Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.14. Dem armen Herzen bringt das kleinste Glück Beklemmung, Wie dem Ameisenhaus ein Thautropf' Ueberschwemmung. 15. Der Weihrauch duftet nur, wo ihn die Glut verzehrt; Leid' in Geduld, o Herz, so bist du Gottes werth. 16. Herz, wundre dich nur nicht, wenn dir dein Haus ein Stein Zerbricht; warum hast du's gebaut aus Glas allein. 17. Der Andacht Thräne soll man nicht vom Auge wischen, Denn nichts sosehr wie sie kann dessen Glanz erfrischen. 18. Du mußt den ersten Platz dem letzten nie einräumen, Um Angenehmes nie Nothwendiges versäumen. 14. Dem armen Herzen bringt das kleinſte Gluͤck Beklemmung, Wie dem Ameiſenhaus ein Thautropf' Ueberſchwemmung. 15. Der Weihrauch duftet nur, wo ihn die Glut verzehrt; Leid' in Geduld, o Herz, ſo biſt du Gottes werth. 16. Herz, wundre dich nur nicht, wenn dir dein Haus ein Stein Zerbricht; warum haſt du's gebaut aus Glas allein. 17. Der Andacht Thraͤne ſoll man nicht vom Auge wiſchen, Denn nichts ſoſehr wie ſie kann deſſen Glanz erfriſchen. 18. Du mußt den erſten Platz dem letzten nie einraͤumen, Um Angenehmes nie Nothwendiges verſaͤumen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0100" n="90"/> <div n="2"> <head>14.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Dem armen Herzen bringt das kleinſte Gluͤck Beklemmung,</l><lb/> <l>Wie dem Ameiſenhaus ein Thautropf' Ueberſchwemmung.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>15.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Der Weihrauch duftet nur, wo ihn die Glut verzehrt;</l><lb/> <l>Leid' in Geduld, o Herz, ſo biſt du Gottes werth.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>16.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Herz, wundre dich nur nicht, wenn dir dein Haus ein Stein</l><lb/> <l>Zerbricht; warum haſt du's gebaut aus Glas allein.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>17.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Der Andacht Thraͤne ſoll man nicht vom Auge wiſchen,</l><lb/> <l>Denn nichts ſoſehr wie ſie kann deſſen Glanz erfriſchen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>18.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Du mußt den erſten Platz dem letzten nie einraͤumen,</l><lb/> <l>Um Angenehmes nie Nothwendiges verſaͤumen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [90/0100]
14.
Dem armen Herzen bringt das kleinſte Gluͤck Beklemmung,
Wie dem Ameiſenhaus ein Thautropf' Ueberſchwemmung.
15.
Der Weihrauch duftet nur, wo ihn die Glut verzehrt;
Leid' in Geduld, o Herz, ſo biſt du Gottes werth.
16.
Herz, wundre dich nur nicht, wenn dir dein Haus ein Stein
Zerbricht; warum haſt du's gebaut aus Glas allein.
17.
Der Andacht Thraͤne ſoll man nicht vom Auge wiſchen,
Denn nichts ſoſehr wie ſie kann deſſen Glanz erfriſchen.
18.
Du mußt den erſten Platz dem letzten nie einraͤumen,
Um Angenehmes nie Nothwendiges verſaͤumen.
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