Der hundert und achtzehnte Brief von Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.
Montags, den 14ten Aug.
Deine Unpäßlichkeit macht mir ungemein viel Kummer. Es würde mir sehr nahe gehen, dich zu verlieren. Wenn du aber so bald stir- best: so könnte ich von ganzem Herzen wünschen, daß es vor dem Anfang des verwichenen Aprils geschehen wäre; und zwar so wohl deinetwegen, als um des vortrefflichften Frauenzimmers wil- len, das in der Welt ist. Denn so würdest du nicht von der himmelsschreyenden und der größ- ten Sünde in deinem Leben Rechenschaft zu ge- ben haben.
Jch bekam am Sonnabend Nachricht, daß du sehr aus der Ordnung wärest. Dieß machte, daß ich Bedenken trug, an dich zu schreiben, bis ich etwas weiter hörte. Heinrich bestätigte, bey seiner Rückkunft von dir, den schlechten Zustand, worinn du dich befindest. Allein ich hoffe, daß der Lord M. nach feiner unverdienten Zärtlich- keit gegen dich, sich nur das ärgste von dir vor- stelle. Was kann es seyn, Robert? Ein hefti- ges Fieber, sagt man: wobey aber seltsame und harte Zufälle sind.
Jch
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Der hundert und achtzehnte Brief von Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.
Montags, den 14ten Aug.
Deine Unpaͤßlichkeit macht mir ungemein viel Kummer. Es wuͤrde mir ſehr nahe gehen, dich zu verlieren. Wenn du aber ſo bald ſtir- beſt: ſo koͤnnte ich von ganzem Herzen wuͤnſchen, daß es vor dem Anfang des verwichenen Aprils geſchehen waͤre; und zwar ſo wohl deinetwegen, als um des vortrefflichften Frauenzimmers wil- len, das in der Welt iſt. Denn ſo wuͤrdeſt du nicht von der himmelsſchreyenden und der groͤß- ten Suͤnde in deinem Leben Rechenſchaft zu ge- ben haben.
Jch bekam am Sonnabend Nachricht, daß du ſehr aus der Ordnung waͤreſt. Dieß machte, daß ich Bedenken trug, an dich zu ſchreiben, bis ich etwas weiter hoͤrte. Heinrich beſtaͤtigte, bey ſeiner Ruͤckkunft von dir, den ſchlechten Zuſtand, worinn du dich befindeſt. Allein ich hoffe, daß der Lord M. nach feiner unverdienten Zaͤrtlich- keit gegen dich, ſich nur das aͤrgſte von dir vor- ſtelle. Was kann es ſeyn, Robert? Ein hefti- ges Fieber, ſagt man: wobey aber ſeltſame und harte Zufaͤlle ſind.
Jch
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Der hundert und achtzehnte Brief
von
Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.
Montags, den 14ten Aug.
Deine Unpaͤßlichkeit macht mir ungemein viel
Kummer. Es wuͤrde mir ſehr nahe gehen,
dich zu verlieren. Wenn du aber ſo bald ſtir-
beſt: ſo koͤnnte ich von ganzem Herzen wuͤnſchen,
daß es vor dem Anfang des verwichenen Aprils
geſchehen waͤre; und zwar ſo wohl deinetwegen,
als um des vortrefflichften Frauenzimmers wil-
len, das in der Welt iſt. Denn ſo wuͤrdeſt du
nicht von der himmelsſchreyenden und der groͤß-
ten Suͤnde in deinem Leben Rechenſchaft zu ge-
ben haben.
Jch bekam am Sonnabend Nachricht, daß
du ſehr aus der Ordnung waͤreſt. Dieß machte,
daß ich Bedenken trug, an dich zu ſchreiben, bis
ich etwas weiter hoͤrte. Heinrich beſtaͤtigte, bey
ſeiner Ruͤckkunft von dir, den ſchlechten Zuſtand,
worinn du dich befindeſt. Allein ich hoffe, daß
der Lord M. nach feiner unverdienten Zaͤrtlich-
keit gegen dich, ſich nur das aͤrgſte von dir vor-
ſtelle. Was kann es ſeyn, Robert? Ein hefti-
ges Fieber, ſagt man: wobey aber ſeltſame und
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 773. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/779>, abgerufen am 21.12.2024.
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