- Mehrere Bey-
spiele dieser Formel finden sich in
den Urkunden bey Spangenberg
s. o. Num. XVI. b.
Stricti juris, bonae fidei actiones. XVII.
XVII.

Umgekehrt konnten die Parteyen wünſchen, der Stipu-
lation, ohne welche in vielen Fällen überhaupt keine klag-
bare Obligation begründet werden konnte (Num. XI.),
doch zugleich die Natur einer freyen Obligation und Klage
mitzutheilen. Dieſes geſchah dadurch, daß ſie eine dahin
führende Beſtimmung in die Worte der Stipulation ſelbſt
aufnahmen, ſo daß der Schuldner ausdrücklich dazu ver-
pflichtet wurde, irgend Etwas nach Art der bona fides
zu leiſten. Zu dieſem Zweck konnten gewiß geradezu die
Worte bona fide gebraucht werden; eben ſo aber auch
recte, fide (a); ja ſogar dem bloßen Worte recte wurde
dieſe Kraft zugeſchrieben (b). Am Häufigſten aber ge-
brauchte man die Formel, welche als doli clausula be-
zeichnet wird, und alſo lautet: dolum abesse abfuturum-
que
(c).

In ſolchen Fällen nun war die Klage als ſolche keine
b. f. actio; ſie wurde nicht von einem arbiter, ſondern

(a) L. 122 § 1 de V. O. (45. 1.)
„recte dari fieri fide.”
Vgl.
Huschke de actionum formulis
p.
31.
(b) L. 73 de V. S. (50. 16.).
„Haec verba in stipulatione
posita: eam rem recte resti-
tui
fructus continent. Recte
enim verbum pro viri boni ar-
bitrio est.”
Viele Beyſpiele ſol-
cher Stipulationen mit dem Wort
recte ſind zuſammen getragen von
Brissonius selectae ant. I. 9.
(c) L. 38 § 13, 121 pr. L. 22,
53, 119 de V. O. (45. 1.), L. 4
§ 16 in f. de doli exc. (44. 4.).
L. 31 de receptis (3. 8.), L. 3
C. eod.
(2. 56.). — Mehrere Bey-
ſpiele dieſer Formel finden ſich in
den Urkunden bey Spangenberg
ſ. o. Num. XVI. b.
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[495/0509] Stricti juris, bonae fidei actiones. XVII. XVII. Umgekehrt konnten die Parteyen wünſchen, der Stipu- lation, ohne welche in vielen Fällen überhaupt keine klag- bare Obligation begründet werden konnte (Num. XI.), doch zugleich die Natur einer freyen Obligation und Klage mitzutheilen. Dieſes geſchah dadurch, daß ſie eine dahin führende Beſtimmung in die Worte der Stipulation ſelbſt aufnahmen, ſo daß der Schuldner ausdrücklich dazu ver- pflichtet wurde, irgend Etwas nach Art der bona fides zu leiſten. Zu dieſem Zweck konnten gewiß geradezu die Worte bona fide gebraucht werden; eben ſo aber auch recte, fide (a); ja ſogar dem bloßen Worte recte wurde dieſe Kraft zugeſchrieben (b). Am Häufigſten aber ge- brauchte man die Formel, welche als doli clausula be- zeichnet wird, und alſo lautet: dolum abesse abfuturum- que (c). In ſolchen Fällen nun war die Klage als ſolche keine b. f. actio; ſie wurde nicht von einem arbiter, ſondern (a) L. 122 § 1 de V. O. (45. 1.) „recte dari fieri fide.” Vgl. Huschke de actionum formulis p. 31. (b) L. 73 de V. S. (50. 16.). „Haec verba in stipulatione posita: eam rem recte resti- tui fructus continent. Recte enim verbum pro viri boni ar- bitrio est.” Viele Beyſpiele ſol- cher Stipulationen mit dem Wort recte ſind zuſammen getragen von Brissonius selectae ant. I. 9. (c) L. 38 § 13, 121 pr. L. 22, 53, 119 de V. O. (45. 1.), L. 4 § 16 in f. de doli exc. (44. 4.). L. 31 de receptis (3. 8.), L. 3 C. eod. (2. 56.). — Mehrere Bey- ſpiele dieſer Formel finden ſich in den Urkunden bey Spangenberg ſ. o. Num. XVI. b.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/509>, abgerufen am 03.12.2024.