Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.95. So nebneinander gehn durchs Leben Menschen hin Daß keiner weiß noch fragt, wie ich gesinnt ihm bin. Wol mancher ist dein Feind, und will es nur nicht zeigen, Wol mancher auch dein Freund, und will es nur verschweigen. Verschweigen möchten sie die Feindschaft, die sie hegen; Doch auch die Freundlichkeit verschweigt ihr mir weswegen? 96. Ihr habt euch nun einmal verliebt ins Häßliche, Und zur Bewunderung braucht ihr das Gräßliche. Ich aber will mit Gott das Schöne lieb behalten, Und siegreich seinen Glanz auch noch der Welt entfalten. 5*
95. So nebneinander gehn durchs Leben Menſchen hin Daß keiner weiß noch fragt, wie ich geſinnt ihm bin. Wol mancher iſt dein Feind, und will es nur nicht zeigen, Wol mancher auch dein Freund, und will es nur verſchweigen. Verſchweigen moͤchten ſie die Feindſchaft, die ſie hegen; Doch auch die Freundlichkeit verſchweigt ihr mir weswegen? 96. Ihr habt euch nun einmal verliebt ins Haͤßliche, Und zur Bewunderung braucht ihr das Graͤßliche. Ich aber will mit Gott das Schoͤne lieb behalten, Und ſiegreich ſeinen Glanz auch noch der Welt entfalten. 5*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0109" n="99"/> <div n="2"> <head>95.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>So nebneinander gehn durchs Leben Menſchen hin</l><lb/> <l>Daß keiner weiß noch fragt, wie ich geſinnt ihm bin.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wol mancher iſt dein Feind, und will es nur nicht zeigen,</l><lb/> <l>Wol mancher auch dein Freund, und will es nur verſchweigen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Verſchweigen moͤchten ſie die Feindſchaft, die ſie hegen;</l><lb/> <l>Doch auch die Freundlichkeit verſchweigt ihr mir weswegen?</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>96.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ihr habt euch nun einmal verliebt ins Haͤßliche,</l><lb/> <l>Und zur Bewunderung braucht ihr das Graͤßliche.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich aber will mit Gott das Schoͤne lieb behalten,</l><lb/> <l>Und ſiegreich ſeinen Glanz auch noch der Welt entfalten.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <fw place="bottom" type="sig">5*</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [99/0109]
95.
So nebneinander gehn durchs Leben Menſchen hin
Daß keiner weiß noch fragt, wie ich geſinnt ihm bin.
Wol mancher iſt dein Feind, und will es nur nicht zeigen,
Wol mancher auch dein Freund, und will es nur verſchweigen.
Verſchweigen moͤchten ſie die Feindſchaft, die ſie hegen;
Doch auch die Freundlichkeit verſchweigt ihr mir weswegen?
96.
Ihr habt euch nun einmal verliebt ins Haͤßliche,
Und zur Bewunderung braucht ihr das Graͤßliche.
Ich aber will mit Gott das Schoͤne lieb behalten,
Und ſiegreich ſeinen Glanz auch noch der Welt entfalten.
5*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |