blos gegen die Fräulein verschworen, ohne daß ich durch meine Erfindungen zu ihrem Falle etwas bey- tragen dürfte.
Der fünf und viertzigste Brief von Joseph Lehmann an Herrn Lovelace.
Zu Anfang giebt er Herrn Lovelacen Nach- richt, daß die Harlowes ihn durch eine An- klage über Noth-Schande wegen der Jungfer Bit- terton zu verunruhigen suchen, welche Jungfer er durch List in seine Gewalt bekommen hätte, und die nachher im Kindbette gestorben sey. Das Kind lebete noch, ohne daß Jhre Gnaden sich dessen im geringsten annähmen. Seine Herrschaft nennet es: einen infomen Streich: aber GOtt sollte ihn be- wahren, es ohne Jhrer Gnaden Erlaubniß nicht so zu nennen. Jhre Gnaden sollten, wie man sagte, damahls aus dem Lande geflohen seyn, um der An- klage der Bittertonischen Familie aus dem Wege zu gehen. Die Harlowes wollten jetzt ihr Haupt nicht sanfte legen, bis die Verwanten der Jungfer Bitterton eine Klage erhüben.
Joseph meldet weiter: es sey dieses eine von den Gottlosigkeiten gewesen, die Juncker Solmes der Fräulein hätte erzählen wollen, wenn sie ihn angehört hätte.
Er bittet sich Nachricht aus, ob Jhrer Gnaden Leben wegen der Sache in Gefahr kommen könnte? "Er hoffet, es werde zum wenigsten nicht so schlimm
gehen,
blos gegen die Fraͤulein verſchworen, ohne daß ich durch meine Erfindungen zu ihrem Falle etwas bey- tragen duͤrfte.
Der fuͤnf und viertzigſte Brief von Joſeph Lehmann an Herrn Lovelace.
Zu Anfang giebt er Herrn Lovelacen Nach- richt, daß die Harlowes ihn durch eine An- klage uͤber Noth-Schande wegen der Jungfer Bit- terton zu verunruhigen ſuchen, welche Jungfer er durch Liſt in ſeine Gewalt bekommen haͤtte, und die nachher im Kindbette geſtorben ſey. Das Kind lebete noch, ohne daß Jhre Gnaden ſich deſſen im geringſten annaͤhmen. Seine Herrſchaft nennet es: einen infomen Streich: aber GOtt ſollte ihn be- wahren, es ohne Jhrer Gnaden Erlaubniß nicht ſo zu nennen. Jhre Gnaden ſollten, wie man ſagte, damahls aus dem Lande geflohen ſeyn, um der An- klage der Bittertoniſchen Familie aus dem Wege zu gehen. Die Harlowes wollten jetzt ihr Haupt nicht ſanfte legen, bis die Verwanten der Jungfer Bitterton eine Klage erhuͤben.
Joſeph meldet weiter: es ſey dieſes eine von den Gottloſigkeiten geweſen, die Juncker Solmes der Fraͤulein haͤtte erzaͤhlen wollen, wenn ſie ihn angehoͤrt haͤtte.
Er bittet ſich Nachricht aus, ob Jhrer Gnaden Leben wegen der Sache in Gefahr kommen koͤnnte? „Er hoffet, es werde zum wenigſten nicht ſo ſchlimm
gehen,
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blos gegen die Fraͤulein verſchworen, ohne daß ich
durch meine Erfindungen zu ihrem Falle etwas bey-
tragen duͤrfte.
Der fuͤnf und viertzigſte Brief
von
Joſeph Lehmann an Herrn Lovelace.
Zu Anfang giebt er Herrn Lovelacen Nach-
richt, daß die Harlowes ihn durch eine An-
klage uͤber Noth-Schande wegen der Jungfer Bit-
terton zu verunruhigen ſuchen, welche Jungfer er
durch Liſt in ſeine Gewalt bekommen haͤtte, und die
nachher im Kindbette geſtorben ſey. Das Kind
lebete noch, ohne daß Jhre Gnaden ſich deſſen im
geringſten annaͤhmen. Seine Herrſchaft nennet es:
einen infomen Streich: aber GOtt ſollte ihn be-
wahren, es ohne Jhrer Gnaden Erlaubniß nicht ſo
zu nennen. Jhre Gnaden ſollten, wie man ſagte,
damahls aus dem Lande geflohen ſeyn, um der An-
klage der Bittertoniſchen Familie aus dem Wege zu
gehen. Die Harlowes wollten jetzt ihr Haupt
nicht ſanfte legen, bis die Verwanten der Jungfer
Bitterton eine Klage erhuͤben.
Joſeph meldet weiter: es ſey dieſes eine von
den Gottloſigkeiten geweſen, die Juncker Solmes
der Fraͤulein haͤtte erzaͤhlen wollen, wenn ſie ihn
angehoͤrt haͤtte.
Er bittet ſich Nachricht aus, ob Jhrer Gnaden
Leben wegen der Sache in Gefahr kommen koͤnnte?
„Er hoffet, es werde zum wenigſten nicht ſo ſchlimm
gehen,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/370>, abgerufen am 21.11.2024.
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