Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Wär ich der Gott des Orts! den Wanderern zum Segen Führt' ich das Krokodill dem Tieger selbst entgegen; Daß aneinander selbst sie stumpften ihren Zahn, Und sicher künftig gieng' ein Wandrer diese Bahn. 94. Dem stärkern Feind entgeht der schwache mit der Hilfe Des schwachen, wie der Frosch dem Krokodill im Schilfe. Wenn der Verschlinger droht im Strom dem armen Frosche, Nimmt der ein breites Schilf geschwind in seine Gosche. Das quere Schilfrohr geht nicht in den weiten Rachen, Und ungefärdet läßt das Ungethüm den schwachen. Nun sitzt der Quaker dort und klagt sein Leid im Schilfe, Daß man in solchem Strom hat nöthig solche Hilfe. Gelungen ists, ich bin dem Schlinger nun entsprungen, Doch so dem Schlingen nah ist schlimmer als verschlungen. Waͤr ich der Gott des Orts! den Wanderern zum Segen Fuͤhrt' ich das Krokodill dem Tieger ſelbſt entgegen; Daß aneinander ſelbſt ſie ſtumpften ihren Zahn, Und ſicher kuͤnftig gieng' ein Wandrer dieſe Bahn. 94. Dem ſtaͤrkern Feind entgeht der ſchwache mit der Hilfe Des ſchwachen, wie der Froſch dem Krokodill im Schilfe. Wenn der Verſchlinger droht im Strom dem armen Froſche, Nimmt der ein breites Schilf geſchwind in ſeine Goſche. Das quere Schilfrohr geht nicht in den weiten Rachen, Und ungefaͤrdet laͤßt das Ungethuͤm den ſchwachen. Nun ſitzt der Quaker dort und klagt ſein Leid im Schilfe, Daß man in ſolchem Strom hat noͤthig ſolche Hilfe. Gelungen iſts, ich bin dem Schlinger nun entſprungen, Doch ſo dem Schlingen nah iſt ſchlimmer als verſchlungen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0108" n="98"/> <lg n="8"> <l>Waͤr ich der Gott des Orts! den Wanderern zum Segen</l><lb/> <l>Fuͤhrt' ich das Krokodill dem Tieger ſelbſt entgegen;</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Daß aneinander ſelbſt ſie ſtumpften ihren Zahn,</l><lb/> <l>Und ſicher kuͤnftig gieng' ein Wandrer dieſe Bahn.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>94.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Dem ſtaͤrkern Feind entgeht der ſchwache mit der Hilfe</l><lb/> <l>Des ſchwachen, wie der Froſch dem Krokodill im Schilfe.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wenn der Verſchlinger droht im Strom dem armen Froſche,</l><lb/> <l>Nimmt der ein breites Schilf geſchwind in ſeine Goſche.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Das quere Schilfrohr geht nicht in den weiten Rachen,</l><lb/> <l>Und ungefaͤrdet laͤßt das Ungethuͤm den ſchwachen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nun ſitzt der Quaker dort und klagt ſein Leid im Schilfe,</l><lb/> <l>Daß man in ſolchem Strom hat noͤthig ſolche Hilfe.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Gelungen iſts, ich bin dem Schlinger nun entſprungen,</l><lb/> <l>Doch ſo dem Schlingen nah iſt ſchlimmer als verſchlungen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [98/0108]
Waͤr ich der Gott des Orts! den Wanderern zum Segen
Fuͤhrt' ich das Krokodill dem Tieger ſelbſt entgegen;
Daß aneinander ſelbſt ſie ſtumpften ihren Zahn,
Und ſicher kuͤnftig gieng' ein Wandrer dieſe Bahn.
94.
Dem ſtaͤrkern Feind entgeht der ſchwache mit der Hilfe
Des ſchwachen, wie der Froſch dem Krokodill im Schilfe.
Wenn der Verſchlinger droht im Strom dem armen Froſche,
Nimmt der ein breites Schilf geſchwind in ſeine Goſche.
Das quere Schilfrohr geht nicht in den weiten Rachen,
Und ungefaͤrdet laͤßt das Ungethuͤm den ſchwachen.
Nun ſitzt der Quaker dort und klagt ſein Leid im Schilfe,
Daß man in ſolchem Strom hat noͤthig ſolche Hilfe.
Gelungen iſts, ich bin dem Schlinger nun entſprungen,
Doch ſo dem Schlingen nah iſt ſchlimmer als verſchlungen.
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