Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite


Lustreise
nach
Speier am Rhein.

Als ich vor einigen Jahren aus Holland zurückkam,
war ich zwar auch in Speier. Aber ich hielt
mich nur wenige Stunden auf, und schon lange war es
in meinem Plan, einmal eine eigene Reise dahin zu thun.
Sie ist nun geschehen, und ich muß sagen, mit grossem
Vergnügen. Lassen Sie mich Ihnen, mein Freund,
erzählen, was ich da gesehen, gehört und erfahren habe.

Der nächste Weg von Carlsruhe nach Speier ist,
über Graben, wo Postpferde gewechselt werden, nach
Rheinhausen, wo man sich über den Rhein setzen läßt;
alsdann hat man nur noch eine kleine Stunde bis zur
Stadt. Rheinhausen ist ein kleines unbedeutendes
Dörfchen, das in das Gebiet des Bischofs von Speier,
der bekanntermassen in Bruchsal wohnt, gehört. Der
Rhein wächst hier öfters in zwei Tagen so stark an, daß
die Schiffer die kleinen hölzernen Brücken, wo man an-
landet, schnell abbrechen, und an einen andern Ort setzen
müssen. Dadurch wird der Fremde gar oft aufgehalten.
Bei der Ueberfahrt selber bezahlt man alles nach einer
von der Herrschaft bestimmten Taxe. Die Schiffer sind
nur die Knechte der Obrigkeit. Sie müssen das Geld,
das bestimmt ist, abliefern, und bekommen ihren Lohn.

Man


Luſtreiſe
nach
Speier am Rhein.

Als ich vor einigen Jahren aus Holland zuruͤckkam,
war ich zwar auch in Speier. Aber ich hielt
mich nur wenige Stunden auf, und ſchon lange war es
in meinem Plan, einmal eine eigene Reiſe dahin zu thun.
Sie iſt nun geſchehen, und ich muß ſagen, mit groſſem
Vergnuͤgen. Laſſen Sie mich Ihnen, mein Freund,
erzaͤhlen, was ich da geſehen, gehoͤrt und erfahren habe.

Der naͤchſte Weg von Carlsruhe nach Speier iſt,
uͤber Graben, wo Poſtpferde gewechſelt werden, nach
Rheinhauſen, wo man ſich uͤber den Rhein ſetzen laͤßt;
alsdann hat man nur noch eine kleine Stunde bis zur
Stadt. Rheinhauſen iſt ein kleines unbedeutendes
Doͤrfchen, das in das Gebiet des Biſchofs von Speier,
der bekanntermaſſen in Bruchſal wohnt, gehoͤrt. Der
Rhein waͤchſt hier oͤfters in zwei Tagen ſo ſtark an, daß
die Schiffer die kleinen hoͤlzernen Bruͤcken, wo man an-
landet, ſchnell abbrechen, und an einen andern Ort ſetzen
muͤſſen. Dadurch wird der Fremde gar oft aufgehalten.
Bei der Ueberfahrt ſelber bezahlt man alles nach einer
von der Herrſchaft beſtimmten Taxe. Die Schiffer ſind
nur die Knechte der Obrigkeit. Sie muͤſſen das Geld,
das beſtimmt iſt, abliefern, und bekommen ihren Lohn.

Man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0337" n="[299]"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g"><hi rendition="#fr">Lu&#x017F;trei&#x017F;e</hi><lb/>
nach<lb/><hi rendition="#fr">Speier</hi> am <hi rendition="#fr">Rhein.</hi></hi> </head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">1781.</hi> </hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>ls ich vor einigen Jahren aus Holland zuru&#x0364;ckkam,<lb/>
war ich zwar auch in <hi rendition="#fr">Speier.</hi> Aber ich hielt<lb/>
mich nur wenige Stunden auf, und &#x017F;chon lange war es<lb/>
in meinem Plan, einmal eine eigene Rei&#x017F;e dahin zu thun.<lb/>
Sie i&#x017F;t nun ge&#x017F;chehen, und ich muß &#x017F;agen, mit gro&#x017F;&#x017F;em<lb/>
Vergnu&#x0364;gen. La&#x017F;&#x017F;en Sie mich Ihnen, mein Freund,<lb/>
erza&#x0364;hlen, was ich da ge&#x017F;ehen, geho&#x0364;rt und erfahren habe.</p><lb/>
          <p>Der na&#x0364;ch&#x017F;te Weg von <hi rendition="#fr">Carlsruhe</hi> nach <hi rendition="#fr">Speier</hi> i&#x017F;t,<lb/>
u&#x0364;ber <hi rendition="#fr">Graben,</hi> wo Po&#x017F;tpferde gewech&#x017F;elt werden, nach<lb/><hi rendition="#fr">Rheinhau&#x017F;en,</hi> wo man &#x017F;ich u&#x0364;ber den Rhein &#x017F;etzen la&#x0364;ßt;<lb/>
alsdann hat man nur noch eine kleine Stunde bis zur<lb/>
Stadt. <hi rendition="#fr">Rheinhau&#x017F;en</hi> i&#x017F;t ein kleines unbedeutendes<lb/>
Do&#x0364;rfchen, das in das Gebiet des Bi&#x017F;chofs von <hi rendition="#fr">Speier,</hi><lb/>
der bekannterma&#x017F;&#x017F;en in <hi rendition="#fr">Bruch&#x017F;al</hi> wohnt, geho&#x0364;rt. Der<lb/><hi rendition="#fr">Rhein</hi> wa&#x0364;ch&#x017F;t hier o&#x0364;fters in zwei Tagen &#x017F;o &#x017F;tark an, daß<lb/>
die Schiffer die kleinen ho&#x0364;lzernen Bru&#x0364;cken, wo man an-<lb/>
landet, &#x017F;chnell abbrechen, und an einen andern Ort &#x017F;etzen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Dadurch wird der Fremde gar oft aufgehalten.<lb/>
Bei der Ueberfahrt &#x017F;elber bezahlt man alles nach einer<lb/>
von der Herr&#x017F;chaft be&#x017F;timmten Taxe. Die Schiffer &#x017F;ind<lb/>
nur die Knechte der Obrigkeit. Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en das Geld,<lb/>
das be&#x017F;timmt i&#x017F;t, abliefern, und bekommen ihren Lohn.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[299]/0337] Luſtreiſe nach Speier am Rhein. 1781. Als ich vor einigen Jahren aus Holland zuruͤckkam, war ich zwar auch in Speier. Aber ich hielt mich nur wenige Stunden auf, und ſchon lange war es in meinem Plan, einmal eine eigene Reiſe dahin zu thun. Sie iſt nun geſchehen, und ich muß ſagen, mit groſſem Vergnuͤgen. Laſſen Sie mich Ihnen, mein Freund, erzaͤhlen, was ich da geſehen, gehoͤrt und erfahren habe. Der naͤchſte Weg von Carlsruhe nach Speier iſt, uͤber Graben, wo Poſtpferde gewechſelt werden, nach Rheinhauſen, wo man ſich uͤber den Rhein ſetzen laͤßt; alsdann hat man nur noch eine kleine Stunde bis zur Stadt. Rheinhauſen iſt ein kleines unbedeutendes Doͤrfchen, das in das Gebiet des Biſchofs von Speier, der bekanntermaſſen in Bruchſal wohnt, gehoͤrt. Der Rhein waͤchſt hier oͤfters in zwei Tagen ſo ſtark an, daß die Schiffer die kleinen hoͤlzernen Bruͤcken, wo man an- landet, ſchnell abbrechen, und an einen andern Ort ſetzen muͤſſen. Dadurch wird der Fremde gar oft aufgehalten. Bei der Ueberfahrt ſelber bezahlt man alles nach einer von der Herrſchaft beſtimmten Taxe. Die Schiffer ſind nur die Knechte der Obrigkeit. Sie muͤſſen das Geld, das beſtimmt iſt, abliefern, und bekommen ihren Lohn. Man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/337
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. [299]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/337>, abgerufen am 21.11.2024.