Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Titul-Wesen und Praedicaten.
den Vorzug erlangt. Gleichwie nun aber ein
Vernünfftiger gar wohl erkennet, daß dieses alles
Ausbrüche des Hochmuths und einer thörichten
Selbst-Liebe, dadurch der Direction GOttes, der
Höchsten dieser Welt, und überhaupt auch der Hö-
hern, Ziel und Maaß solte gesetzt werden, und ein
solcher Widerstand vor unvernünfftig und vergeb-
lich zu achten; So sind sie auch willig und bereit, al-
len denjenigen Ehre zu geben, denen entweder ihrer
Verdienste, oder dem Befehl und Willen der Hö-
hern nach, Ehre gebühret.

Das IV. Capitul.
Vom Range.

§. 1.

DEr Rang ist eine höhere Stelle, die einem
wegen eines höhern Grads, einiges, ent-
weder wahren oder nur eingebildeten,
Ruhmes und Ansehens, vor dem andern
zugeschrieben wird, und von dem einige, theils wich-
tigere, theils geringere Vorzüge, herfliessen. Er
wird mehrentheils nach dem Stand, Bedienung
und Gewerbe, und der damit verknüpfften Titula-
tur
und Benennung reguliret, und leidet mit ihrer
Veränderung entweder seine Verbesserung, oder
Verringerung. Obgleich wenig Realite dabey
anzutreffen, so sind doch die Ehrgeitzigen ungemein

darauf
G 5

Von dem Titul-Weſen und Prædicaten.
den Vorzug erlangt. Gleichwie nun aber ein
Vernuͤnfftiger gar wohl erkennet, daß dieſes alles
Ausbruͤche des Hochmuths und einer thoͤrichten
Selbſt-Liebe, dadurch der Direction GOttes, der
Hoͤchſten dieſer Welt, und uͤberhaupt auch der Hoͤ-
hern, Ziel und Maaß ſolte geſetzt werden, und ein
ſolcher Widerſtand vor unvernuͤnfftig und vergeb-
lich zu achten; So ſind ſie auch willig und bereit, al-
len denjenigen Ehre zu geben, denen entweder ihrer
Verdienſte, oder dem Befehl und Willen der Hoͤ-
hern nach, Ehre gebuͤhret.

Das IV. Capitul.
Vom Range.

§. 1.

DEr Rang iſt eine hoͤhere Stelle, die einem
wegen eines hoͤhern Grads, einiges, ent-
weder wahren oder nur eingebildeten,
Ruhmes und Anſehens, vor dem andern
zugeſchrieben wird, und von dem einige, theils wich-
tigere, theils geringere Vorzuͤge, herflieſſen. Er
wird mehrentheils nach dem Stand, Bedienung
und Gewerbe, und der damit verknuͤpfften Titula-
tur
und Benennung reguliret, und leidet mit ihrer
Veraͤnderung entweder ſeine Verbeſſerung, oder
Verringerung. Obgleich wenig Realite dabey
anzutreffen, ſo ſind doch die Ehrgeitzigen ungemein

darauf
G 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0125" n="105"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem <hi rendition="#aq">Titul-</hi>We&#x017F;en und <hi rendition="#aq">Prædicat</hi>en.</hi></fw><lb/>
den Vorzug erlangt. Gleichwie nun aber ein<lb/>
Vernu&#x0364;nfftiger gar wohl erkennet, daß die&#x017F;es alles<lb/>
Ausbru&#x0364;che des Hochmuths und einer tho&#x0364;richten<lb/>
Selb&#x017F;t-Liebe, dadurch der <hi rendition="#aq">Direction</hi> GOttes, der<lb/>
Ho&#x0364;ch&#x017F;ten die&#x017F;er Welt, und u&#x0364;berhaupt auch der Ho&#x0364;-<lb/>
hern, Ziel und Maaß &#x017F;olte ge&#x017F;etzt werden, und ein<lb/>
&#x017F;olcher Wider&#x017F;tand vor unvernu&#x0364;nfftig und vergeb-<lb/>
lich zu achten; So &#x017F;ind &#x017F;ie auch willig und bereit, al-<lb/>
len denjenigen Ehre zu geben, denen entweder ihrer<lb/>
Verdien&#x017F;te, oder dem Befehl und Willen der Ho&#x0364;-<lb/>
hern nach, Ehre gebu&#x0364;hret.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">IV.</hi> Capitul.<lb/><hi rendition="#g">Vom Range.</hi></hi> </head><lb/>
        <p> <hi rendition="#c">§. 1.</hi> </p><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>Er Rang i&#x017F;t eine ho&#x0364;here Stelle, die einem<lb/>
wegen eines ho&#x0364;hern <hi rendition="#aq">Grads,</hi> einiges, ent-<lb/>
weder wahren oder nur eingebildeten,<lb/>
Ruhmes und An&#x017F;ehens, vor dem andern<lb/>
zuge&#x017F;chrieben wird, und von dem einige, theils wich-<lb/>
tigere, theils geringere Vorzu&#x0364;ge, herflie&#x017F;&#x017F;en. Er<lb/>
wird mehrentheils nach dem Stand, Bedienung<lb/>
und Gewerbe, und der damit verknu&#x0364;pfften <hi rendition="#aq">Titula-<lb/>
tur</hi> und Benennung <hi rendition="#aq">reguli</hi>ret, und leidet mit ihrer<lb/>
Vera&#x0364;nderung entweder &#x017F;eine Verbe&#x017F;&#x017F;erung, oder<lb/>
Verringerung. Obgleich wenig <hi rendition="#aq">Realite</hi> dabey<lb/>
anzutreffen, &#x017F;o &#x017F;ind doch die Ehrgeitzigen ungemein<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 5</fw><fw place="bottom" type="catch">darauf</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0125] Von dem Titul-Weſen und Prædicaten. den Vorzug erlangt. Gleichwie nun aber ein Vernuͤnfftiger gar wohl erkennet, daß dieſes alles Ausbruͤche des Hochmuths und einer thoͤrichten Selbſt-Liebe, dadurch der Direction GOttes, der Hoͤchſten dieſer Welt, und uͤberhaupt auch der Hoͤ- hern, Ziel und Maaß ſolte geſetzt werden, und ein ſolcher Widerſtand vor unvernuͤnfftig und vergeb- lich zu achten; So ſind ſie auch willig und bereit, al- len denjenigen Ehre zu geben, denen entweder ihrer Verdienſte, oder dem Befehl und Willen der Hoͤ- hern nach, Ehre gebuͤhret. Das IV. Capitul. Vom Range. §. 1. DEr Rang iſt eine hoͤhere Stelle, die einem wegen eines hoͤhern Grads, einiges, ent- weder wahren oder nur eingebildeten, Ruhmes und Anſehens, vor dem andern zugeſchrieben wird, und von dem einige, theils wich- tigere, theils geringere Vorzuͤge, herflieſſen. Er wird mehrentheils nach dem Stand, Bedienung und Gewerbe, und der damit verknuͤpfften Titula- tur und Benennung reguliret, und leidet mit ihrer Veraͤnderung entweder ſeine Verbeſſerung, oder Verringerung. Obgleich wenig Realite dabey anzutreffen, ſo ſind doch die Ehrgeitzigen ungemein darauf G 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/125
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/125>, abgerufen am 13.11.2024.