"fe verdienen, allein der ärgste Bösewicht ver- "dienet nicht, glücklich zu seyn."
Herr Addison, wie wir oben gesehen, sagt: Aristoteles mache bei seiner Abhandlung über beide Arten von Trauerspielen, die Anmerkung, daß diejenigen, die einen unglücklichen Aus- gang hätten, allezeit den Beifall des Volks er- halten, und bei dem öffentlichen Wettstreit un- ter den Theatralischen Schriftstellern, vor de- nen, die sich glücklich endigten, den Preis da- von getragen.
Unsere unpartheiischen Leser u. s. w.
Th. VII. S. 904. L. 5. nach den Worten: so vortheilhaft ist.
Und wir bitten unsre Leser um Verzeihung, daß wir den Schluß, den wir daraus ziehen, noch einmal einschärfen. Nemlich wenn die zeit- lichen Leiden der Frommen und Tugendhaften nach den Grundsätzen der heidnischen Weltwei- sen erkläret und gerechtfertiget werden können; so werden einem Christlichen Leser weit mehrere und unendlich stärkere Gründe beifallen, dasje- nige, was man den unglücklichen Ausgang nennet, aus der Betrachtung der Lehre von Zu- künftigen Belohnungen mit der Weisheit GOttes zu vereinigen. Und dies ist allenthal- ben in der Geschichte der Clarissa mit aller Stärke vorgestellet.
Ein sinnreicher noch lebender Schriftsteller, (um nur ein Exempel zu geben) den sein Rang
so
Y 4
„fe verdienen, allein der aͤrgſte Boͤſewicht ver- „dienet nicht, gluͤcklich zu ſeyn.”
Herr Addiſon, wie wir oben geſehen, ſagt: Ariſtoteles mache bei ſeiner Abhandlung uͤber beide Arten von Trauerſpielen, die Anmerkung, daß diejenigen, die einen ungluͤcklichen Aus- gang haͤtten, allezeit den Beifall des Volks er- halten, und bei dem oͤffentlichen Wettſtreit un- ter den Theatraliſchen Schriftſtellern, vor de- nen, die ſich gluͤcklich endigten, den Preis da- von getragen.
Unſere unpartheiiſchen Leſer u. ſ. w.
Th. VII. S. 904. L. 5. nach den Worten: ſo vortheilhaft iſt.
Und wir bitten unſre Leſer um Verzeihung, daß wir den Schluß, den wir daraus ziehen, noch einmal einſchaͤrfen. Nemlich wenn die zeit- lichen Leiden der Frommen und Tugendhaften nach den Grundſaͤtzen der heidniſchen Weltwei- ſen erklaͤret und gerechtfertiget werden koͤnnen; ſo werden einem Chriſtlichen Leſer weit mehrere und unendlich ſtaͤrkere Gruͤnde beifallen, dasje- nige, was man den ungluͤcklichen Ausgang nennet, aus der Betrachtung der Lehre von Zu- kuͤnftigen Belohnungen mit der Weisheit GOttes zu vereinigen. Und dies iſt allenthal- ben in der Geſchichte der Clariſſa mit aller Staͤrke vorgeſtellet.
Ein ſinnreicher noch lebender Schriftſteller, (um nur ein Exempel zu geben) den ſein Rang
ſo
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„fe verdienen, allein der aͤrgſte Boͤſewicht ver-
„dienet nicht, gluͤcklich zu ſeyn.”
Herr Addiſon, wie wir oben geſehen, ſagt:
Ariſtoteles mache bei ſeiner Abhandlung uͤber
beide Arten von Trauerſpielen, die Anmerkung,
daß diejenigen, die einen ungluͤcklichen Aus-
gang haͤtten, allezeit den Beifall des Volks er-
halten, und bei dem oͤffentlichen Wettſtreit un-
ter den Theatraliſchen Schriftſtellern, vor de-
nen, die ſich gluͤcklich endigten, den Preis da-
von getragen.
Unſere unpartheiiſchen Leſer u. ſ. w.
Th. VII. S. 904. L. 5. nach den Worten:
ſo vortheilhaft iſt.
Und wir bitten unſre Leſer um Verzeihung,
daß wir den Schluß, den wir daraus ziehen,
noch einmal einſchaͤrfen. Nemlich wenn die zeit-
lichen Leiden der Frommen und Tugendhaften
nach den Grundſaͤtzen der heidniſchen Weltwei-
ſen erklaͤret und gerechtfertiget werden koͤnnen;
ſo werden einem Chriſtlichen Leſer weit mehrere
und unendlich ſtaͤrkere Gruͤnde beifallen, dasje-
nige, was man den ungluͤcklichen Ausgang
nennet, aus der Betrachtung der Lehre von Zu-
kuͤnftigen Belohnungen mit der Weisheit
GOttes zu vereinigen. Und dies iſt allenthal-
ben in der Geſchichte der Clariſſa mit aller
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/351>, abgerufen am 22.02.2025.
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