Les petites Ecuries du Roi. Ich ging sehr früh aus, um die herrlichen Gegenden von Versailles recht zu besehen, und die frische Luft, die mir bisher ge- mangelt hatte, zu geniessen. Da führte der Weg bei den kleinen Königl. Marställen vorbei; denn nicht weit von da sind noch viel grössere, und die Prinzen vom Geblüt haben wieder ihre eigenen. Der König hält 3000. Pferde die meisten sind Normannen und Engelländer. Fast al- len wird der Schwanz, und noch dazu ganz nahe am After abgestumpft. Sie sagen, das mache die Pferde stark, daher thun sie's bei Jagdpferden, und bei allen, die nicht zur Parade bestimmt sind. Jedes Pferd hat über sei- nem Stande ein weisses Täfelchen mit seinem Namen, z. B. le Railleur. Der Stall ist etwas niedrig und finster. Er ist in der Runde herumgebaut. Die Ker- le musten ganze Kuppeln Pferde des Morgens spazieren reiten.
Les Statües du Parc. Park heist hier der Kö- nigl. Schlosgarten. Er liegt hinter dem Schlos, hat eine erstaunliche Breite und eine unabsehbare Länge. Das Mittelstück ist fast ganz den Bassins gewidmet. Diese sind bald gros, bald klein, haben auf ihren Einfas- sungen die schönsten Statüen von Bronze, und inwen- dig eine Menge Jets d'eau von allen nur möglichen Er- findungen. Zuletzt kommt unten ein grosser herrlicher Kanal, auf dem niedliche rothgemahlte Schiffe liegen, in denen es zwischen dem grünen Lustwäldchen hinzufah- ren, ein Vergnügen seyn muß. Auf beiden Seiten sind eine unzählbare Menge Statüen und Vasen überall ver- theilt. Darzwischen sind wieder allerlei andre Erfindun-
gen
Den 28ſten Jun.
Les petites Ecuries du Roi. Ich ging ſehr fruͤh aus, um die herrlichen Gegenden von Verſailles recht zu beſehen, und die friſche Luft, die mir bisher ge- mangelt hatte, zu genieſſen. Da fuͤhrte der Weg bei den kleinen Koͤnigl. Marſtaͤllen vorbei; denn nicht weit von da ſind noch viel groͤſſere, und die Prinzen vom Gebluͤt haben wieder ihre eigenen. Der Koͤnig haͤlt 3000. Pferde die meiſten ſind Normannen und Engellaͤnder. Faſt al- len wird der Schwanz, und noch dazu ganz nahe am After abgeſtumpft. Sie ſagen, das mache die Pferde ſtark, daher thun ſie’s bei Jagdpferden, und bei allen, die nicht zur Parade beſtimmt ſind. Jedes Pferd hat uͤber ſei- nem Stande ein weiſſes Taͤfelchen mit ſeinem Namen, z. B. le Railleur. Der Stall iſt etwas niedrig und finſter. Er iſt in der Runde herumgebaut. Die Ker- le muſten ganze Kuppeln Pferde des Morgens ſpazieren reiten.
Les Statües du Parc. Park heiſt hier der Koͤ- nigl. Schlosgarten. Er liegt hinter dem Schlos, hat eine erſtaunliche Breite und eine unabſehbare Laͤnge. Das Mittelſtuͤck iſt faſt ganz den Baſſins gewidmet. Dieſe ſind bald gros, bald klein, haben auf ihren Einfaſ- ſungen die ſchoͤnſten Statuͤen von Bronze, und inwen- dig eine Menge Jets d’eau von allen nur moͤglichen Er- findungen. Zuletzt kommt unten ein groſſer herrlicher Kanal, auf dem niedliche rothgemahlte Schiffe liegen, in denen es zwiſchen dem gruͤnen Luſtwaͤldchen hinzufah- ren, ein Vergnuͤgen ſeyn muß. Auf beiden Seiten ſind eine unzaͤhlbare Menge Statuͤen und Vaſen uͤberall ver- theilt. Darzwiſchen ſind wieder allerlei andre Erfindun-
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Den 28ſten Jun.
Les petites Ecuries du Roi. Ich ging ſehr
fruͤh aus, um die herrlichen Gegenden von Verſailles
recht zu beſehen, und die friſche Luft, die mir bisher ge-
mangelt hatte, zu genieſſen. Da fuͤhrte der Weg bei den
kleinen Koͤnigl. Marſtaͤllen vorbei; denn nicht weit von
da ſind noch viel groͤſſere, und die Prinzen vom Gebluͤt
haben wieder ihre eigenen. Der Koͤnig haͤlt 3000. Pferde
die meiſten ſind Normannen und Engellaͤnder. Faſt al-
len wird der Schwanz, und noch dazu ganz nahe am After
abgeſtumpft. Sie ſagen, das mache die Pferde ſtark,
daher thun ſie’s bei Jagdpferden, und bei allen, die nicht
zur Parade beſtimmt ſind. Jedes Pferd hat uͤber ſei-
nem Stande ein weiſſes Taͤfelchen mit ſeinem Namen,
z. B. le Railleur. Der Stall iſt etwas niedrig und
finſter. Er iſt in der Runde herumgebaut. Die Ker-
le muſten ganze Kuppeln Pferde des Morgens ſpazieren
reiten.
Les Statües du Parc. Park heiſt hier der Koͤ-
nigl. Schlosgarten. Er liegt hinter dem Schlos, hat
eine erſtaunliche Breite und eine unabſehbare Laͤnge.
Das Mittelſtuͤck iſt faſt ganz den Baſſins gewidmet.
Dieſe ſind bald gros, bald klein, haben auf ihren Einfaſ-
ſungen die ſchoͤnſten Statuͤen von Bronze, und inwen-
dig eine Menge Jets d’eau von allen nur moͤglichen Er-
findungen. Zuletzt kommt unten ein groſſer herrlicher
Kanal, auf dem niedliche rothgemahlte Schiffe liegen,
in denen es zwiſchen dem gruͤnen Luſtwaͤldchen hinzufah-
ren, ein Vergnuͤgen ſeyn muß. Auf beiden Seiten ſind
eine unzaͤhlbare Menge Statuͤen und Vaſen uͤberall ver-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/323>, abgerufen am 21.11.2024.
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