Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Geistlichen Vollkommenheit. sagt: muß man glauben/ daß die Leben der vortrefflichsten Leute deßwegenauffs genaueste beschrieben seynd/ damit unser Leben durch die Nachfolgung zur Tugend und Gutem desto gerader geführet werde. Dahero gleich wie die Mahler/ wann sie ein Bild auß dem Bild mahlen/ zugleich auff das Muster oder Fürbild sehend/ pflegen das fürgebildete in ihr Werck zu übersetzen: also muß der jenige/ welcher sich befleissiget in allen theilen der Tugenden sich voll- kommen zu machen/ die Leben der Heiligen als lebendige und kräfftige Bild- nüssen ansehen/ und ihre gute Wercke durch die Nachfolgung sein machen. Thue das/ so wirst du leben. Lebe wohl. Die Zwey und Dreyssigste Geistliche LECTION Vom Guten Exempel. Sicluceat lux vestra coram hominibus, ut videant operaMatt. 5. Also lasset ewer Liecht leuchten fur den Menschen/ 1. WJr haben bißhero von der Vollkommenheit geredet/ nun müssen solle/ D d d
Von der Geiſtlichen Vollkommenheit. ſagt: muß man glauben/ daß die Leben der vortrefflichſten Leute deßwegenauffs genaueſte beſchrieben ſeynd/ damit unſer Leben durch die Nachfolgung zur Tugend und Gutem deſto gerader gefuͤhret werde. Dahero gleich wie die Mahler/ wann ſie ein Bild auß dem Bild mahlen/ zugleich auff das Muſter oder Fuͤrbild ſehend/ pflegen das fuͤrgebildete in ihr Werck zu uͤberſetzen: alſo muß der jenige/ welcher ſich befleiſſiget in allen theilen der Tugenden ſich voll- kommen zu machen/ die Leben der Heiligen als lebendige und kraͤfftige Bild- nuͤſſen anſehen/ und ihre gute Wercke durch die Nachfolgung ſein machen. Thue das/ ſo wirſt du leben. Lebe wohl. Die Zwey und Dreyſſigſte Geiſtliche LECTION Vom Guten Exempel. Sicluceat lux veſtra coram hominibus, ut videant operaMatt. 5. Alſo laſſet ewer Liecht leuchten fůr den Menſchen/ 1. WJr haben bißhero von der Vollkommenheit geredet/ nun muͤſſen ſolle/ D d d
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Von der Geiſtlichen Vollkommenheit.
ſagt: muß man glauben/ daß die Leben der vortrefflichſten Leute deßwegen
auffs genaueſte beſchrieben ſeynd/ damit unſer Leben durch die Nachfolgung
zur Tugend und Gutem deſto gerader gefuͤhret werde. Dahero gleich wie die
Mahler/ wann ſie ein Bild auß dem Bild mahlen/ zugleich auff das Muſter
oder Fuͤrbild ſehend/ pflegen das fuͤrgebildete in ihr Werck zu uͤberſetzen: alſo
muß der jenige/ welcher ſich befleiſſiget in allen theilen der Tugenden ſich voll-
kommen zu machen/ die Leben der Heiligen als lebendige und kraͤfftige Bild-
nuͤſſen anſehen/ und ihre gute Wercke durch die Nachfolgung ſein machen.
Thue das/ ſo wirſt du leben. Lebe wohl.
Die Zwey und Dreyſſigſte Geiſtliche
LECTION
Vom
Guten Exempel.
Sicluceat lux veſtra coram hominibus, ut videant opera
veſtra bona, & glorificent Patrem veſtrum, qui in Cæ-
lis eſt.
Alſo laſſet ewer Liecht leuchten fůr den Menſchen/
daß ſie ewere gute Werck ſehen/ und preiſen euren Vatter/
der im Himmel iſt.
1. WJr haben bißhero von der Vollkommenheit geredet/ nun muͤſſen
wir ſehen/ welcher den andern in dieſer Ubung uͤbertreffe. Dieß
aber eroͤffnet uns der weltweiſe Fuͤrſt Ariſtoteles, indem er ſa-
get: der jenige iſt der beſte/ der ſeine Guͤtigkeit nicht allein gegen ſich/ ſondern
auch gegen andere gebraucht. Dahero iſt nach dieſem gelegten Grund der je-
nige der beſte Geiſtliche/ welcher mehr mit der That als mit den Worten
andere den Weg der Tugenden lehret. Welches der Gregorius Magaus
mit dieſen Worten lehret: ich weiß keinen Rath beſſer zu ſeyn/ als wann du
dich befleiſſeſt mit deinem Exempel deinen Bruder zu lehren/ was geſchehen
ſolle/
5. Ethic.
L. 10. mo-
ral.
D d d
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