Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



nen Ränken rühmen! - - Aber, bey dem allen,
werde ich, wie ich mich in Demuth zu hoffen
unterfange, glückselig seyn, wenn er, elender
Mensch - - Ach! - - wer kann sagen was - -
seyn wird.

Leben Sie wohl, meine theureste Freun-
dinn! - - Jch wünsche, daß Sie glücklich seyn
mögen! - - Alsdenn kann Jhre Clarissa Harlo-
we nicht gänzlich elend seyn!



Der sechs und zwanzigste Brief
von
Fräulein Howe an Fräulein Clarissa
Harlowe.

Jch schreibe, meine Allerliebste, ich kann nicht
anders, als schreiben, um meinen Kum-
mer über Jhre Kleinmüthigkeit zu bezeugen.
Erlauben Sie mir zu bitten, reizender Ausbund
aller Vorzüge, erlauben Sie mir zu bitten, daß
Sie derselben nicht freyen Lauf lassen.

Trösten Sie sich im Gegentheil, selbst, in
dem siegreichen Gepränge einer unbefleckten Tu-
gend, eines ganz unsträflichen Willens. Wer
hätte die Versuchungen aushalten können, die
Sie überstiegen haben? - - Jhr Vetter Mor-
den wird bald anlangen. Er wird schon zusehen,

daran
L 5



nen Raͤnken ruͤhmen! ‒ ‒ Aber, bey dem allen,
werde ich, wie ich mich in Demuth zu hoffen
unterfange, gluͤckſelig ſeyn, wenn er, elender
Menſch ‒ ‒ Ach! ‒ ‒ wer kann ſagen was ‒ ‒
ſeyn wird.

Leben Sie wohl, meine theureſte Freun-
dinn! ‒ ‒ Jch wuͤnſche, daß Sie gluͤcklich ſeyn
moͤgen! ‒ ‒ Alsdenn kann Jhre Clariſſa Harlo-
we nicht gaͤnzlich elend ſeyn!



Der ſechs und zwanzigſte Brief
von
Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa
Harlowe.

Jch ſchreibe, meine Allerliebſte, ich kann nicht
anders, als ſchreiben, um meinen Kum-
mer uͤber Jhre Kleinmuͤthigkeit zu bezeugen.
Erlauben Sie mir zu bitten, reizender Ausbund
aller Vorzuͤge, erlauben Sie mir zu bitten, daß
Sie derſelben nicht freyen Lauf laſſen.

Troͤſten Sie ſich im Gegentheil, ſelbſt, in
dem ſiegreichen Gepraͤnge einer unbefleckten Tu-
gend, eines ganz unſtraͤflichen Willens. Wer
haͤtte die Verſuchungen aushalten koͤnnen, die
Sie uͤberſtiegen haben? ‒ ‒ Jhr Vetter Mor-
den wird bald anlangen. Er wird ſchon zuſehen,

daran
L 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0175" n="169"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
nen Ra&#x0364;nken ru&#x0364;hmen! &#x2012; &#x2012; Aber, bey dem allen,<lb/>
werde ich, wie ich mich in Demuth zu hoffen<lb/>
unterfange, glu&#x0364;ck&#x017F;elig &#x017F;eyn, wenn er, elender<lb/>
Men&#x017F;ch &#x2012; &#x2012; Ach! &#x2012; &#x2012; wer kann &#x017F;agen was &#x2012; &#x2012;<lb/>
&#x017F;eyn wird.</p><lb/>
          <p>Leben Sie wohl, meine theure&#x017F;te Freun-<lb/>
dinn! &#x2012; &#x2012; Jch wu&#x0364;n&#x017F;che, daß <hi rendition="#fr">Sie</hi> glu&#x0364;cklich &#x017F;eyn<lb/>
mo&#x0364;gen! &#x2012; &#x2012; Alsdenn kann Jhre Clari&#x017F;&#x017F;a Harlo-<lb/>
we nicht ga&#x0364;nzlich elend &#x017F;eyn!</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der &#x017F;echs und zwanzig&#x017F;te Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Howe an Fra&#x0364;ulein Clari&#x017F;&#x017F;a<lb/>
Harlowe.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Mittwoch Abends den 12 ten Jul.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>ch &#x017F;chreibe, meine Allerlieb&#x017F;te, ich kann nicht<lb/>
anders, <hi rendition="#fr">als</hi> &#x017F;chreiben, um meinen Kum-<lb/>
mer u&#x0364;ber Jhre Kleinmu&#x0364;thigkeit zu bezeugen.<lb/>
Erlauben Sie mir zu bitten, reizender Ausbund<lb/>
aller Vorzu&#x0364;ge, erlauben Sie mir zu bitten, daß<lb/>
Sie der&#x017F;elben nicht freyen Lauf la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Tro&#x0364;&#x017F;ten Sie &#x017F;ich im Gegentheil, &#x017F;elb&#x017F;t, in<lb/>
dem &#x017F;iegreichen Gepra&#x0364;nge einer unbefleckten Tu-<lb/>
gend, eines ganz un&#x017F;tra&#x0364;flichen Willens. Wer<lb/>
ha&#x0364;tte die Ver&#x017F;uchungen aushalten ko&#x0364;nnen, die<lb/>
Sie u&#x0364;ber&#x017F;tiegen haben? &#x2012; &#x2012; Jhr Vetter Mor-<lb/>
den wird bald anlangen. Er wird &#x017F;chon zu&#x017F;ehen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 5</fw><fw place="bottom" type="catch">daran</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0175] nen Raͤnken ruͤhmen! ‒ ‒ Aber, bey dem allen, werde ich, wie ich mich in Demuth zu hoffen unterfange, gluͤckſelig ſeyn, wenn er, elender Menſch ‒ ‒ Ach! ‒ ‒ wer kann ſagen was ‒ ‒ ſeyn wird. Leben Sie wohl, meine theureſte Freun- dinn! ‒ ‒ Jch wuͤnſche, daß Sie gluͤcklich ſeyn moͤgen! ‒ ‒ Alsdenn kann Jhre Clariſſa Harlo- we nicht gaͤnzlich elend ſeyn! Der ſechs und zwanzigſte Brief von Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa Harlowe. Mittwoch Abends den 12 ten Jul. Jch ſchreibe, meine Allerliebſte, ich kann nicht anders, als ſchreiben, um meinen Kum- mer uͤber Jhre Kleinmuͤthigkeit zu bezeugen. Erlauben Sie mir zu bitten, reizender Ausbund aller Vorzuͤge, erlauben Sie mir zu bitten, daß Sie derſelben nicht freyen Lauf laſſen. Troͤſten Sie ſich im Gegentheil, ſelbſt, in dem ſiegreichen Gepraͤnge einer unbefleckten Tu- gend, eines ganz unſtraͤflichen Willens. Wer haͤtte die Verſuchungen aushalten koͤnnen, die Sie uͤberſtiegen haben? ‒ ‒ Jhr Vetter Mor- den wird bald anlangen. Er wird ſchon zuſehen, daran L 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/175
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/175>, abgerufen am 21.12.2024.