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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas der verzweiffelte Verräther/ etc.
sem aber ist er unsterblich herfür gangen/ aus dem Jungfräuli-
chen Leib aber sterblich. Wie er kame aus dem Leib Mariä/ da
hat er gleich andern geweint/ wie er kommen aus dem Grab her-
vor/ da hat er gelacht/ und wegen seiner Urständ die gantze Welt
erfreuet. Jst demnach eins Theils das Grab Christi herrlicher
als der Jungfräuliche Leib Mariä.

[unleserliches Material - 6 Zeichen fehlen] Rupertus Tuitens. l. 8. de Offic. Divi. vermerckt/ daß
in der grossen Stadt Leyden/ daselbst in dem Closter S. Lau-
rentij,
am H. Sambstag in der Char-Wochen sich dieses Wun-
der habe zugetragen; als dazumahl die Religiosen bey dem Heil.
Grab die Antiphonarn gesungen: Mulieres sedentes ad mo-
numentum,
und etwan ein Religios was wenig gezweifflet an
der glorreichen Urständ Christi aus seinem Grab/ da seye ihme/
gedachten Religiosen/ augenblicklich die Gürtl vom Leib auf die
Erde gesprungen/ und wie er sich mit solcher wiederumb wolte um-
gürten/ da find er/ daß der Knopff nit aufgangen/ hörte anbey die-
se Wort:

Sic potuit clauso Christus prodire sepulchro.

Der H. Evangelist Joannes beschreibt es umbständig/ wie
daß Magdalena sammt andern Gottseeligem Frauen-Zimmer
seye in aller Frühe zu dem Grab deß HErrn kommen/ caum ad-
huc tenebrae essent,
da es noch dunckel war/ und dannoch sahe
sie/ daß der Stein vom Grab hinweg geweltzt ware/ ja so gar sa-
he man die leinerne Tücher ligen/ sie sahen die zwey Engel bey dem
Grab: ausser deß Grabs ware es noch gantz dunckel/ und folg-
sam im Grab/ darinnen ware es stockfinster: so hatten sie auch
weder Liechter noch Zacklen/ wie kans dann seyn/ daß sie alles so
neto gesehen? Der H. Gregor. Nyssen. löset diesen Zweiffels-
Knopff auf/ und sagt/ daß es zwar noch gantz stockfinster gewe-
Orat. to.
de Re-
surrect.
sen/ aber das H. Grab seye inwendig voller Liechter gewesen/ also
zwar/ daß die Stein und Marmel wie die schönste Morgenröthe
geschienen/ und hätte dazumahl der Diamant müssen mit allem
seinem Liecht zuruck stehen.

So

Judas der verzweiffelte Verraͤther/ ꝛc.
ſem aber iſt er unſterblich herfuͤr gangen/ aus dem Jungfraͤuli-
chen Leib aber ſterblich. Wie er kame aus dem Leib Mariaͤ/ da
hat er gleich andern geweint/ wie er kommen aus dem Grab her-
vor/ da hat er gelacht/ und wegen ſeiner Urſtaͤnd die gantze Welt
erfreuet. Jſt demnach eins Theils das Grab Chriſti herꝛlicher
als der Jungfraͤuliche Leib Mariaͤ.

[unleserliches Material – 6 Zeichen fehlen] Rupertus Tuitenſ. l. 8. de Offic. Divi. vermerckt/ daß
in der groſſen Stadt Leyden/ daſelbſt in dem Cloſter S. Lau-
rentij,
am H. Sambſtag in der Char-Wochen ſich dieſes Wun-
der habe zugetragen; als dazumahl die Religioſen bey dem Heil.
Grab die Antiphonarn geſungen: Mulieres ſedentes ad mo-
numentum,
und etwan ein Religios was wenig gezweifflet an
der glorreichen Urſtaͤnd Chriſti aus ſeinem Grab/ da ſeye ihme/
gedachten Religioſen/ augenblicklich die Guͤrtl vom Leib auf die
Erde geſprungen/ und wie er ſich mit ſolcher wiederumb wolte um-
guͤrten/ da find er/ daß der Knopff nit aufgangen/ hoͤrte anbey die-
ſe Wort:

Sic potuit clauſo Chriſtus prodire ſepulchro.

Der H. Evangeliſt Joannes beſchreibt es umbſtaͤndig/ wie
daß Magdalena ſammt andern Gottſeeligem Frauen-Zimmer
ſeye in aller Fruͤhe zu dem Grab deß HErꝛn kommen/ cûm ad-
huc tenebræ eſſent,
da es noch dunckel war/ und dannoch ſahe
ſie/ daß der Stein vom Grab hinweg geweltzt ware/ ja ſo gar ſa-
he man die leinerne Tuͤcher ligen/ ſie ſahen die zwey Engel bey dem
Grab: auſſer deß Grabs ware es noch gantz dunckel/ und folg-
ſam im Grab/ darinnen ware es ſtockfinſter: ſo hatten ſie auch
weder Liechter noch Zacklen/ wie kans dann ſeyn/ daß ſie alles ſo
neto geſehen? Der H. Gregor. Nyſſen. loͤſet dieſen Zweiffels-
Knopff auf/ und ſagt/ daß es zwar noch gantz ſtockfinſter gewe-
Orat. to.
de Re-
ſurrect.
ſen/ aber das H. Grab ſeye inwendig voller Liechter geweſen/ alſo
zwar/ daß die Stein und Marmel wie die ſchoͤnſte Morgenroͤthe
geſchienen/ und haͤtte dazumahl der Diamant muͤſſen mit allem
ſeinem Liecht zuruck ſtehen.

So
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[24/0036] Judas der verzweiffelte Verraͤther/ ꝛc. ſem aber iſt er unſterblich herfuͤr gangen/ aus dem Jungfraͤuli- chen Leib aber ſterblich. Wie er kame aus dem Leib Mariaͤ/ da hat er gleich andern geweint/ wie er kommen aus dem Grab her- vor/ da hat er gelacht/ und wegen ſeiner Urſtaͤnd die gantze Welt erfreuet. Jſt demnach eins Theils das Grab Chriſti herꝛlicher als der Jungfraͤuliche Leib Mariaͤ. ______ Rupertus Tuitenſ. l. 8. de Offic. Divi. vermerckt/ daß in der groſſen Stadt Leyden/ daſelbſt in dem Cloſter S. Lau- rentij, am H. Sambſtag in der Char-Wochen ſich dieſes Wun- der habe zugetragen; als dazumahl die Religioſen bey dem Heil. Grab die Antiphonarn geſungen: Mulieres ſedentes ad mo- numentum, und etwan ein Religios was wenig gezweifflet an der glorreichen Urſtaͤnd Chriſti aus ſeinem Grab/ da ſeye ihme/ gedachten Religioſen/ augenblicklich die Guͤrtl vom Leib auf die Erde geſprungen/ und wie er ſich mit ſolcher wiederumb wolte um- guͤrten/ da find er/ daß der Knopff nit aufgangen/ hoͤrte anbey die- ſe Wort: Sic potuit clauſo Chriſtus prodire ſepulchro. Der H. Evangeliſt Joannes beſchreibt es umbſtaͤndig/ wie daß Magdalena ſammt andern Gottſeeligem Frauen-Zimmer ſeye in aller Fruͤhe zu dem Grab deß HErꝛn kommen/ cûm ad- huc tenebræ eſſent, da es noch dunckel war/ und dannoch ſahe ſie/ daß der Stein vom Grab hinweg geweltzt ware/ ja ſo gar ſa- he man die leinerne Tuͤcher ligen/ ſie ſahen die zwey Engel bey dem Grab: auſſer deß Grabs ware es noch gantz dunckel/ und folg- ſam im Grab/ darinnen ware es ſtockfinſter: ſo hatten ſie auch weder Liechter noch Zacklen/ wie kans dann ſeyn/ daß ſie alles ſo neto geſehen? Der H. Gregor. Nyſſen. loͤſet dieſen Zweiffels- Knopff auf/ und ſagt/ daß es zwar noch gantz ſtockfinſter gewe- ſen/ aber das H. Grab ſeye inwendig voller Liechter geweſen/ alſo zwar/ daß die Stein und Marmel wie die ſchoͤnſte Morgenroͤthe geſchienen/ und haͤtte dazumahl der Diamant muͤſſen mit allem ſeinem Liecht zuruck ſtehen. Orat. to. de Re- ſurrect. So

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/36>, abgerufen am 21.11.2024.