Jhre Antwort war, sie wollten alles, was ich gesagt hätte, ihren Eltern hinterbringen. Sie setzten hinzu, so groß auch ihre Unruhe schon wä- re, so fänden sie doch, daß sie noch mehr zu erwar- ten hätten. Wenn aber Herr Belford, wider ihr Vermuthen, die Vollziehung des Testaments behalten müßte: so ersuchten sie mich, die Mü- he zu übernehmen und alles mit Jhnen abzuthun; damit ein Freund desjenigen, dem sie alle ihre Noth zuzuschreiben hätten, ihnen nicht vor Augen kommen möchte.
Durch die Schriftstelle, welche ihre Schwe- ster zum Grunde ihrer Leichenrede gewählt hatte, wurden sie ungemein beweget (*). Jch hatte dieß Stück aus dem Testamente ausgezogen: weil ich als wahrscheinlich vermuthete, daß ich nicht so bald Gelegenheit haben würde, ihnen das Testament zu zeigen, wie sonst in Betrachtung ihres Begräbnisses, das keinen Aufschub leidet, nöthig gewesen seyn würde.
Montags frühe zwischen achten und neunen.
Die unglückliche Familie macht sich zu einer traurigen Zusammenkunft beym Frühstück fertig. Herr Jakob Harlowe, der eben so wenig Ruhe gehabt hat, als ich, hat an Herrn Melvill geschrieben: und dieser hat versprochen, eine kleine Lobrede auf die Verstorbene zu entwerfen. Die
Fräu-
(*) Man sehe das Testament, welches nach dem LXXXVI Briefe folgen wird.
Jhre Antwort war, ſie wollten alles, was ich geſagt haͤtte, ihren Eltern hinterbringen. Sie ſetzten hinzu, ſo groß auch ihre Unruhe ſchon waͤ- re, ſo faͤnden ſie doch, daß ſie noch mehr zu erwar- ten haͤtten. Wenn aber Herr Belford, wider ihr Vermuthen, die Vollziehung des Teſtaments behalten muͤßte: ſo erſuchten ſie mich, die Muͤ- he zu uͤbernehmen und alles mit Jhnen abzuthun; damit ein Freund desjenigen, dem ſie alle ihre Noth zuzuſchreiben haͤtten, ihnen nicht vor Augen kommen moͤchte.
Durch die Schriftſtelle, welche ihre Schwe- ſter zum Grunde ihrer Leichenrede gewaͤhlt hatte, wurden ſie ungemein beweget (*). Jch hatte dieß Stuͤck aus dem Teſtamente ausgezogen: weil ich als wahrſcheinlich vermuthete, daß ich nicht ſo bald Gelegenheit haben wuͤrde, ihnen das Teſtament zu zeigen, wie ſonſt in Betrachtung ihres Begraͤbniſſes, das keinen Aufſchub leidet, noͤthig geweſen ſeyn wuͤrde.
Montags fruͤhe zwiſchen achten und neunen.
Die ungluͤckliche Familie macht ſich zu einer traurigen Zuſammenkunft beym Fruͤhſtuͤck fertig. Herr Jakob Harlowe, der eben ſo wenig Ruhe gehabt hat, als ich, hat an Herrn Melvill geſchrieben: und dieſer hat verſprochen, eine kleine Lobrede auf die Verſtorbene zu entwerfen. Die
Fraͤu-
(*) Man ſehe das Teſtament, welches nach dem LXXXVI Briefe folgen wird.
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Jhre Antwort war, ſie wollten alles, was ich
geſagt haͤtte, ihren Eltern hinterbringen. Sie
ſetzten hinzu, ſo groß auch ihre Unruhe ſchon waͤ-
re, ſo faͤnden ſie doch, daß ſie noch mehr zu erwar-
ten haͤtten. Wenn aber Herr Belford, wider
ihr Vermuthen, die Vollziehung des Teſtaments
behalten muͤßte: ſo erſuchten ſie mich, die Muͤ-
he zu uͤbernehmen und alles mit Jhnen abzuthun;
damit ein Freund desjenigen, dem ſie alle ihre
Noth zuzuſchreiben haͤtten, ihnen nicht vor Augen
kommen moͤchte.
Durch die Schriftſtelle, welche ihre Schwe-
ſter zum Grunde ihrer Leichenrede gewaͤhlt hatte,
wurden ſie ungemein beweget (*). Jch hatte
dieß Stuͤck aus dem Teſtamente ausgezogen:
weil ich als wahrſcheinlich vermuthete, daß ich
nicht ſo bald Gelegenheit haben wuͤrde, ihnen das
Teſtament zu zeigen, wie ſonſt in Betrachtung
ihres Begraͤbniſſes, das keinen Aufſchub leidet,
noͤthig geweſen ſeyn wuͤrde.
Montags fruͤhe zwiſchen achten und neunen.
Die ungluͤckliche Familie macht ſich zu einer
traurigen Zuſammenkunft beym Fruͤhſtuͤck
fertig. Herr Jakob Harlowe, der eben ſo wenig
Ruhe gehabt hat, als ich, hat an Herrn Melvill
geſchrieben: und dieſer hat verſprochen, eine kleine
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(*) Man ſehe das Teſtament, welches nach dem
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/593>, abgerufen am 21.11.2024.
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