Jch bin durch den Uebermuth des jungen Geistlichen völlig in Harnisch gejagt. Du wirst mir den größten Gefallen erweisen, wenn du ihn aufsuchest und mir in dem nächsten Briefe seiue Ohren überschickest.
Meine schöne Gebieterinn versteht mich nicht recht: wo sie glaubt, daß ich ihr vorgeschlagen habe, an mich zu schreiben, damit sie von mei- nem Besuch frey bleiben möchte; als wenn ich ihr schlechterdings zwischen diesen beyden Din- gen die Wahl lassen wollte. Das soll nicht ge- schehen, und es ist auch meine Absicht nicht ge- wesen, es wäre dann, daß sie mir in dem Jnhalt ihres Briefes besser gefallen hätte, als sie mir wirklich gefallen hat. Bitte sie, meinen Brief noch einmal zu lesen. Jch habe ihr keine solche Hoffnung gemacht. Jch würde aufs längste morgen, Trotz euch beyden, bey ihr gewesen seyn: wenn mir nicht die Füße so, wie einem hülflosen Missethäter, gebunden wären.
Allein ich werde von Stunde zu Stunde bes- ser. Das sage ich: der Arzt sagt es nicht. Aber ich bin versichert, daß ich es am besten weiß. Jch will bald in London seyn. Verlaß dich dar- auf. Nur sage meiner lieben, grausamen und unversöhnlichen Fräulein Harlowe nichts davon.
Le-e-be wohl, Bru-u-der! - - Was für ein Gäh-nen! Gäh-nen! Gäh-nen!
Dein Lovelace.
Der
Jch bin durch den Uebermuth des jungen Geiſtlichen voͤllig in Harniſch gejagt. Du wirſt mir den groͤßten Gefallen erweiſen, wenn du ihn aufſucheſt und mir in dem naͤchſten Briefe ſeiue Ohren uͤberſchickeſt.
Meine ſchoͤne Gebieterinn verſteht mich nicht recht: wo ſie glaubt, daß ich ihr vorgeſchlagen habe, an mich zu ſchreiben, damit ſie von mei- nem Beſuch frey bleiben moͤchte; als wenn ich ihr ſchlechterdings zwiſchen dieſen beyden Din- gen die Wahl laſſen wollte. Das ſoll nicht ge- ſchehen, und es iſt auch meine Abſicht nicht ge- weſen, es waͤre dann, daß ſie mir in dem Jnhalt ihres Briefes beſſer gefallen haͤtte, als ſie mir wirklich gefallen hat. Bitte ſie, meinen Brief noch einmal zu leſen. Jch habe ihr keine ſolche Hoffnung gemacht. Jch wuͤrde aufs laͤngſte morgen, Trotz euch beyden, bey ihr geweſen ſeyn: wenn mir nicht die Fuͤße ſo, wie einem huͤlfloſen Miſſethaͤter, gebunden waͤren.
Allein ich werde von Stunde zu Stunde beſ- ſer. Das ſage ich: der Arzt ſagt es nicht. Aber ich bin verſichert, daß ich es am beſten weiß. Jch will bald in London ſeyn. Verlaß dich dar- auf. Nur ſage meiner lieben, grauſamen und unverſoͤhnlichen Fraͤulein Harlowe nichts davon.
Le-e-be wohl, Bru-u-der! ‒ ‒ Was fuͤr ein Gaͤh-nen! Gaͤh-nen! Gaͤh-nen!
Dein Lovelace.
Der
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Jch bin durch den Uebermuth des jungen
Geiſtlichen voͤllig in Harniſch gejagt. Du wirſt
mir den groͤßten Gefallen erweiſen, wenn du ihn
aufſucheſt und mir in dem naͤchſten Briefe ſeiue
Ohren uͤberſchickeſt.
Meine ſchoͤne Gebieterinn verſteht mich nicht
recht: wo ſie glaubt, daß ich ihr vorgeſchlagen
habe, an mich zu ſchreiben, damit ſie von mei-
nem Beſuch frey bleiben moͤchte; als wenn ich
ihr ſchlechterdings zwiſchen dieſen beyden Din-
gen die Wahl laſſen wollte. Das ſoll nicht ge-
ſchehen, und es iſt auch meine Abſicht nicht ge-
weſen, es waͤre dann, daß ſie mir in dem Jnhalt
ihres Briefes beſſer gefallen haͤtte, als ſie mir
wirklich gefallen hat. Bitte ſie, meinen Brief
noch einmal zu leſen. Jch habe ihr keine ſolche
Hoffnung gemacht. Jch wuͤrde aufs laͤngſte
morgen, Trotz euch beyden, bey ihr geweſen ſeyn:
wenn mir nicht die Fuͤße ſo, wie einem huͤlfloſen
Miſſethaͤter, gebunden waͤren.
Allein ich werde von Stunde zu Stunde beſ-
ſer. Das ſage ich: der Arzt ſagt es nicht. Aber
ich bin verſichert, daß ich es am beſten weiß.
Jch will bald in London ſeyn. Verlaß dich dar-
auf. Nur ſage meiner lieben, grauſamen und
unverſoͤhnlichen Fraͤulein Harlowe nichts davon.
Le-e-be wohl, Bru-u-der! ‒ ‒ Was fuͤr
ein Gaͤh-nen! Gaͤh-nen! Gaͤh-nen!
Dein
Lovelace.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 772. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/778>, abgerufen am 23.11.2024.
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