Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

Geschichte
der Holzkultur

in den neuern Zeiten
.

Die ältesten Schriftsteller, und vorzüglich
die Römer und Griechen, welche uns
von Deutschland einige Nachrichten geben, be-
schreiben es uns beynahe ganz als eine Wal-
dung. Hierdurch wurde das Clima rauh, in-
dem diese ungeheuren Wälder die Wirkung
der Sonne hinderten, und trugen nicht wenig
zu einem fast beständigen Winter bey, welchen
die Sümpfe und Moräste durch ihre Ausdün-
stung beförderten. Die Religion der heydni-
schen Deutschen hatte keinen geringen Antheil
an der Erhaltung der Wälder. Sie liebte
die Hayne und Wälder, und schützte sie durch
Gottheiten, vorzüglich aber die Eichen. Das
Christenthum hingegen zerstörte dieselben,
und trug damals dadurch nicht wenig zur Cul-
tur Germaniens bey, da der Wälder damals
wirklich zum Nachtheil der Bevölkerung und
anderer Nahrungsgeschäfte zu viel waren, und
zu sehr von dem Heydenthum begünstiget wur-
den. Die christliche Religion verfolgte die
Götzen in den Wäldern, und rottete ihre Hay-
ne aus. Die Klöster und Fürsten, welche
von der Landeskultur mehrere Vortheile sahen

und
Q 5

Geſchichte
der Holzkultur

in den neuern Zeiten
.

Die aͤlteſten Schriftſteller, und vorzuͤglich
die Roͤmer und Griechen, welche uns
von Deutſchland einige Nachrichten geben, be-
ſchreiben es uns beynahe ganz als eine Wal-
dung. Hierdurch wurde das Clima rauh, in-
dem dieſe ungeheuren Waͤlder die Wirkung
der Sonne hinderten, und trugen nicht wenig
zu einem faſt beſtaͤndigen Winter bey, welchen
die Suͤmpfe und Moraͤſte durch ihre Ausduͤn-
ſtung befoͤrderten. Die Religion der heydni-
ſchen Deutſchen hatte keinen geringen Antheil
an der Erhaltung der Waͤlder. Sie liebte
die Hayne und Waͤlder, und ſchuͤtzte ſie durch
Gottheiten, vorzuͤglich aber die Eichen. Das
Chriſtenthum hingegen zerſtoͤrte dieſelben,
und trug damals dadurch nicht wenig zur Cul-
tur Germaniens bey, da der Waͤlder damals
wirklich zum Nachtheil der Bevoͤlkerung und
anderer Nahrungsgeſchaͤfte zu viel waren, und
zu ſehr von dem Heydenthum beguͤnſtiget wur-
den. Die chriſtliche Religion verfolgte die
Goͤtzen in den Waͤldern, und rottete ihre Hay-
ne aus. Die Kloͤſter und Fuͤrſten, welche
von der Landeskultur mehrere Vortheile ſahen

und
Q 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0259" n="249"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#g"><hi rendition="#b">Ge&#x017F;chichte<lb/>
der Holzkultur</hi><lb/>
in den neuern Zeiten</hi>.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>ie a&#x0364;lte&#x017F;ten Schrift&#x017F;teller, und vorzu&#x0364;glich<lb/>
die Ro&#x0364;mer und Griechen, welche uns<lb/>
von Deut&#x017F;chland einige Nachrichten geben, be-<lb/>
&#x017F;chreiben es uns beynahe ganz als eine Wal-<lb/>
dung. Hierdurch wurde das Clima rauh, in-<lb/>
dem die&#x017F;e ungeheuren Wa&#x0364;lder die Wirkung<lb/>
der Sonne hinderten, und trugen nicht wenig<lb/>
zu einem fa&#x017F;t be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Winter bey, welchen<lb/>
die Su&#x0364;mpfe und Mora&#x0364;&#x017F;te durch ihre Ausdu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;tung befo&#x0364;rderten. Die Religion der heydni-<lb/>
&#x017F;chen Deut&#x017F;chen hatte keinen geringen Antheil<lb/>
an der Erhaltung der Wa&#x0364;lder. Sie liebte<lb/>
die Hayne und Wa&#x0364;lder, und &#x017F;chu&#x0364;tzte &#x017F;ie durch<lb/>
Gottheiten, vorzu&#x0364;glich aber die Eichen. Das<lb/>
Chri&#x017F;tenthum hingegen zer&#x017F;to&#x0364;rte die&#x017F;elben,<lb/>
und trug damals dadurch nicht wenig zur Cul-<lb/>
tur Germaniens bey, da der Wa&#x0364;lder damals<lb/>
wirklich zum Nachtheil der Bevo&#x0364;lkerung und<lb/>
anderer Nahrungsge&#x017F;cha&#x0364;fte zu viel waren, und<lb/>
zu &#x017F;ehr von dem Heydenthum begu&#x0364;n&#x017F;tiget wur-<lb/>
den. Die chri&#x017F;tliche Religion verfolgte die<lb/>
Go&#x0364;tzen in den Wa&#x0364;ldern, und rottete ihre Hay-<lb/>
ne aus. Die Klo&#x0364;&#x017F;ter und Fu&#x0364;r&#x017F;ten, welche<lb/>
von der Landeskultur mehrere Vortheile &#x017F;ahen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 5</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0259] Geſchichte der Holzkultur in den neuern Zeiten. Die aͤlteſten Schriftſteller, und vorzuͤglich die Roͤmer und Griechen, welche uns von Deutſchland einige Nachrichten geben, be- ſchreiben es uns beynahe ganz als eine Wal- dung. Hierdurch wurde das Clima rauh, in- dem dieſe ungeheuren Waͤlder die Wirkung der Sonne hinderten, und trugen nicht wenig zu einem faſt beſtaͤndigen Winter bey, welchen die Suͤmpfe und Moraͤſte durch ihre Ausduͤn- ſtung befoͤrderten. Die Religion der heydni- ſchen Deutſchen hatte keinen geringen Antheil an der Erhaltung der Waͤlder. Sie liebte die Hayne und Waͤlder, und ſchuͤtzte ſie durch Gottheiten, vorzuͤglich aber die Eichen. Das Chriſtenthum hingegen zerſtoͤrte dieſelben, und trug damals dadurch nicht wenig zur Cul- tur Germaniens bey, da der Waͤlder damals wirklich zum Nachtheil der Bevoͤlkerung und anderer Nahrungsgeſchaͤfte zu viel waren, und zu ſehr von dem Heydenthum beguͤnſtiget wur- den. Die chriſtliche Religion verfolgte die Goͤtzen in den Waͤldern, und rottete ihre Hay- ne aus. Die Kloͤſter und Fuͤrſten, welche von der Landeskultur mehrere Vortheile ſahen und Q 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/259
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/259>, abgerufen am 03.12.2024.