Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.Beylage XIII. einer Societät (b), einem Kauf, einem Miethcontract u. s. w.,worin stipulirt worden war; hier wurde überall die b. f. actio von der strengen Stipulationsklage absorbirt, und zwar weil es die Parteyen so gewollt hatten, die ja be- sondere Gründe haben konnten, die strenge Klage der freyen vorzuziehen (c). Ganz besonders aber wurde zum Zweck einer solchen Umwandlung die literarum obligatio gebraucht (d). (b) Wurde zuerst die Societät als solche schriftlich abgeschlossen, und unmittelbar nachher auf den- selben Inhalt stipulirt, so war An- fangs eine consensu contracta (also b. f.) obligatio vorhanden, die gleich nachher durch eine No- vation völlig absorbirt wurde. L. 71 pr. pro socio (17. 2.). ".. si quidem pacto convento inter eos de societate facto ita stipulati essent: haec ita dari fieri spondes? futurum fuisse, ut si novationis causa id fecissent, pro socio agi non possit, sed tota res in stipula- tionem translata videretur." Anders wäre es gewesen, wenn man nicht erst ein pactum con- ventum de societate abgeschlos- sen, sondern die Bedingungen der Societät gleich Anfangs in Frage und Antwort gefaßt hätte; dann war nur ein einziger Vertrag, die Stipulation, vorhanden, keine No- vation. So wird die Sache aus- drücklich in Beziehung auf das Darlehen angegeben in den Stel- len der Note a. -- Viele Beyspiele von Schenkungen und Kauscon- tracten mit der Stipulationsclau- sel am Schluß s. bey Spangen- berg tabulae negotiorum Num. 22. 23. 26. 49. 50. 52. 52a. 54. 55. 57. -- Es war nämlich auch sehr gewöhnlich, alle genauere Bestim- mungen in der Gestalt einer nuda pactio abzufassen, und die bestäti- gende Stipulationsformel vorher oder hintenan zu stellen. L. 7 § 12 de pactis (2. 14.), Paulus II. 22 § 2, L. 27 C. de pactis (2. 3.). Man hätte eben so gut den gan- zen Inhalt der Verabredung un- mittelbar in die Frage aufnehmen können, wodurch nur die Rede un- behülflicher und weniger verständ- lich geworden wäre. (c) Daß die Stipulation sogar dazu gebraucht wurde, publieistische Fragen vor einen Privatrichter zu bringen, ist schon oben bemerkt worden (Num. XI.). (d) S. u. Beylage XIV. Num.
IX. Beylage XIII. einer Societät (b), einem Kauf, einem Miethcontract u. ſ. w.,worin ſtipulirt worden war; hier wurde überall die b. f. actio von der ſtrengen Stipulationsklage abſorbirt, und zwar weil es die Parteyen ſo gewollt hatten, die ja be- ſondere Gründe haben konnten, die ſtrenge Klage der freyen vorzuziehen (c). Ganz beſonders aber wurde zum Zweck einer ſolchen Umwandlung die literarum obligatio gebraucht (d). (b) Wurde zuerſt die Societät als ſolche ſchriftlich abgeſchloſſen, und unmittelbar nachher auf den- ſelben Inhalt ſtipulirt, ſo war An- fangs eine consensu contracta (alſo b. f.) obligatio vorhanden, die gleich nachher durch eine No- vation völlig abſorbirt wurde. L. 71 pr. pro socio (17. 2.). „.. si quidem pacto convento inter eos de societate facto ita stipulati essent: haec ita dari fieri spondes? futurum fuisse, ut si novationis causa id fecissent, pro socio agi non possit, sed tota res in stipula- tionem translata videretur.” Anders wäre es geweſen, wenn man nicht erſt ein pactum con- ventum de societate abgeſchloſ- ſen, ſondern die Bedingungen der Societät gleich Anfangs in Frage und Antwort gefaßt hätte; dann war nur ein einziger Vertrag, die Stipulation, vorhanden, keine No- vation. So wird die Sache aus- drücklich in Beziehung auf das Darlehen angegeben in den Stel- len der Note a. — Viele Beyſpiele von Schenkungen und Kauſcon- tracten mit der Stipulationsclau- ſel am Schluß ſ. bey Spangen- berg tabulae negotiorum Num. 22. 23. 26. 49. 50. 52. 52a. 54. 55. 57. — Es war nämlich auch ſehr gewöhnlich, alle genauere Beſtim- mungen in der Geſtalt einer nuda pactio abzufaſſen, und die beſtäti- gende Stipulationsformel vorher oder hintenan zu ſtellen. L. 7 § 12 de pactis (2. 14.), Paulus II. 22 § 2, L. 27 C. de pactis (2. 3.). Man hätte eben ſo gut den gan- zen Inhalt der Verabredung un- mittelbar in die Frage aufnehmen können, wodurch nur die Rede un- behülflicher und weniger verſtänd- lich geworden wäre. (c) Daß die Stipulation ſogar dazu gebraucht wurde, publieiſtiſche Fragen vor einen Privatrichter zu bringen, iſt ſchon oben bemerkt worden (Num. XI.). (d) S. u. Beylage XIV. Num.
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Beylage XIII.
einer Societät (b), einem Kauf, einem Miethcontract u. ſ. w.,
worin ſtipulirt worden war; hier wurde überall die b. f.
actio von der ſtrengen Stipulationsklage abſorbirt, und
zwar weil es die Parteyen ſo gewollt hatten, die ja be-
ſondere Gründe haben konnten, die ſtrenge Klage der
freyen vorzuziehen (c). Ganz beſonders aber wurde zum
Zweck einer ſolchen Umwandlung die literarum obligatio
gebraucht (d).
(b) Wurde zuerſt die Societät
als ſolche ſchriftlich abgeſchloſſen,
und unmittelbar nachher auf den-
ſelben Inhalt ſtipulirt, ſo war An-
fangs eine consensu contracta
(alſo b. f.) obligatio vorhanden,
die gleich nachher durch eine No-
vation völlig abſorbirt wurde.
L. 71 pr. pro socio (17. 2.).
„.. si quidem pacto convento
inter eos de societate facto
ita stipulati essent: haec ita
dari fieri spondes? futurum
fuisse, ut si novationis causa
id fecissent, pro socio agi non
possit, sed tota res in stipula-
tionem translata videretur.”
Anders wäre es geweſen, wenn
man nicht erſt ein pactum con-
ventum de societate abgeſchloſ-
ſen, ſondern die Bedingungen der
Societät gleich Anfangs in Frage
und Antwort gefaßt hätte; dann
war nur ein einziger Vertrag, die
Stipulation, vorhanden, keine No-
vation. So wird die Sache aus-
drücklich in Beziehung auf das
Darlehen angegeben in den Stel-
len der Note a. — Viele Beyſpiele
von Schenkungen und Kauſcon-
tracten mit der Stipulationsclau-
ſel am Schluß ſ. bey Spangen-
berg tabulae negotiorum Num.
22. 23. 26. 49. 50. 52. 52a. 54.
55. 57. — Es war nämlich auch ſehr
gewöhnlich, alle genauere Beſtim-
mungen in der Geſtalt einer nuda
pactio abzufaſſen, und die beſtäti-
gende Stipulationsformel vorher
oder hintenan zu ſtellen. L. 7 § 12
de pactis (2. 14.), Paulus II. 22
§ 2, L. 27 C. de pactis (2. 3.).
Man hätte eben ſo gut den gan-
zen Inhalt der Verabredung un-
mittelbar in die Frage aufnehmen
können, wodurch nur die Rede un-
behülflicher und weniger verſtänd-
lich geworden wäre.
(c) Daß die Stipulation ſogar
dazu gebraucht wurde, publieiſtiſche
Fragen vor einen Privatrichter zu
bringen, iſt ſchon oben bemerkt
worden (Num. XI.).
(d) S. u. Beylage XIV. Num.
IX.
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