Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Die landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte.
[Abbildung] Fig. 256.

Querschnitt der Bandboden-Düngerstreu-Maschine.

feucht und klebrig, wie
Guano und Superphos-
phat, nicht nur dauernd
und gleichmäßig fein ver-
teilt, gestreut werden muß,
sondern dieselbe muß
auch zu jedem Quan-
tum geeignet sein, da
die Menge des auszu-
streuenden Düngemittels
sehr variabel ist und
zwischen 15 und 300 kg
pro Morgen liegt. Die
Bandboden-Dünger-
streu-Maschine löst diese
Aufgabe infolge ihrer in Fig. 256 dargestellten inneren Konstruktion,
welche im wesentlichen in folgendem besteht. Unter einem Kasten,
der, wie Fig. 255 zeigt, von Fahrrädern getragen wird, sind der Länge
nach drei Walzen parallel nebeneinander laufend angebracht. Über
diese Walzen ist ein in der Richtung der Pfeile laufendes Band ohne
Ende gezogen, welches gleichzeitig den Boden des über ihm stehenden
Kastens bildet. An der hinteren Wand des Kastens ist ein verstell-
barer Schieber angebracht, der hochgezogen einen Schlitz über dem
Bandboden bildet, dessen Breite von der Stellung des Schiebers ab-
hängt und je nach dem auszustreuenden Quantum eingestellt wird.
Wird der Kasten nun mit den betreffenden Düngemitteln gefüllt nach
vorwärts gefahren, so bewegt sich das Band über die rotierenden
Walzen nach hinten und nimmt das Düngemittel in der Höhe des
Schlitzes kontinuierlich mit heraus, wo es am Ausgange von einer in
der Richtung des Pfeiles rotierenden Verteilungswalze erfaßt und
fein verteilt auf den Boden gestreut wird. Das Bodenband ist von
sehr fester Leinwand und hat zum Schutze gegen die in den Dünge-
mitteln häufig enthaltenen Ätzstoffe einen Gummiüberzug erhalten.

b) Die Saatmaschinen.

Die Saatmaschinen sind viel älter, als man allgemein annimmt,
denn China, Japan und Ostindien sollen schon lange vor Europa
solche Maschinen im Gebrauch haben, und da wir unter den heutigen
Saatmaschinen die Drillmaschine als eine wesentliche Verbesserung der
Breitsäemaschine betrachten müssen, so ist es in Bezug auf die Geschichte
der Saatmaschinen um so interessanter, daß ein im Londoner technolo-
gischen Museum befindliches hindostanisches Modell einer Saatmaschine
als Vorläufer unserer heutigen Drillmaschinen betrachtet werden kann.
Um den Wert der Drillmaschinen den Breitsäemaschinen gegenüber ver-

Die landwirtſchaftlichen Maſchinen und Geräte.
[Abbildung] Fig. 256.

Querſchnitt der Bandboden-Düngerſtreu-Maſchine.

feucht und klebrig, wie
Guano und Superphos-
phat, nicht nur dauernd
und gleichmäßig fein ver-
teilt, geſtreut werden muß,
ſondern dieſelbe muß
auch zu jedem Quan-
tum geeignet ſein, da
die Menge des auszu-
ſtreuenden Düngemittels
ſehr variabel iſt und
zwiſchen 15 und 300 kg
pro Morgen liegt. Die
Bandboden-Dünger-
ſtreu-Maſchine löſt dieſe
Aufgabe infolge ihrer in Fig. 256 dargeſtellten inneren Konſtruktion,
welche im weſentlichen in folgendem beſteht. Unter einem Kaſten,
der, wie Fig. 255 zeigt, von Fahrrädern getragen wird, ſind der Länge
nach drei Walzen parallel nebeneinander laufend angebracht. Über
dieſe Walzen iſt ein in der Richtung der Pfeile laufendes Band ohne
Ende gezogen, welches gleichzeitig den Boden des über ihm ſtehenden
Kaſtens bildet. An der hinteren Wand des Kaſtens iſt ein verſtell-
barer Schieber angebracht, der hochgezogen einen Schlitz über dem
Bandboden bildet, deſſen Breite von der Stellung des Schiebers ab-
hängt und je nach dem auszuſtreuenden Quantum eingeſtellt wird.
Wird der Kaſten nun mit den betreffenden Düngemitteln gefüllt nach
vorwärts gefahren, ſo bewegt ſich das Band über die rotierenden
Walzen nach hinten und nimmt das Düngemittel in der Höhe des
Schlitzes kontinuierlich mit heraus, wo es am Ausgange von einer in
der Richtung des Pfeiles rotierenden Verteilungswalze erfaßt und
fein verteilt auf den Boden geſtreut wird. Das Bodenband iſt von
ſehr feſter Leinwand und hat zum Schutze gegen die in den Dünge-
mitteln häufig enthaltenen Ätzſtoffe einen Gummiüberzug erhalten.

b) Die Saatmaſchinen.

Die Saatmaſchinen ſind viel älter, als man allgemein annimmt,
denn China, Japan und Oſtindien ſollen ſchon lange vor Europa
ſolche Maſchinen im Gebrauch haben, und da wir unter den heutigen
Saatmaſchinen die Drillmaſchine als eine weſentliche Verbeſſerung der
Breitſäemaſchine betrachten müſſen, ſo iſt es in Bezug auf die Geſchichte
der Saatmaſchinen um ſo intereſſanter, daß ein im Londoner technolo-
giſchen Muſeum befindliches hindoſtaniſches Modell einer Saatmaſchine
als Vorläufer unſerer heutigen Drillmaſchinen betrachtet werden kann.
Um den Wert der Drillmaſchinen den Breitſäemaſchinen gegenüber ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0486" n="468"/><fw place="top" type="header">Die landwirt&#x017F;chaftlichen Ma&#x017F;chinen und Geräte.</fw><lb/><figure><head>Fig. 256.</head><lb/><p>Quer&#x017F;chnitt der Bandboden-Dünger&#x017F;treu-Ma&#x017F;chine.</p></figure><lb/>
feucht und klebrig, wie<lb/>
Guano und Superphos-<lb/>
phat, nicht nur dauernd<lb/>
und gleichmäßig fein ver-<lb/>
teilt, ge&#x017F;treut werden muß,<lb/>
&#x017F;ondern die&#x017F;elbe muß<lb/>
auch zu jedem Quan-<lb/>
tum geeignet &#x017F;ein, da<lb/>
die Menge des auszu-<lb/>
&#x017F;treuenden Düngemittels<lb/>
&#x017F;ehr variabel i&#x017F;t und<lb/>
zwi&#x017F;chen 15 und 300 <hi rendition="#aq">kg</hi><lb/>
pro Morgen liegt. Die<lb/>
Bandboden-Dünger-<lb/>
&#x017F;treu-Ma&#x017F;chine lö&#x017F;t die&#x017F;e<lb/>
Aufgabe infolge ihrer in Fig. 256 darge&#x017F;tellten inneren Kon&#x017F;truktion,<lb/>
welche im we&#x017F;entlichen in folgendem be&#x017F;teht. Unter einem Ka&#x017F;ten,<lb/>
der, wie Fig. 255 zeigt, von Fahrrädern getragen wird, &#x017F;ind der Länge<lb/>
nach drei Walzen parallel nebeneinander laufend angebracht. Über<lb/>
die&#x017F;e Walzen i&#x017F;t ein in der Richtung der Pfeile laufendes Band ohne<lb/>
Ende gezogen, welches gleichzeitig den Boden des über ihm &#x017F;tehenden<lb/>
Ka&#x017F;tens bildet. An der hinteren Wand des Ka&#x017F;tens i&#x017F;t ein ver&#x017F;tell-<lb/>
barer Schieber angebracht, der hochgezogen einen Schlitz über dem<lb/>
Bandboden bildet, de&#x017F;&#x017F;en Breite von der Stellung des Schiebers ab-<lb/>
hängt und je nach dem auszu&#x017F;treuenden Quantum einge&#x017F;tellt wird.<lb/>
Wird der Ka&#x017F;ten nun mit den betreffenden Düngemitteln gefüllt nach<lb/>
vorwärts gefahren, &#x017F;o bewegt &#x017F;ich das Band über die rotierenden<lb/>
Walzen nach hinten und nimmt das Düngemittel in der Höhe des<lb/>
Schlitzes kontinuierlich mit heraus, wo es am Ausgange von einer in<lb/>
der Richtung des Pfeiles rotierenden Verteilungswalze erfaßt und<lb/>
fein verteilt auf den Boden ge&#x017F;treut wird. Das Bodenband i&#x017F;t von<lb/>
&#x017F;ehr fe&#x017F;ter Leinwand und hat zum Schutze gegen die in den Dünge-<lb/>
mitteln häufig enthaltenen Ätz&#x017F;toffe einen Gummiüberzug erhalten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">b</hi>) Die Saatma&#x017F;chinen.</hi> </head><lb/>
            <p>Die Saatma&#x017F;chinen &#x017F;ind viel älter, als man allgemein annimmt,<lb/>
denn China, Japan und O&#x017F;tindien &#x017F;ollen &#x017F;chon lange vor Europa<lb/>
&#x017F;olche Ma&#x017F;chinen im Gebrauch haben, und da wir unter den heutigen<lb/>
Saatma&#x017F;chinen die Drillma&#x017F;chine als eine we&#x017F;entliche Verbe&#x017F;&#x017F;erung der<lb/>
Breit&#x017F;äema&#x017F;chine betrachten mü&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o i&#x017F;t es in Bezug auf die Ge&#x017F;chichte<lb/>
der Saatma&#x017F;chinen um &#x017F;o intere&#x017F;&#x017F;anter, daß ein im Londoner technolo-<lb/>
gi&#x017F;chen Mu&#x017F;eum befindliches hindo&#x017F;tani&#x017F;ches Modell einer Saatma&#x017F;chine<lb/>
als Vorläufer un&#x017F;erer heutigen Drillma&#x017F;chinen betrachtet werden kann.<lb/>
Um den Wert der Drillma&#x017F;chinen den Breit&#x017F;äema&#x017F;chinen gegenüber ver-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[468/0486] Die landwirtſchaftlichen Maſchinen und Geräte. [Abbildung Fig. 256. Querſchnitt der Bandboden-Düngerſtreu-Maſchine.] feucht und klebrig, wie Guano und Superphos- phat, nicht nur dauernd und gleichmäßig fein ver- teilt, geſtreut werden muß, ſondern dieſelbe muß auch zu jedem Quan- tum geeignet ſein, da die Menge des auszu- ſtreuenden Düngemittels ſehr variabel iſt und zwiſchen 15 und 300 kg pro Morgen liegt. Die Bandboden-Dünger- ſtreu-Maſchine löſt dieſe Aufgabe infolge ihrer in Fig. 256 dargeſtellten inneren Konſtruktion, welche im weſentlichen in folgendem beſteht. Unter einem Kaſten, der, wie Fig. 255 zeigt, von Fahrrädern getragen wird, ſind der Länge nach drei Walzen parallel nebeneinander laufend angebracht. Über dieſe Walzen iſt ein in der Richtung der Pfeile laufendes Band ohne Ende gezogen, welches gleichzeitig den Boden des über ihm ſtehenden Kaſtens bildet. An der hinteren Wand des Kaſtens iſt ein verſtell- barer Schieber angebracht, der hochgezogen einen Schlitz über dem Bandboden bildet, deſſen Breite von der Stellung des Schiebers ab- hängt und je nach dem auszuſtreuenden Quantum eingeſtellt wird. Wird der Kaſten nun mit den betreffenden Düngemitteln gefüllt nach vorwärts gefahren, ſo bewegt ſich das Band über die rotierenden Walzen nach hinten und nimmt das Düngemittel in der Höhe des Schlitzes kontinuierlich mit heraus, wo es am Ausgange von einer in der Richtung des Pfeiles rotierenden Verteilungswalze erfaßt und fein verteilt auf den Boden geſtreut wird. Das Bodenband iſt von ſehr feſter Leinwand und hat zum Schutze gegen die in den Dünge- mitteln häufig enthaltenen Ätzſtoffe einen Gummiüberzug erhalten. b) Die Saatmaſchinen. Die Saatmaſchinen ſind viel älter, als man allgemein annimmt, denn China, Japan und Oſtindien ſollen ſchon lange vor Europa ſolche Maſchinen im Gebrauch haben, und da wir unter den heutigen Saatmaſchinen die Drillmaſchine als eine weſentliche Verbeſſerung der Breitſäemaſchine betrachten müſſen, ſo iſt es in Bezug auf die Geſchichte der Saatmaſchinen um ſo intereſſanter, daß ein im Londoner technolo- giſchen Muſeum befindliches hindoſtaniſches Modell einer Saatmaſchine als Vorläufer unſerer heutigen Drillmaſchinen betrachtet werden kann. Um den Wert der Drillmaſchinen den Breitſäemaſchinen gegenüber ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/486
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/486>, abgerufen am 22.12.2024.