Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Keuschheit.
bige mit den stechenden Dörnen untertrückt hätte. Wie ist nicht der H. Do-Vit. P. P.
Occi-
dent. I. 7.
c.
10.

minicus über den Küster so grausamblich außgefahren/ daß er dem Beichts-
Vatter angekündiget/ es seye ein schönes Weib am Beicht-Stuhl/ so beich-
ten wolte? Nun gehe hin/ sagt der H. Vatter/ und lehrne/ wie du hinführo im
Urtheil über die Weiber dich verhalten sollest/ ob sie schön/ oder nit schön seyen.
Mich gedüncket nun/ mein Christliche Seel/ daß es zumahlen unnöthig seye
anderer Schaden zu erzehlen/ da wir doch/ und ein jeder an sich selbst durch die
tägliche Erfahrnüß gnugsamb gewarnet werden; daß wirs billig dem from-
men Job nach machen solten; der da spricht: Jch hab einen Bund ge-c. 31. v. 1.
macht mit meinen Augen/ daß ich auch keine Gedancken
hätte von einer Jungfrawen:
Und wann du vielleicht darfür hal-
test/ daß solche Eingezogenheit dir zu schwär fallen werde; so rede dich selb-
sten an mit den Worten deß Heil. Augustini/ dieser und jener haben das ge-
than/ und warumb sollest du das auch durch die Gnad GOttes nicht thuen
können?

Der dritte Theil.

12. DEr H. Andreas Corsinus ist der Keuschheit also zugethan gewe-Lanciz.
opusc. 2.
n.
276.

sen/ daß er auch seiner Mutter und Schwestern Gegenwart ohne
Schamhafftigkeit nicht hat tragen können: mit andern Weibs-
bildern hat er nicht mehr/ als in höchster Noth geredet/ und daß zwar mit nie-
dergeschlagenen Augen; derhalben er zu Pariß der blinde Bruder genennet
worden. Der seelige Aloysius Gonzaga ware von Gott mit solcher Reinig-In ejus
vita.

keit deß Hertzens begnädiget/ daß er weder im Tag weder in der Nacht auch
von den geringsten unsaubern Gedancken oder Anmuthungen jemahlen ist
angefochten worden; nichts desto weniger hat er das Frawen-Zimmer der-
massen gemeidet/ als wann er mit demselben in der höchsten Feindschafft stün-
de. Alphonsus Rodriquez ein Leybruder der Societät Jesu, ist viertzig JahrVita. I. 1.
c.
18.

Pförtner gewesen/ und hat gleichwohl kein Weibsbild vom Angesicht geken-
net. Der H. Hugo Bischoff zu Gratianopel hat währender Zeit seines Bi-
schöfflichen Ambts keinem eintzigen Weib ins Angesicht geschawet. Frater
Franciscus
von Darocha ein Capuciner hat in Verwaltung deß Quester-Bouer. in
An.
1607.

Ambts bey die 26. Jahr niemahlen ein Weib angesehen/ derhalben er von
allen die Weiber-Flucht benambset worden: Er ware aber ein wah-
rer und auffrichtiger Jünger seines Lehr-Meisters deß H. Francisci/ welcher
seine Kinder offt zu ermahnen pflegte/ daß sie Gemeinschafft/ Gespräche/ und

das
B b

Von der Keuſchheit.
bige mit den ſtechenden Doͤrnen untertruͤckt haͤtte. Wie iſt nicht der H. Do-Vit. P. P.
Occi-
dent. I. 7.
c.
10.

minicus uͤber den Kuͤſter ſo grauſamblich außgefahren/ daß er dem Beichts-
Vatter angekuͤndiget/ es ſeye ein ſchoͤnes Weib am Beicht-Stuhl/ ſo beich-
ten wolte? Nun gehe hin/ ſagt der H. Vatter/ und lehrne/ wie du hinfuͤhro im
Urtheil uͤber die Weiber dich verhalten ſolleſt/ ob ſie ſchoͤn/ oder nit ſchoͤn ſeyen.
Mich geduͤncket nun/ mein Chriſtliche Seel/ daß es zumahlen unnoͤthig ſeye
anderer Schaden zu erzehlen/ da wir doch/ und ein jeder an ſich ſelbſt durch die
taͤgliche Erfahrnuͤß gnugſamb gewarnet werden; daß wirs billig dem from-
men Job nach machen ſolten; der da ſpricht: Jch hab einen Bund ge-c. 31. v. 1.
macht mit meinen Augen/ daß ich auch keine Gedancken
haͤtte von einer Jungfrawen:
Und wann du vielleicht darfuͤr hal-
teſt/ daß ſolche Eingezogenheit dir zu ſchwaͤr fallen werde; ſo rede dich ſelb-
ſten an mit den Worten deß Heil. Auguſtini/ dieſer und jener haben das ge-
than/ und warumb ſolleſt du das auch durch die Gnad GOttes nicht thuen
koͤnnen?

Der dritte Theil.

12. DEr H. Andreas Corſinus iſt der Keuſchheit alſo zugethan gewe-Lanciz.
opuſc. 2.
n.
276.

ſen/ daß er auch ſeiner Mutter und Schweſtern Gegenwart ohne
Schamhafftigkeit nicht hat tragen koͤnnen: mit andern Weibs-
bildern hat er nicht mehr/ als in hoͤchſter Noth geredet/ und daß zwar mit nie-
dergeſchlagenen Augen; derhalben er zu Pariß der blinde Bruder genennet
worden. Der ſeelige Aloyſius Gonzaga ware von Gott mit ſolcher Reinig-In ejus
vita.

keit deß Hertzens begnaͤdiget/ daß er weder im Tag weder in der Nacht auch
von den geringſten unſaubern Gedancken oder Anmuthungen jemahlen iſt
angefochten worden; nichts deſto weniger hat er das Frawen-Zimmer der-
maſſen gemeidet/ als wann er mit demſelben in der hoͤchſten Feindſchafft ſtuͤn-
de. Alphonſus Rodriquez ein Leybruder der Societaͤt Jeſu, iſt viertzig JahrVita. I. 1.
c.
18.

Pfoͤrtner geweſen/ und hat gleichwohl kein Weibsbild vom Angeſicht geken-
net. Der H. Hugo Biſchoff zu Gratianopel hat waͤhrender Zeit ſeines Bi-
ſchoͤfflichen Ambts keinem eintzigen Weib ins Angeſicht geſchawet. Frater
Franciſcus
von Darocha ein Capuciner hat in Verwaltung deß Queſter-Bouer. in
An.
1607.

Ambts bey die 26. Jahr niemahlen ein Weib angeſehen/ derhalben er von
allen die Weiber-Flucht benambſet worden: Er ware aber ein wah-
rer und auffrichtiger Juͤnger ſeines Lehr-Meiſters deß H. Franciſci/ welcher
ſeine Kinder offt zu ermahnen pflegte/ daß ſie Gemeinſchafft/ Geſpraͤche/ und

das
B b
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0221" n="193"/><fw place="top" type="header">Von der Keu&#x017F;chheit.</fw><lb/>
bige mit den &#x017F;techenden Do&#x0364;rnen untertru&#x0364;ckt ha&#x0364;tte. Wie i&#x017F;t nicht der H. <hi rendition="#aq">Do-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Vit. P. P.<lb/>
Occi-<lb/>
dent. I. 7.<lb/>
c.</hi> 10.</note><lb/><hi rendition="#aq">minicus</hi> u&#x0364;ber den Ku&#x0364;&#x017F;ter &#x017F;o grau&#x017F;amblich außgefahren/ daß er dem Beichts-<lb/>
Vatter angeku&#x0364;ndiget/ es &#x017F;eye ein &#x017F;cho&#x0364;nes Weib am Beicht-Stuhl/ &#x017F;o beich-<lb/>
ten wolte? Nun gehe hin/ &#x017F;agt der H. Vatter/ und lehrne/ wie du hinfu&#x0364;hro im<lb/>
Urtheil u&#x0364;ber die Weiber dich verhalten &#x017F;olle&#x017F;t/ ob &#x017F;ie &#x017F;cho&#x0364;n/ oder nit &#x017F;cho&#x0364;n &#x017F;eyen.<lb/>
Mich gedu&#x0364;ncket nun/ mein Chri&#x017F;tliche Seel/ daß es zumahlen unno&#x0364;thig &#x017F;eye<lb/>
anderer Schaden zu erzehlen/ da wir doch/ und ein jeder an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t durch die<lb/>
ta&#x0364;gliche Erfahrnu&#x0364;ß gnug&#x017F;amb gewarnet werden; daß wirs billig dem from-<lb/>
men Job nach machen &#x017F;olten; der da &#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">Jch hab einen Bund ge-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">c. 31. v.</hi> 1.</note><lb/><hi rendition="#fr">macht mit meinen Augen/ daß ich auch keine Gedancken<lb/>
ha&#x0364;tte von einer Jungfrawen:</hi> Und wann du vielleicht darfu&#x0364;r hal-<lb/>
te&#x017F;t/ daß &#x017F;olche Eingezogenheit dir zu &#x017F;chwa&#x0364;r fallen werde; &#x017F;o rede dich &#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;ten an mit den Worten deß Heil. Augu&#x017F;tini/ die&#x017F;er und jener haben das ge-<lb/>
than/ und warumb &#x017F;olle&#x017F;t du das auch durch die Gnad GOttes nicht thuen<lb/>
ko&#x0364;nnen?</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der dritte Theil.</hi> </head><lb/>
          <p>12. <hi rendition="#in">D</hi>Er H. <hi rendition="#aq">Andreas Cor&#x017F;inus</hi> i&#x017F;t der Keu&#x017F;chheit al&#x017F;o zugethan gewe-<note place="right"><hi rendition="#aq">Lanciz.<lb/>
opu&#x017F;c. 2.<lb/>
n.</hi> 276.</note><lb/>
&#x017F;en/ daß er auch &#x017F;einer Mutter und Schwe&#x017F;tern Gegenwart ohne<lb/>
Schamhafftigkeit nicht hat tragen ko&#x0364;nnen: mit andern Weibs-<lb/>
bildern hat er nicht mehr/ als in ho&#x0364;ch&#x017F;ter Noth geredet/ und daß zwar mit nie-<lb/>
derge&#x017F;chlagenen Augen; derhalben er zu Pariß der blinde Bruder genennet<lb/>
worden. Der &#x017F;eelige <hi rendition="#aq">Aloy&#x017F;ius Gonzaga</hi> ware von Gott mit &#x017F;olcher Reinig-<note place="right"><hi rendition="#aq">In ejus<lb/>
vita.</hi></note><lb/>
keit deß Hertzens begna&#x0364;diget/ daß er weder im Tag weder in der Nacht auch<lb/>
von den gering&#x017F;ten un&#x017F;aubern Gedancken oder Anmuthungen jemahlen i&#x017F;t<lb/>
angefochten worden; nichts de&#x017F;to weniger hat er das Frawen-Zimmer der-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en gemeidet/ als wann er mit dem&#x017F;elben in der ho&#x0364;ch&#x017F;ten Feind&#x017F;chafft &#x017F;tu&#x0364;n-<lb/>
de. <hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;us Rodriquez</hi> ein Leybruder der <hi rendition="#aq">Societ</hi>a&#x0364;t <hi rendition="#aq">Je&#x017F;u,</hi> i&#x017F;t viertzig Jahr<note place="right"><hi rendition="#aq">Vita. I. 1.<lb/>
c.</hi> 18.</note><lb/>
Pfo&#x0364;rtner gewe&#x017F;en/ und hat gleichwohl kein Weibsbild vom Ange&#x017F;icht geken-<lb/>
net. Der H. <hi rendition="#aq">Hugo</hi> Bi&#x017F;choff zu Gratianopel hat wa&#x0364;hrender Zeit &#x017F;eines Bi-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;fflichen Ambts keinem eintzigen Weib ins Ange&#x017F;icht ge&#x017F;chawet. <hi rendition="#aq">Frater<lb/>
Franci&#x017F;cus</hi> von <hi rendition="#aq">Darocha</hi> ein Capuciner hat in Verwaltung deß Que&#x017F;ter-<note place="right"><hi rendition="#aq">Bouer. in<lb/>
An.</hi> 1607.</note><lb/>
Ambts bey die 26. Jahr niemahlen ein Weib ange&#x017F;ehen/ derhalben er von<lb/>
allen <hi rendition="#fr">die Weiber-Flucht</hi> benamb&#x017F;et worden: Er ware aber ein wah-<lb/>
rer und auffrichtiger Ju&#x0364;nger &#x017F;eines Lehr-Mei&#x017F;ters deß H. Franci&#x017F;ci/ welcher<lb/>
&#x017F;eine Kinder offt zu ermahnen pflegte/ daß &#x017F;ie Gemein&#x017F;chafft/ Ge&#x017F;pra&#x0364;che/ und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b</fw><fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0221] Von der Keuſchheit. bige mit den ſtechenden Doͤrnen untertruͤckt haͤtte. Wie iſt nicht der H. Do- minicus uͤber den Kuͤſter ſo grauſamblich außgefahren/ daß er dem Beichts- Vatter angekuͤndiget/ es ſeye ein ſchoͤnes Weib am Beicht-Stuhl/ ſo beich- ten wolte? Nun gehe hin/ ſagt der H. Vatter/ und lehrne/ wie du hinfuͤhro im Urtheil uͤber die Weiber dich verhalten ſolleſt/ ob ſie ſchoͤn/ oder nit ſchoͤn ſeyen. Mich geduͤncket nun/ mein Chriſtliche Seel/ daß es zumahlen unnoͤthig ſeye anderer Schaden zu erzehlen/ da wir doch/ und ein jeder an ſich ſelbſt durch die taͤgliche Erfahrnuͤß gnugſamb gewarnet werden; daß wirs billig dem from- men Job nach machen ſolten; der da ſpricht: Jch hab einen Bund ge- macht mit meinen Augen/ daß ich auch keine Gedancken haͤtte von einer Jungfrawen: Und wann du vielleicht darfuͤr hal- teſt/ daß ſolche Eingezogenheit dir zu ſchwaͤr fallen werde; ſo rede dich ſelb- ſten an mit den Worten deß Heil. Auguſtini/ dieſer und jener haben das ge- than/ und warumb ſolleſt du das auch durch die Gnad GOttes nicht thuen koͤnnen? Vit. P. P. Occi- dent. I. 7. c. 10. c. 31. v. 1. Der dritte Theil. 12. DEr H. Andreas Corſinus iſt der Keuſchheit alſo zugethan gewe- ſen/ daß er auch ſeiner Mutter und Schweſtern Gegenwart ohne Schamhafftigkeit nicht hat tragen koͤnnen: mit andern Weibs- bildern hat er nicht mehr/ als in hoͤchſter Noth geredet/ und daß zwar mit nie- dergeſchlagenen Augen; derhalben er zu Pariß der blinde Bruder genennet worden. Der ſeelige Aloyſius Gonzaga ware von Gott mit ſolcher Reinig- keit deß Hertzens begnaͤdiget/ daß er weder im Tag weder in der Nacht auch von den geringſten unſaubern Gedancken oder Anmuthungen jemahlen iſt angefochten worden; nichts deſto weniger hat er das Frawen-Zimmer der- maſſen gemeidet/ als wann er mit demſelben in der hoͤchſten Feindſchafft ſtuͤn- de. Alphonſus Rodriquez ein Leybruder der Societaͤt Jeſu, iſt viertzig Jahr Pfoͤrtner geweſen/ und hat gleichwohl kein Weibsbild vom Angeſicht geken- net. Der H. Hugo Biſchoff zu Gratianopel hat waͤhrender Zeit ſeines Bi- ſchoͤfflichen Ambts keinem eintzigen Weib ins Angeſicht geſchawet. Frater Franciſcus von Darocha ein Capuciner hat in Verwaltung deß Queſter- Ambts bey die 26. Jahr niemahlen ein Weib angeſehen/ derhalben er von allen die Weiber-Flucht benambſet worden: Er ware aber ein wah- rer und auffrichtiger Juͤnger ſeines Lehr-Meiſters deß H. Franciſci/ welcher ſeine Kinder offt zu ermahnen pflegte/ daß ſie Gemeinſchafft/ Geſpraͤche/ und das Lanciz. opuſc. 2. n. 276. In ejus vita. Vita. I. 1. c. 18. Bouer. in An. 1607. B b

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/221
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/221>, abgerufen am 21.12.2024.