Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
23.
Ein Drittel bist du selbst, ein Drittel ist die Welt,
Das dritte Drittel ist die Liebe, die euch hält.
Du bleibst der Welt, sie bleibt dir ohne Lieb' ein Bruch,
Den ohne Lieb' ausgleicht kein rechnender Versuch.

24.
Ich hang' an einem Haar noch mit der Welt zusammen,
Und unzerreißbar war den Stürmen es, den Flammen.
An einem Haare zieht die Welt mich, die ich ziehe;
Ihr folg' ich, die mich flieht, sie folgt mir, die ich fliehe.
Mir folgt ihr Bildertanz, ihr folgt mein Liederchor,
Wir ziehn uns ab und an; und ziehn uns beid' empor.
Wo sie empor nicht zog, wär' ich in mir versunken;
Wo ich nicht ihr entflog, wär' ich nicht liebetrunken.
So hat der Liebe Hand das leise Band gewebt,
Die Lieb', an deren Band ewig das Ew'ge schwebt.

23.
Ein Drittel biſt du ſelbſt, ein Drittel iſt die Welt,
Das dritte Drittel iſt die Liebe, die euch haͤlt.
Du bleibſt der Welt, ſie bleibt dir ohne Lieb' ein Bruch,
Den ohne Lieb' ausgleicht kein rechnender Verſuch.

24.
Ich hang' an einem Haar noch mit der Welt zuſammen,
Und unzerreißbar war den Stuͤrmen es, den Flammen.
An einem Haare zieht die Welt mich, die ich ziehe;
Ihr folg' ich, die mich flieht, ſie folgt mir, die ich fliehe.
Mir folgt ihr Bildertanz, ihr folgt mein Liederchor,
Wir ziehn uns ab und an; und ziehn uns beid' empor.
Wo ſie empor nicht zog, waͤr' ich in mir verſunken;
Wo ich nicht ihr entflog, waͤr' ich nicht liebetrunken.
So hat der Liebe Hand das leiſe Band gewebt,
Die Lieb', an deren Band ewig das Ew'ge ſchwebt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0032" n="22"/>
        <div n="2">
          <head>23.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Ein Drittel bi&#x017F;t du &#x017F;elb&#x017F;t, ein Drittel i&#x017F;t die Welt,</l><lb/>
              <l>Das dritte Drittel i&#x017F;t die Liebe, die euch ha&#x0364;lt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Du bleib&#x017F;t der Welt, &#x017F;ie bleibt dir ohne Lieb' ein Bruch,</l><lb/>
              <l>Den ohne Lieb' ausgleicht kein rechnender Ver&#x017F;uch.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>24.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Ich hang' an einem Haar noch mit der Welt zu&#x017F;ammen,</l><lb/>
              <l>Und unzerreißbar war den Stu&#x0364;rmen es, den Flammen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>An einem Haare zieht die Welt mich, die ich ziehe;</l><lb/>
              <l>Ihr folg' ich, die mich flieht, &#x017F;ie folgt mir, die ich fliehe.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Mir folgt ihr Bildertanz, ihr folgt mein Liederchor,</l><lb/>
              <l>Wir ziehn uns ab und an; und ziehn uns beid' empor.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Wo &#x017F;ie empor nicht zog, wa&#x0364;r' ich in mir ver&#x017F;unken;</l><lb/>
              <l>Wo ich nicht ihr entflog, wa&#x0364;r' ich nicht liebetrunken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>So hat der Liebe Hand das lei&#x017F;e Band gewebt,</l><lb/>
              <l>Die Lieb', an deren Band ewig das Ew'ge &#x017F;chwebt.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0032] 23. Ein Drittel biſt du ſelbſt, ein Drittel iſt die Welt, Das dritte Drittel iſt die Liebe, die euch haͤlt. Du bleibſt der Welt, ſie bleibt dir ohne Lieb' ein Bruch, Den ohne Lieb' ausgleicht kein rechnender Verſuch. 24. Ich hang' an einem Haar noch mit der Welt zuſammen, Und unzerreißbar war den Stuͤrmen es, den Flammen. An einem Haare zieht die Welt mich, die ich ziehe; Ihr folg' ich, die mich flieht, ſie folgt mir, die ich fliehe. Mir folgt ihr Bildertanz, ihr folgt mein Liederchor, Wir ziehn uns ab und an; und ziehn uns beid' empor. Wo ſie empor nicht zog, waͤr' ich in mir verſunken; Wo ich nicht ihr entflog, waͤr' ich nicht liebetrunken. So hat der Liebe Hand das leiſe Band gewebt, Die Lieb', an deren Band ewig das Ew'ge ſchwebt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/32
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/32>, abgerufen am 21.11.2024.