zu seyn. Sie thäte aber am besten, wenn sie nicht all zu wachsam wäre. Denn wenn sie mir die Sa- che aus Argwohn schwer macht, so würde ich Lust bekommen, mich an eine oder an beyde Töchter zu machen.
Erlaube mir, daß ich ein wenig aufschneiden darf! - - Doch was will ich sagen: mein Hertz scheint in der That gefesselt zu seyn. Jch kann an kein anderes Frauenzimmer dencken, als an meine Gloriana.
Der dreyzehente Brief. Eine Fortsetzung des vorigen, von Herrn Lovelacen.
Heute ist der Mittewochen, der Tag, an wel- chem ich meine eintzige Freude auf ewig ver- lieren sollte. Mit wie leichtem Hertzen kann ich jetzt sitzen, und meine Stroh-Männer in Har- lowe-Burg auslachen! Vielleicht ist es der Leute ihr Glück, daß sie so gut aus dem Hause entkom- men ist. Wer weiß, was es für Folgen gehabt hätte, wenn ich sie in das Haus hinein begleitet hätte: oder wenn ich mit meinem Heer-Lager in ihres Vaters Haus gegangen wäre, falls sie sich nicht um die bestimmte Zeit eingestellet hätte.
Wenn ich aber auch ohne eure Begleitung mit ihr in das Haus gegangen wäre, so würde ich so sehr viel nicht zu befürchten gehabt haben. Du weißst, daß furchtsame, stille Gemüther, die ihre Ehre
zu
zu ſeyn. Sie thaͤte aber am beſten, wenn ſie nicht all zu wachſam waͤre. Denn wenn ſie mir die Sa- che aus Argwohn ſchwer macht, ſo wuͤrde ich Luſt bekommen, mich an eine oder an beyde Toͤchter zu machen.
Erlaube mir, daß ich ein wenig aufſchneiden darf! ‒ ‒ Doch was will ich ſagen: mein Hertz ſcheint in der That gefeſſelt zu ſeyn. Jch kann an kein anderes Frauenzimmer dencken, als an meine Gloriana.
Der dreyzehente Brief. Eine Fortſetzung des vorigen, von Herrn Lovelacen.
Heute iſt der Mittewochen, der Tag, an wel- chem ich meine eintzige Freude auf ewig ver- lieren ſollte. Mit wie leichtem Hertzen kann ich jetzt ſitzen, und meine Stroh-Maͤnner in Har- lowe-Burg auslachen! Vielleicht iſt es der Leute ihr Gluͤck, daß ſie ſo gut aus dem Hauſe entkom- men iſt. Wer weiß, was es fuͤr Folgen gehabt haͤtte, wenn ich ſie in das Haus hinein begleitet haͤtte: oder wenn ich mit meinem Heer-Lager in ihres Vaters Haus gegangen waͤre, falls ſie ſich nicht um die beſtimmte Zeit eingeſtellet haͤtte.
Wenn ich aber auch ohne eure Begleitung mit ihr in das Haus gegangen waͤre, ſo wuͤrde ich ſo ſehr viel nicht zu befuͤrchten gehabt haben. Du weißſt, daß furchtſame, ſtille Gemuͤther, die ihre Ehre
zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0155"n="141"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
zu ſeyn. Sie thaͤte aber am beſten, wenn ſie nicht<lb/>
all zu wachſam waͤre. Denn wenn ſie mir die Sa-<lb/>
che aus Argwohn ſchwer macht, ſo wuͤrde ich Luſt<lb/>
bekommen, mich an eine oder an beyde Toͤchter zu<lb/>
machen.</p><lb/><p>Erlaube mir, daß ich ein wenig aufſchneiden<lb/>
darf! ‒‒ Doch was will ich ſagen: mein Hertz<lb/>ſcheint in der That gefeſſelt zu ſeyn. Jch kann an<lb/>
kein anderes Frauenzimmer dencken, als an meine<lb/><hirendition="#fr">Gloriana.</hi></p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der dreyzehente Brief.</hi><lb/>
Eine Fortſetzung des vorigen, von Herrn<lb/><hirendition="#fr">Lovelacen.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">H</hi>eute iſt der Mittewochen, der Tag, an wel-<lb/>
chem ich meine eintzige Freude auf ewig ver-<lb/>
lieren ſollte. Mit wie leichtem Hertzen kann ich<lb/>
jetzt ſitzen, und meine Stroh-Maͤnner in Har-<lb/>
lowe-Burg auslachen! Vielleicht iſt es der Leute<lb/>
ihr Gluͤck, daß ſie ſo gut aus dem Hauſe entkom-<lb/>
men iſt. Wer weiß, was es fuͤr Folgen gehabt<lb/>
haͤtte, wenn ich ſie in das Haus hinein begleitet<lb/>
haͤtte: oder wenn ich mit meinem Heer-Lager in<lb/>
ihres Vaters Haus gegangen waͤre, falls ſie ſich<lb/>
nicht um die beſtimmte Zeit eingeſtellet haͤtte.</p><lb/><p>Wenn ich aber auch ohne eure Begleitung mit<lb/>
ihr in das Haus gegangen waͤre, ſo wuͤrde ich ſo ſehr<lb/>
viel nicht zu befuͤrchten gehabt haben. Du weißſt,<lb/>
daß furchtſame, ſtille Gemuͤther, die ihre Ehre<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zu</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[141/0155]
zu ſeyn. Sie thaͤte aber am beſten, wenn ſie nicht
all zu wachſam waͤre. Denn wenn ſie mir die Sa-
che aus Argwohn ſchwer macht, ſo wuͤrde ich Luſt
bekommen, mich an eine oder an beyde Toͤchter zu
machen.
Erlaube mir, daß ich ein wenig aufſchneiden
darf! ‒ ‒ Doch was will ich ſagen: mein Hertz
ſcheint in der That gefeſſelt zu ſeyn. Jch kann an
kein anderes Frauenzimmer dencken, als an meine
Gloriana.
Der dreyzehente Brief.
Eine Fortſetzung des vorigen, von Herrn
Lovelacen.
Heute iſt der Mittewochen, der Tag, an wel-
chem ich meine eintzige Freude auf ewig ver-
lieren ſollte. Mit wie leichtem Hertzen kann ich
jetzt ſitzen, und meine Stroh-Maͤnner in Har-
lowe-Burg auslachen! Vielleicht iſt es der Leute
ihr Gluͤck, daß ſie ſo gut aus dem Hauſe entkom-
men iſt. Wer weiß, was es fuͤr Folgen gehabt
haͤtte, wenn ich ſie in das Haus hinein begleitet
haͤtte: oder wenn ich mit meinem Heer-Lager in
ihres Vaters Haus gegangen waͤre, falls ſie ſich
nicht um die beſtimmte Zeit eingeſtellet haͤtte.
Wenn ich aber auch ohne eure Begleitung mit
ihr in das Haus gegangen waͤre, ſo wuͤrde ich ſo ſehr
viel nicht zu befuͤrchten gehabt haben. Du weißſt,
daß furchtſame, ſtille Gemuͤther, die ihre Ehre
zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/155>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.