Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Neun und Dreissigste Geistliche Lection send Welten hätte außlöschen können. Es wird sich aber ein jeder diesemeine Gnugthuung in so weit zu nutzen machen/ so viel er mir durch sein Mitleiden gleichförmig wird/ und die Wenigkeit seiner Verdiensten in die Unendligkeit meiner Außtilgung in aller gezimmender Demut versencke. Diese seynd die Wort deß obgedachten Susonis in der Person Christi/ wie In Concl. Animae. In Vita ejus c. 44.der geistreiche Blosius bezeugt. So offt ein Mensch/ sagt die Heil. Maria Magdalena de Pazzis/ das allerwerteste Blut Christi mit seinen guten Wer- cken dem himmlischen Vatter auffopfferet/ so opffert er demselben eine so hoch verdienstliche Gaab; daß Gott keinen Lohn/ solches Opffer gebüh- rend zu vergelten/ gleichsamb finden könne. Dieweilen nun der jenige/ so das Leyden Christi betrachtet/ dieses gemeinlich verrichtet; so kanstu/ mein Christliche Seel leichtlich abnehmen/ wie hoch du dir hierdurch die Gunst deß himlischen Vatters verbindest. Förchte dich derhalben nit für den Biß der giff- tigen Schlangen/ wan du die auff dem Berg Calvariä auff gerichtete Göttli- che Schlange/ also zu reden/ offtmahl anzuschauen und zu betrachten dich gewöhnest: keine Anfechtung/ keine Trübsaal noch Widerwärtigkeit wird dich zu Boden werffen/ wann du die Augen deines Hertzen auff deinen ge- ereutzigten JEsum schlagest/ und dessen heilige Wunden und grosse Schmer- tzen mit möglicher Andacht und Mit-Leyden offt betrachtest. Die Neun und Dreissigste Geistliche Ps. 102. v.LECTION Von der Danckbarkeit. 2. Benedic, anima mea, Domino, & noli oblivisci om- Lobe den HErrn/ meine Seel/ und vergiß nicht 1. SJntemahlen viele Sachen oder Materien seynd/ deren man sich nun
Die Neun und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection ſend Welten haͤtte außloͤſchen koͤnnen. Es wird ſich aber ein jeder dieſemeine Gnugthuung in ſo weit zu nutzen machen/ ſo viel er mir durch ſein Mitleiden gleichfoͤrmig wird/ und die Wenigkeit ſeiner Verdienſten in die Unendligkeit meiner Außtilgung in aller gezimmender Demut verſencke. Dieſe ſeynd die Wort deß obgedachten Suſonis in der Perſon Chriſti/ wie In Concl. Animæ. In Vita ejus c. 44.der geiſtreiche Bloſius bezeugt. So offt ein Menſch/ ſagt die Heil. Maria Magdalena de Pazzis/ das allerwerteſte Blut Chriſti mit ſeinen guten Wer- cken dem himmliſchen Vatter auffopfferet/ ſo opffert er demſelben eine ſo hoch verdienſtliche Gaab; daß Gott keinen Lohn/ ſolches Opffer gebuͤh- rend zu vergelten/ gleichſamb finden koͤnne. Dieweilen nun der jenige/ ſo das Leyden Chriſti betrachtet/ dieſes gemeinlich verrichtet; ſo kanſtu/ mein Chriſtliche Seel leichtlich abnehmen/ wie hoch du dir hierdurch die Gunſt deß himliſchen Vatters verbindeſt. Foͤrchte dich derhalben nit fuͤr dẽ Biß der giff- tigen Schlangen/ wan du die auff dem Berg Calvariaͤ auff gerichtete Goͤttli- che Schlange/ alſo zu reden/ offtmahl anzuſchauen und zu betrachten dich gewoͤhneſt: keine Anfechtung/ keine Truͤbſaal noch Widerwaͤrtigkeit wird dich zu Boden werffen/ wann du die Augen deines Hertzen auff deinen ge- ereutzigten JEſum ſchlageſt/ und deſſen heilige Wunden und groſſe Schmer- tzen mit moͤglicher Andacht und Mit-Leyden offt betrachteſt. Die Neun und Dreiſſigſte Geiſtliche Pſ. 102. v.LECTION Von der Danckbarkeit. 2. Benedic, anima mea, Domino, & noli obliviſci om- Lobe den HErrn/ meine Seel/ und vergiß nicht 1. SJntemahlen viele Sachen oder Materien ſeynd/ deren man ſich nun
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Die Neun und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection
ſend Welten haͤtte außloͤſchen koͤnnen. Es wird ſich aber ein jeder dieſe
meine Gnugthuung in ſo weit zu nutzen machen/ ſo viel er mir durch ſein
Mitleiden gleichfoͤrmig wird/ und die Wenigkeit ſeiner Verdienſten in die
Unendligkeit meiner Außtilgung in aller gezimmender Demut verſencke.
Dieſe ſeynd die Wort deß obgedachten Suſonis in der Perſon Chriſti/ wie
der geiſtreiche Bloſius bezeugt. So offt ein Menſch/ ſagt die Heil. Maria
Magdalena de Pazzis/ das allerwerteſte Blut Chriſti mit ſeinen guten Wer-
cken dem himmliſchen Vatter auffopfferet/ ſo opffert er demſelben eine ſo
hoch verdienſtliche Gaab; daß Gott keinen Lohn/ ſolches Opffer gebuͤh-
rend zu vergelten/ gleichſamb finden koͤnne. Dieweilen nun der jenige/ ſo
das Leyden Chriſti betrachtet/ dieſes gemeinlich verrichtet; ſo kanſtu/ mein
Chriſtliche Seel leichtlich abnehmen/ wie hoch du dir hierdurch die Gunſt deß
himliſchen Vatters verbindeſt. Foͤrchte dich derhalben nit fuͤr dẽ Biß der giff-
tigen Schlangen/ wan du die auff dem Berg Calvariaͤ auff gerichtete Goͤttli-
che Schlange/ alſo zu reden/ offtmahl anzuſchauen und zu betrachten dich
gewoͤhneſt: keine Anfechtung/ keine Truͤbſaal noch Widerwaͤrtigkeit wird
dich zu Boden werffen/ wann du die Augen deines Hertzen auff deinen ge-
ereutzigten JEſum ſchlageſt/ und deſſen heilige Wunden und groſſe Schmer-
tzen mit moͤglicher Andacht und Mit-Leyden offt betrachteſt.
In Concl.
Animæ.
In Vita
ejus c.
44.
Die Neun und Dreiſſigſte Geiſtliche
LECTION
Von der Danckbarkeit.
Benedic, anima mea, Domino, & noli obliviſci om-
nes retributiones ejus.
Lobe den HErrn/ meine Seel/ und vergiß nicht
aller ſeiner Wolthaten.
1. SJntemahlen viele Sachen oder Materien ſeynd/ deren man ſich
zur andaͤchtigen Betrachtung gebrauchen kan; und dann deren ei-
nige an Vortreff ligkeit fuͤr andern den Vorzug haben; fuͤr allen
aber die jetzt-gemeldte Betrachtung von dem Leyden Chriſti: als wollen wir
nun
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