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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Vom Laster deß Fraases und der Trunckenheit.


Die Sechs und Dreissigste Geistliche
LECTION
Vom
Laster deß Fraaßes und der Trunckenheit.
Vae vobis, qui saturati estis, quia esurietis.Luc. 6. 25.
Wehe euch/ die ihr gesättiget seyd/ dann ihr wer-
det Hunger leyden.

Der Erste Theil.

1. WAs ein grausame Sünd seye das Laster deß Fraaß/ kan man
gnug abnehmen auß den. Straffen/ mit welchen die jenige von
GOtt gestrafft seynd worden/ so diesem Laster ergeben gewesen.
Unsere erste Eltern haben sich und uns alle durch den Fraß in unzahlbareGen. 3.
Armseeligkeiten gestürtzet. Zu Zeiten deß Noe assen und truncken die Men-
schen biß zu dem Tag/ an welchem Noe in die Arck ist hinein gangen; es ist a-
ber die Sündflut kommen/ und hat alle Menschen verdorben. Die Kin-
der Jsrael hatten ein Abscheuen vor dem Himmel-Brod; und
begehrten Fleisch zu essen; und siehe da sie das Fleisch noch zwi-
schen den Zähnen hatten/ ist der HERR über sie ergrimmet worden/
und hat sie sehr scharff hergenommen. Dem reichen Brassart/ von dem
der H. Evangelist Lucas meldet/ daß er sich alle Tag herrlich tractiren lassen/
ist in seinem eussersten Hunger und Durst auch ein eintziges tröpfflein
Wassers geweigert worden. Das nun ebenfals zu diesen unsern zeiten sehr
viele wegen deß Fraaßes sich ins Verderben stürtzen/ ist allzu sicher und auß-
gemacht. Jtzt will ich nur einige wenige hervor ziehen/ welche uns mit ih-
rem Exempel von diesem Laster billig abschröcken sollen. Der Ehrwürdi-Bou.
Ann.
1577

ge Pater Illiricus deß H. Capuciner-Ordens Prediger pflegte viel zu Fasten;
dessen Mit-Gesell bringt ihm einsmals/ da sie in einem Kloster unweit Nea-
pel beherbergt seynd (dessen Nahm wir allhier verschweigen) etwas Nüsse

zur
J i i 3
Vom Laſter deß Fraaſes und der Trunckenheit.


Die Sechs und Dreiſſigſte Geiſtliche
LECTION
Vom
Laſter deß Fraaßes und der Trunckenheit.
Væ vobis, qui ſaturati eſtis, quia eſurietis.Luc. 6. 25.
Wehe euch/ die ihr geſaͤttiget ſeyd/ dann ihr wer-
det Hunger leyden.

Der Erſte Theil.

1. WAs ein grauſame Suͤnd ſeye das Laſter deß Fraaß/ kan man
gnug abnehmen auß den. Straffen/ mit welchen die jenige von
GOtt geſtrafft ſeynd worden/ ſo dieſem Laſter ergeben geweſen.
Unſere erſte Eltern haben ſich und uns alle durch den Fraß in unzahlbareGen. 3.
Armſeeligkeiten geſtuͤrtzet. Zu Zeiten deß Noe aſſen und truncken die Men-
ſchen biß zu dem Tag/ an welchem Noe in die Arck iſt hinein gangen; es iſt a-
ber die Suͤndflut kommen/ und hat alle Menſchen verdorben. Die Kin-
der Jſrael hatten ein Abſcheuen vor dem Himmel-Brod; und
begehrten Fleiſch zu eſſen; und ſiehe da ſie das Fleiſch noch zwi-
ſchen den Zaͤhnen hatten/ iſt der HERR uͤber ſie ergrimmet worden/
und hat ſie ſehr ſcharff hergenommen. Dem reichen Braſſart/ von dem
der H. Evangeliſt Lucas meldet/ daß er ſich alle Tag herrlich tractiren laſſen/
iſt in ſeinem euſſerſten Hunger und Durſt auch ein eintziges troͤpfflein
Waſſers geweigert worden. Das nun ebenfals zu dieſen unſern zeiten ſehr
viele wegen deß Fraaßes ſich ins Verderben ſtuͤrtzen/ iſt allzu ſicher und auß-
gemacht. Jtzt will ich nur einige wenige hervor ziehen/ welche uns mit ih-
rem Exempel von dieſem Laſter billig abſchroͤcken ſollen. Der Ehrwuͤrdi-Bou.
Ann.
1577

ge Pater Illiricus deß H. Capuciner-Ordens Prediger pflegte viel zu Faſten;
deſſen Mit-Geſell bringt ihm einsmals/ da ſie in einem Kloſter unweit Nea-
pel beherbergt ſeynd (deſſen Nahm wir allhier verſchweigen) etwas Nuͤſſe

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J i i 3
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[437/0465] Vom Laſter deß Fraaſes und der Trunckenheit. Die Sechs und Dreiſſigſte Geiſtliche LECTION Vom Laſter deß Fraaßes und der Trunckenheit. Væ vobis, qui ſaturati eſtis, quia eſurietis. Wehe euch/ die ihr geſaͤttiget ſeyd/ dann ihr wer- det Hunger leyden. Der Erſte Theil. 1. WAs ein grauſame Suͤnd ſeye das Laſter deß Fraaß/ kan man gnug abnehmen auß den. Straffen/ mit welchen die jenige von GOtt geſtrafft ſeynd worden/ ſo dieſem Laſter ergeben geweſen. Unſere erſte Eltern haben ſich und uns alle durch den Fraß in unzahlbare Armſeeligkeiten geſtuͤrtzet. Zu Zeiten deß Noe aſſen und truncken die Men- ſchen biß zu dem Tag/ an welchem Noe in die Arck iſt hinein gangen; es iſt a- ber die Suͤndflut kommen/ und hat alle Menſchen verdorben. Die Kin- der Jſrael hatten ein Abſcheuen vor dem Himmel-Brod; und begehrten Fleiſch zu eſſen; und ſiehe da ſie das Fleiſch noch zwi- ſchen den Zaͤhnen hatten/ iſt der HERR uͤber ſie ergrimmet worden/ und hat ſie ſehr ſcharff hergenommen. Dem reichen Braſſart/ von dem der H. Evangeliſt Lucas meldet/ daß er ſich alle Tag herrlich tractiren laſſen/ iſt in ſeinem euſſerſten Hunger und Durſt auch ein eintziges troͤpfflein Waſſers geweigert worden. Das nun ebenfals zu dieſen unſern zeiten ſehr viele wegen deß Fraaßes ſich ins Verderben ſtuͤrtzen/ iſt allzu ſicher und auß- gemacht. Jtzt will ich nur einige wenige hervor ziehen/ welche uns mit ih- rem Exempel von dieſem Laſter billig abſchroͤcken ſollen. Der Ehrwuͤrdi- ge Pater Illiricus deß H. Capuciner-Ordens Prediger pflegte viel zu Faſten; deſſen Mit-Geſell bringt ihm einsmals/ da ſie in einem Kloſter unweit Nea- pel beherbergt ſeynd (deſſen Nahm wir allhier verſchweigen) etwas Nuͤſſe zur Gen. 3. Bou. Ann. 1577 J i i 3

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/465>, abgerufen am 21.12.2024.