Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite




Der zwanzigste Brief.
Eine Fortsetzung des vorhergehenden
von
Herrn Lovelace.

Es war nunmehr hohe Zeit, meiner Gemah-
linn zu wissen zu thun, daß der Capitain
Tomlinson angekommen wäre: und zwar um
so viel mehr, weil uns das Cammermägdchen
sagte, daß die Fräulein gefragt hätte, ob nicht ein
solcher Cavallier, wie sie ihn beschrieb, in dem
Saale wäre.

Frau Moore ging hinauf und bat in mei-
nem Namen, daß sie uns Gehör geben möchte.

Aber sie kam mit der Bitte wieder zurück,
daß der Capitain Tomlinson sie für itzo entschul-
digt halten möchte. Sie befände sich sehr übel.
Jhre Mattigkeit verstattete nicht, sich mit ihm in
Unterredung einzulassen. Sie müßte sich nie-
derlegen.

Jch ward unruhig und anfangs sehr unge-
halten. Der Capitain ward auch unruhig.
Du kannst leichtlich glauben, daß ich seinetwegen
noch mehr besorgt war.

Sie hatte sehr viele Beschwerden gehabt:
das muß ich gestehen. Jhre Ohnmachten, die
ihr diesen Morgen zugestoßen, mußten sie noth-
wendig abgemattet haben. Sie hatte ihren Un-

willen




Der zwanzigſte Brief.
Eine Fortſetzung des vorhergehenden
von
Herrn Lovelace.

Es war nunmehr hohe Zeit, meiner Gemah-
linn zu wiſſen zu thun, daß der Capitain
Tomlinſon angekommen waͤre: und zwar um
ſo viel mehr, weil uns das Cammermaͤgdchen
ſagte, daß die Fraͤulein gefragt haͤtte, ob nicht ein
ſolcher Cavallier, wie ſie ihn beſchrieb, in dem
Saale waͤre.

Frau Moore ging hinauf und bat in mei-
nem Namen, daß ſie uns Gehoͤr geben moͤchte.

Aber ſie kam mit der Bitte wieder zuruͤck,
daß der Capitain Tomlinſon ſie fuͤr itzo entſchul-
digt halten moͤchte. Sie befaͤnde ſich ſehr uͤbel.
Jhre Mattigkeit verſtattete nicht, ſich mit ihm in
Unterredung einzulaſſen. Sie muͤßte ſich nie-
derlegen.

Jch ward unruhig und anfangs ſehr unge-
halten. Der Capitain ward auch unruhig.
Du kannſt leichtlich glauben, daß ich ſeinetwegen
noch mehr beſorgt war.

Sie hatte ſehr viele Beſchwerden gehabt:
das muß ich geſtehen. Jhre Ohnmachten, die
ihr dieſen Morgen zugeſtoßen, mußten ſie noth-
wendig abgemattet haben. Sie hatte ihren Un-

willen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0348" n="342"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der zwanzig&#x017F;te Brief.</hi><lb/>
Eine Fort&#x017F;etzung des vorhergehenden<lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Herrn Lovelace.</hi></head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>s war nunmehr hohe Zeit, meiner Gemah-<lb/>
linn zu wi&#x017F;&#x017F;en zu thun, daß der Capitain<lb/>
Tomlin&#x017F;on angekommen wa&#x0364;re: und zwar um<lb/>
&#x017F;o viel mehr, weil uns das Cammerma&#x0364;gdchen<lb/>
&#x017F;agte, daß die Fra&#x0364;ulein gefragt ha&#x0364;tte, ob nicht ein<lb/>
&#x017F;olcher Cavallier, wie &#x017F;ie ihn be&#x017F;chrieb, in dem<lb/>
Saale wa&#x0364;re.</p><lb/>
          <p>Frau Moore ging hinauf und bat in mei-<lb/>
nem Namen, daß &#x017F;ie uns Geho&#x0364;r geben mo&#x0364;chte.</p><lb/>
          <p>Aber &#x017F;ie kam mit der Bitte wieder zuru&#x0364;ck,<lb/>
daß der Capitain Tomlin&#x017F;on &#x017F;ie fu&#x0364;r itzo ent&#x017F;chul-<lb/>
digt halten mo&#x0364;chte. Sie befa&#x0364;nde &#x017F;ich &#x017F;ehr u&#x0364;bel.<lb/>
Jhre Mattigkeit ver&#x017F;tattete nicht, &#x017F;ich mit ihm in<lb/>
Unterredung einzula&#x017F;&#x017F;en. Sie mu&#x0364;ßte &#x017F;ich nie-<lb/>
derlegen.</p><lb/>
          <p>Jch ward unruhig und anfangs &#x017F;ehr unge-<lb/>
halten. Der Capitain ward auch unruhig.<lb/>
Du kann&#x017F;t leichtlich glauben, daß ich &#x017F;einetwegen<lb/>
noch mehr be&#x017F;orgt war.</p><lb/>
          <p>Sie hatte &#x017F;ehr viele Be&#x017F;chwerden gehabt:<lb/>
das muß ich ge&#x017F;tehen. Jhre Ohnmachten, die<lb/>
ihr die&#x017F;en Morgen zuge&#x017F;toßen, mußten &#x017F;ie noth-<lb/>
wendig abgemattet haben. Sie hatte ihren Un-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">willen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0348] Der zwanzigſte Brief. Eine Fortſetzung des vorhergehenden von Herrn Lovelace. Es war nunmehr hohe Zeit, meiner Gemah- linn zu wiſſen zu thun, daß der Capitain Tomlinſon angekommen waͤre: und zwar um ſo viel mehr, weil uns das Cammermaͤgdchen ſagte, daß die Fraͤulein gefragt haͤtte, ob nicht ein ſolcher Cavallier, wie ſie ihn beſchrieb, in dem Saale waͤre. Frau Moore ging hinauf und bat in mei- nem Namen, daß ſie uns Gehoͤr geben moͤchte. Aber ſie kam mit der Bitte wieder zuruͤck, daß der Capitain Tomlinſon ſie fuͤr itzo entſchul- digt halten moͤchte. Sie befaͤnde ſich ſehr uͤbel. Jhre Mattigkeit verſtattete nicht, ſich mit ihm in Unterredung einzulaſſen. Sie muͤßte ſich nie- derlegen. Jch ward unruhig und anfangs ſehr unge- halten. Der Capitain ward auch unruhig. Du kannſt leichtlich glauben, daß ich ſeinetwegen noch mehr beſorgt war. Sie hatte ſehr viele Beſchwerden gehabt: das muß ich geſtehen. Jhre Ohnmachten, die ihr dieſen Morgen zugeſtoßen, mußten ſie noth- wendig abgemattet haben. Sie hatte ihren Un- willen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/348
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/348>, abgerufen am 16.07.2024.