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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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lieren -- o Mütter! Mütter! wie viele
Wachsamkeit über eure Kinder, in den Jah-
ren ihrer Kindheit, ist wohl nöthig! wie
könnt ihr sagen, dass ihr sie liebtet, wenn
ihr ihnen, ohne dazu durch eure Schwaech-
lichkeit genöthigt zu seyn, die Brust versagt!
wenn ihr die erste Pflege derselben jungen,
muthwilligen, oft lüderlichen, Weibsbildern
überlasset! In eurer Versammlung würde
eine Predigt über die Worte: kann auch
ein Weib ihres Kindleins vergessen, dass
sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres
Leibes
nichts sagen, wenn nicht mit gutem
Vorbedachte die Worte hinzugesetzt waeren:
und ob sie desselben vergaesse, will ich doch
dein nicht vergessen, spricht der Herr.

Noch ein anderer Grund von der Aus-
breitung dieses Uebels in manchen Landge-
meinen, kann auch im Mangel der Scham-
haftigkeit der Eltern liegen. Es ist in vielen
Dörfern Sitte, dass die erwachsnen Kinder
mit ihren Eltern, entweder in den naemli-
chen Betten, oder doch wenigstens in den

naem-

lieren — o Mütter! Mütter! wie viele
Wachſamkeit über eure Kinder, in den Jah-
ren ihrer Kindheit, iſt wohl nöthig! wie
könnt ihr ſagen, daſs ihr ſie liebtet, wenn
ihr ihnen, ohne dazu durch eure Schwæch-
lichkeit genöthigt zu ſeyn, die Bruſt verſagt!
wenn ihr die erſte Pflege derſelben jungen,
muthwilligen, oft lüderlichen, Weibsbildern
überlaſſet! In eurer Verſammlung würde
eine Predigt über die Worte: kann auch
ein Weib ihres Kindleins vergeſſen, daſs
ſie ſich nicht erbarme über den Sohn ihres
Leibes
nichts ſagen, wenn nicht mit gutem
Vorbedachte die Worte hinzugeſetzt wæren:
und ob ſie deſſelben vergæſse, will ich doch
dein nicht vergeſſen, ſpricht der Herr.

Noch ein anderer Grund von der Aus-
breitung dieſes Uebels in manchen Landge-
meinen, kann auch im Mangel der Scham-
haftigkeit der Eltern liegen. Es iſt in vielen
Dörfern Sitte, daſs die erwachsnen Kinder
mit ihren Eltern, entweder in den næmli-
chen Betten, oder doch wenigſtens in den

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[95/0105] lieren — o Mütter! Mütter! wie viele Wachſamkeit über eure Kinder, in den Jah- ren ihrer Kindheit, iſt wohl nöthig! wie könnt ihr ſagen, daſs ihr ſie liebtet, wenn ihr ihnen, ohne dazu durch eure Schwæch- lichkeit genöthigt zu ſeyn, die Bruſt verſagt! wenn ihr die erſte Pflege derſelben jungen, muthwilligen, oft lüderlichen, Weibsbildern überlaſſet! In eurer Verſammlung würde eine Predigt über die Worte: kann auch ein Weib ihres Kindleins vergeſſen, daſs ſie ſich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes nichts ſagen, wenn nicht mit gutem Vorbedachte die Worte hinzugeſetzt wæren: und ob ſie deſſelben vergæſse, will ich doch dein nicht vergeſſen, ſpricht der Herr. Noch ein anderer Grund von der Aus- breitung dieſes Uebels in manchen Landge- meinen, kann auch im Mangel der Scham- haftigkeit der Eltern liegen. Es iſt in vielen Dörfern Sitte, daſs die erwachsnen Kinder mit ihren Eltern, entweder in den næmli- chen Betten, oder doch wenigſtens in den næm-

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/105>, abgerufen am 26.04.2024.