Die Schwester ist dafür gestraft, das freuet mich noch. Sie ist nachdrücklich gestraft. Doch viel- leicht habe ich dir dieses schon ehemahls erzählet.
Der fünf und dreyßigste Brief von Herrn Lovelace an Herrn J. Belford.
Freytags Abends.
Jch bin eben von einer Spazierfahrt mit mei- nem Kinde zurück gekommen, dazu sie sich nach einem langen Wort- Wechsel bequemet hat. Die beyden Nymphen leisteten ihr Gesellschaft. Sie haben ihre Person wohl gespielet, die Augen nicht herum flattern lassen, und bisweilen einige Tugend-Regeln mitgetheilet. O Bruder, was vor Teufels sind die Frauensleute, wenn wir sie erst völlig verführet haben!
Wir fuhren nach Hamstead, nach Highga- te, nach Muzzle-Hill, und zurück nach Ham- stead und nach Upper-Flask. Meine Schöne war hier gegen die beyden Nymphen so gefällig, daß sie etwas ausstieg, und einige Erfrischungen zu sich nahm. Wir kamen noch bey vollem Ta- ge über Kentisch-Town nach Hause.
Sie war recht vergnügt, so daß ich mich dar- über freuete, und ich war so höflich und so voller Ehrerbietung, als wir auf die Höhe spatzieren gin-
gen,
Die Schweſter iſt dafuͤr geſtraft, das freuet mich noch. Sie iſt nachdruͤcklich geſtraft. Doch viel- leicht habe ich dir dieſes ſchon ehemahls erzaͤhlet.
Der fuͤnf und dreyßigſte Brief von Herrn Lovelace an Herrn J. Belford.
Freytags Abends.
Jch bin eben von einer Spazierfahrt mit mei- nem Kinde zuruͤck gekommen, dazu ſie ſich nach einem langen Wort- Wechſel bequemet hat. Die beyden Nymphen leiſteten ihr Geſellſchaft. Sie haben ihre Perſon wohl geſpielet, die Augen nicht herum flattern laſſen, und bisweilen einige Tugend-Regeln mitgetheilet. O Bruder, was vor Teufels ſind die Frauensleute, wenn wir ſie erſt voͤllig verfuͤhret haben!
Wir fuhren nach Hamſtead, nach Highga- te, nach Muzzle-Hill, und zuruͤck nach Ham- ſtead und nach Upper-Flask. Meine Schoͤne war hier gegen die beyden Nymphen ſo gefaͤllig, daß ſie etwas ausſtieg, und einige Erfriſchungen zu ſich nahm. Wir kamen noch bey vollem Ta- ge uͤber Kentiſch-Town nach Hauſe.
Sie war recht vergnuͤgt, ſo daß ich mich dar- uͤber freuete, und ich war ſo hoͤflich und ſo voller Ehrerbietung, als wir auf die Hoͤhe ſpatzieren gin-
gen,
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Die Schweſter iſt dafuͤr geſtraft, das freuet mich
noch. Sie iſt nachdruͤcklich geſtraft. Doch viel-
leicht habe ich dir dieſes ſchon ehemahls erzaͤhlet.
Der fuͤnf und dreyßigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn J. Belford.
Freytags Abends.
Jch bin eben von einer Spazierfahrt mit mei-
nem Kinde zuruͤck gekommen, dazu ſie ſich
nach einem langen Wort- Wechſel bequemet hat.
Die beyden Nymphen leiſteten ihr Geſellſchaft.
Sie haben ihre Perſon wohl geſpielet, die Augen
nicht herum flattern laſſen, und bisweilen einige
Tugend-Regeln mitgetheilet. O Bruder, was
vor Teufels ſind die Frauensleute, wenn wir ſie
erſt voͤllig verfuͤhret haben!
Wir fuhren nach Hamſtead, nach Highga-
te, nach Muzzle-Hill, und zuruͤck nach Ham-
ſtead und nach Upper-Flask. Meine Schoͤne
war hier gegen die beyden Nymphen ſo gefaͤllig,
daß ſie etwas ausſtieg, und einige Erfriſchungen
zu ſich nahm. Wir kamen noch bey vollem Ta-
ge uͤber Kentiſch-Town nach Hauſe.
Sie war recht vergnuͤgt, ſo daß ich mich dar-
uͤber freuete, und ich war ſo hoͤflich und ſo voller
Ehrerbietung, als wir auf die Hoͤhe ſpatzieren gin-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/326>, abgerufen am 21.02.2025.
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