Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



Sie würde aber dennoch noch nicht von mir gegan-
gen seyn, wenn Dorcas nicht gehustet hätte.

So bald die Fräulein weg war, kam das
Mädchen und gab mir die Abschrift des Briefes.
Es war die Antwort, welche mir das bewunderns-
würdige Kind auf meine Vorschläge zur Ehestif-
tung hatte geben wollen. Jch hatte nur einen
Blick auf dieses rührende und bewegliche Blatt
gethan. Wenn ich es mit Nachdencken gelesen
hätte, so würde ich die gantze Nacht nicht schlafen
können. Morgen will ich es desto reiflicher über-
legen.



Der acht und zwanzigste Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn J. Belford.

Dieses liebe Kind will mich vor Abends nicht
sprechen: es befindet sich nicht wohl, wie
Dorcas erzählet.

Lies hier die Abschrift ihres Briefes an mich.
Jch könnte ohnmöglich fortfahren, diese unver-
gleichliche Frauenzimmer so zu betrüben, wenn ich
nicht den Vorsatz hätte, sie (falls sie mich nicht
wircklich hasset) auf eine rechtmäßige Art zu der
Meinigen zu machen, wenn sie noch einige wenige
Versuchungen auf eine eben so ruhmwürdige
Weise überstehet.

An



Sie wuͤrde aber dennoch noch nicht von mir gegan-
gen ſeyn, wenn Dorcas nicht gehuſtet haͤtte.

So bald die Fraͤulein weg war, kam das
Maͤdchen und gab mir die Abſchrift des Briefes.
Es war die Antwort, welche mir das bewunderns-
wuͤrdige Kind auf meine Vorſchlaͤge zur Eheſtif-
tung hatte geben wollen. Jch hatte nur einen
Blick auf dieſes ruͤhrende und bewegliche Blatt
gethan. Wenn ich es mit Nachdencken geleſen
haͤtte, ſo wuͤrde ich die gantze Nacht nicht ſchlafen
koͤnnen. Morgen will ich es deſto reiflicher uͤber-
legen.



Der acht und zwanzigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn J. Belford.

Dieſes liebe Kind will mich vor Abends nicht
ſprechen: es befindet ſich nicht wohl, wie
Dorcas erzaͤhlet.

Lies hier die Abſchrift ihres Briefes an mich.
Jch koͤnnte ohnmoͤglich fortfahren, dieſe unver-
gleichliche Frauenzimmer ſo zu betruͤben, wenn ich
nicht den Vorſatz haͤtte, ſie (falls ſie mich nicht
wircklich haſſet) auf eine rechtmaͤßige Art zu der
Meinigen zu machen, wenn ſie noch einige wenige
Verſuchungen auf eine eben ſo ruhmwuͤrdige
Weiſe uͤberſtehet.

An
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0259" n="253"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Sie wu&#x0364;rde aber dennoch noch nicht von mir gegan-<lb/>
gen &#x017F;eyn, wenn <hi rendition="#fr">Dorcas</hi> nicht gehu&#x017F;tet ha&#x0364;tte.</p><lb/>
          <p>So bald die Fra&#x0364;ulein weg war, kam das<lb/>
Ma&#x0364;dchen und gab mir die Ab&#x017F;chrift des Briefes.<lb/>
Es war die Antwort, welche mir das bewunderns-<lb/>
wu&#x0364;rdige Kind auf meine Vor&#x017F;chla&#x0364;ge zur Ehe&#x017F;tif-<lb/>
tung hatte geben wollen. Jch hatte nur einen<lb/>
Blick auf die&#x017F;es ru&#x0364;hrende und bewegliche Blatt<lb/>
gethan. Wenn ich es mit Nachdencken gele&#x017F;en<lb/>
ha&#x0364;tte, &#x017F;o wu&#x0364;rde ich die gantze Nacht nicht &#x017F;chlafen<lb/>
ko&#x0364;nnen. Morgen will ich es de&#x017F;to reiflicher u&#x0364;ber-<lb/>
legen.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der acht und zwanzig&#x017F;te Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Herrn Lovelace an Herrn J. Belford.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Dien&#x017F;tags Morgens den 23. May.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie&#x017F;es liebe Kind will mich vor Abends nicht<lb/>
&#x017F;prechen: es befindet &#x017F;ich nicht wohl, wie<lb/><hi rendition="#fr">Dorcas</hi> erza&#x0364;hlet.</p><lb/>
          <p>Lies hier die Ab&#x017F;chrift ihres Briefes an mich.<lb/>
Jch ko&#x0364;nnte ohnmo&#x0364;glich fortfahren, die&#x017F;e unver-<lb/>
gleichliche Frauenzimmer &#x017F;o zu betru&#x0364;ben, wenn ich<lb/>
nicht den Vor&#x017F;atz ha&#x0364;tte, &#x017F;ie (falls &#x017F;ie mich nicht<lb/>
wircklich ha&#x017F;&#x017F;et) auf eine rechtma&#x0364;ßige Art zu der<lb/>
Meinigen zu machen, wenn &#x017F;ie noch einige wenige<lb/>
Ver&#x017F;uchungen auf eine eben &#x017F;o ruhmwu&#x0364;rdige<lb/>
Wei&#x017F;e u&#x0364;ber&#x017F;tehet.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">An</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0259] Sie wuͤrde aber dennoch noch nicht von mir gegan- gen ſeyn, wenn Dorcas nicht gehuſtet haͤtte. So bald die Fraͤulein weg war, kam das Maͤdchen und gab mir die Abſchrift des Briefes. Es war die Antwort, welche mir das bewunderns- wuͤrdige Kind auf meine Vorſchlaͤge zur Eheſtif- tung hatte geben wollen. Jch hatte nur einen Blick auf dieſes ruͤhrende und bewegliche Blatt gethan. Wenn ich es mit Nachdencken geleſen haͤtte, ſo wuͤrde ich die gantze Nacht nicht ſchlafen koͤnnen. Morgen will ich es deſto reiflicher uͤber- legen. Der acht und zwanzigſte Brief von Herrn Lovelace an Herrn J. Belford. Dienſtags Morgens den 23. May. Dieſes liebe Kind will mich vor Abends nicht ſprechen: es befindet ſich nicht wohl, wie Dorcas erzaͤhlet. Lies hier die Abſchrift ihres Briefes an mich. Jch koͤnnte ohnmoͤglich fortfahren, dieſe unver- gleichliche Frauenzimmer ſo zu betruͤben, wenn ich nicht den Vorſatz haͤtte, ſie (falls ſie mich nicht wircklich haſſet) auf eine rechtmaͤßige Art zu der Meinigen zu machen, wenn ſie noch einige wenige Verſuchungen auf eine eben ſo ruhmwuͤrdige Weiſe uͤberſtehet. An

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/259
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/259>, abgerufen am 22.12.2024.