Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Herrn Robert Lovelace.

Herr Vetter Lovelace.

Jch denke, sie würden doch wohl Zeit gefunden
haben, uns die wirkliche Vollziehung ihrer
Hochzeit wissen zu lassen. Jch möchte dieses klei-
ne Stück der Höflichkeit von ihnen erwartet ha-
ben. Jedoch vielleicht war die Trauung schon
zu der Zeit vollzogen, als sie mich ersuchten Va-
tersstelle bey ihrer Fräulein zu vertreten - -
Allein ich werde in Zorn gerathen: wo ich in
meinen Muthmaßungen weiter gehe - - Und
wenig gesagt, ist bald verbessert.

Aber ich kann ihnen vermelden, daß die Lady
Elisabeth, was auch Lady Sarah thun mag, ih-
nen nicht so bald verzeihen will, als ich gethan
habe. Frauenzimmer empfinden gering-
schätzige Begegnungen länger als Manns-
personen.
Sie, die so viel von diesem Ge-
schlechte wissen; das sage ich jedoch ihnen nicht
zum Lobe; hätten auch das wohl wissen mögen.
Vorher aber sind sie niemals mit einem so lie-
benswürdigen Frauenzimmer bekannt gewesen. Jch
hoffe, es wird unter ihnen nur eine Seele seyn.
Sie haben schon eher, als itzo, von mir gehöret,
daß ich sie enterben und alles, was ich kann, ihr
vermachen will, wo sie mit ihr nicht ein guter
Ehemann werden.

Jch
S 4


Herrn Robert Lovelace.

Herr Vetter Lovelace.

Jch denke, ſie wuͤrden doch wohl Zeit gefunden
haben, uns die wirkliche Vollziehung ihrer
Hochzeit wiſſen zu laſſen. Jch moͤchte dieſes klei-
ne Stuͤck der Hoͤflichkeit von ihnen erwartet ha-
ben. Jedoch vielleicht war die Trauung ſchon
zu der Zeit vollzogen, als ſie mich erſuchten Va-
tersſtelle bey ihrer Fraͤulein zu vertreten ‒ ‒
Allein ich werde in Zorn gerathen: wo ich in
meinen Muthmaßungen weiter gehe ‒ ‒ Und
wenig geſagt, iſt bald verbeſſert.

Aber ich kann ihnen vermelden, daß die Lady
Eliſabeth, was auch Lady Sarah thun mag, ih-
nen nicht ſo bald verzeihen will, als ich gethan
habe. Frauenzimmer empfinden gering-
ſchaͤtzige Begegnungen laͤnger als Manns-
perſonen.
Sie, die ſo viel von dieſem Ge-
ſchlechte wiſſen; das ſage ich jedoch ihnen nicht
zum Lobe; haͤtten auch das wohl wiſſen moͤgen.
Vorher aber ſind ſie niemals mit einem ſo lie-
benswuͤrdigen Frauenzimmer bekannt geweſen. Jch
hoffe, es wird unter ihnen nur eine Seele ſeyn.
Sie haben ſchon eher, als itzo, von mir gehoͤret,
daß ich ſie enterben und alles, was ich kann, ihr
vermachen will, wo ſie mit ihr nicht ein guter
Ehemann werden.

Jch
S 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0285" n="279"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <floatingText>
            <body>
              <div>
                <head> <hi rendition="#b">Herrn Robert Lovelace.</hi> </head><lb/>
                <dateline> <hi rendition="#et">M. Hall, Mittwochens den<lb/>
7ten Jun.</hi> </dateline><lb/>
                <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Herr Vetter Lovelace.</hi> </hi> </salute><lb/>
                <p><hi rendition="#in">J</hi>ch denke, &#x017F;ie wu&#x0364;rden doch wohl Zeit gefunden<lb/>
haben, uns die wirkliche Vollziehung ihrer<lb/>
Hochzeit wi&#x017F;&#x017F;en zu la&#x017F;&#x017F;en. Jch mo&#x0364;chte die&#x017F;es klei-<lb/>
ne Stu&#x0364;ck der Ho&#x0364;flichkeit von ihnen erwartet ha-<lb/>
ben. Jedoch vielleicht war die Trauung &#x017F;chon<lb/>
zu der Zeit vollzogen, als &#x017F;ie mich er&#x017F;uchten Va-<lb/>
ters&#x017F;telle bey ihrer Fra&#x0364;ulein zu vertreten &#x2012; &#x2012;<lb/>
Allein ich werde in Zorn gerathen: wo ich in<lb/>
meinen Muthmaßungen weiter gehe &#x2012; &#x2012; Und<lb/><hi rendition="#fr">wenig ge&#x017F;agt, i&#x017F;t bald verbe&#x017F;&#x017F;ert.</hi></p><lb/>
                <p>Aber ich kann ihnen vermelden, daß die Lady<lb/>
Eli&#x017F;abeth, was auch Lady Sarah thun mag, ih-<lb/>
nen nicht &#x017F;o bald verzeihen will, als ich gethan<lb/>
habe. <hi rendition="#fr">Frauenzimmer empfinden gering-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;tzige Begegnungen la&#x0364;nger als Manns-<lb/>
per&#x017F;onen.</hi> Sie, die &#x017F;o viel von die&#x017F;em Ge-<lb/>
&#x017F;chlechte wi&#x017F;&#x017F;en; das &#x017F;age ich jedoch ihnen nicht<lb/>
zum Lobe; ha&#x0364;tten <hi rendition="#fr">auch das</hi> wohl wi&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;gen.<lb/>
Vorher aber &#x017F;ind &#x017F;ie niemals mit einem &#x017F;o lie-<lb/>
benswu&#x0364;rdigen Frauenzimmer bekannt gewe&#x017F;en. Jch<lb/>
hoffe, es wird unter ihnen nur eine Seele &#x017F;eyn.<lb/>
Sie haben &#x017F;chon eher, als itzo, von mir geho&#x0364;ret,<lb/>
daß ich &#x017F;ie enterben und alles, was ich kann, ihr<lb/>
vermachen will, wo &#x017F;ie mit ihr nicht ein guter<lb/>
Ehemann werden.</p><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">S 4</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0285] Herrn Robert Lovelace. M. Hall, Mittwochens den 7ten Jun. Herr Vetter Lovelace. Jch denke, ſie wuͤrden doch wohl Zeit gefunden haben, uns die wirkliche Vollziehung ihrer Hochzeit wiſſen zu laſſen. Jch moͤchte dieſes klei- ne Stuͤck der Hoͤflichkeit von ihnen erwartet ha- ben. Jedoch vielleicht war die Trauung ſchon zu der Zeit vollzogen, als ſie mich erſuchten Va- tersſtelle bey ihrer Fraͤulein zu vertreten ‒ ‒ Allein ich werde in Zorn gerathen: wo ich in meinen Muthmaßungen weiter gehe ‒ ‒ Und wenig geſagt, iſt bald verbeſſert. Aber ich kann ihnen vermelden, daß die Lady Eliſabeth, was auch Lady Sarah thun mag, ih- nen nicht ſo bald verzeihen will, als ich gethan habe. Frauenzimmer empfinden gering- ſchaͤtzige Begegnungen laͤnger als Manns- perſonen. Sie, die ſo viel von dieſem Ge- ſchlechte wiſſen; das ſage ich jedoch ihnen nicht zum Lobe; haͤtten auch das wohl wiſſen moͤgen. Vorher aber ſind ſie niemals mit einem ſo lie- benswuͤrdigen Frauenzimmer bekannt geweſen. Jch hoffe, es wird unter ihnen nur eine Seele ſeyn. Sie haben ſchon eher, als itzo, von mir gehoͤret, daß ich ſie enterben und alles, was ich kann, ihr vermachen will, wo ſie mit ihr nicht ein guter Ehemann werden. Jch S 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/285
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/285>, abgerufen am 30.12.2024.