Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.Anmerkungen In derselben Capelle. Christus am Kreuze von Guido. Das heiligen The- resia von Bernini. + Die Gruppe der heiligen Theresia, der Diese Gruppe hat der Künstler in eine Capelle Beim Himmel! an diesem Orte möchte ich nicht sten
Anmerkungen In derſelben Capelle. Chriſtus am Kreuze von Guido. Das heiligen The- reſia von Bernini. † Die Gruppe der heiligen Thereſia, der Dieſe Gruppe hat der Kuͤnſtler in eine Capelle Beim Himmel! an dieſem Orte moͤchte ich nicht ſten
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Anmerkungen
In derſelben Capelle.
Chriſtus am Kreuze von Guido. Das
Bild iſt ſo ſchlecht aufgehangen, daß man beinahe
nichts davon erkennen kann.
† Die Gruppe der heiligen Thereſia, der
die goͤttliche Liebe unter der Geſtalt eines
Amors mit dem Pfeile das Herz durchbohrt,
von Bernini, und von ihm ſelbſt fuͤr das beſte ſeiner
Werke erklaͤrt. Ausdruck der hoͤchſten Empfindung
von Wolluſt macht den Charakter der Figur der heili-
gen Thereſia aus. Ihre Augen ſchließen ſich halb
ſchmachtend, und ihre Nerven ſind erſchlafft von uͤber-
triebener Spannung des Vergnuͤgens: Sie ruht auf
Wolken in Geſtalt elaſtiſcher Polſter: Ihre Haͤnde
ſinken matt herab, ihre Beine ſcheinen der Kraft be-
raubt, ihr Huͤlfe irgend einer Art zu leiſten: Sie laͤßt
ſich zu allem gehen, was mit ihr vorgenommen wer-
den kann: Ihre Bruſt ſcheint ſich zu heben, und der
halbgeoͤffnete Mund mit Muͤhe Odem zu ſchoͤpfen. —
In dieſem gefaͤhrlichen Zuſtand naht ſich ihr ein En-
gel mit grimaſſirender Suͤßlichkeit, ſucht das Ge-
wand von ihrer Bruſt abzuheben, und neckt ſie mit dem
Pfeile, der ſeine Hand bewaffnet.
Dieſe Gruppe hat der Kuͤnſtler in eine Capelle
geſtellt, durch deren in der Hoͤhe angebrachtes Fen-
ſter der Tag durch gelbe Glasſcheiben faͤllt, und das
den Geheimniſſen der Liebe ſo guͤnſtige matte Licht in
der uͤbrigens duͤſtern Capelle verbreitet.
Beim Himmel! an dieſem Orte moͤchte ich nicht
beten. Eine Stunde hier, duͤrfte ich mit Emilia
Galotti ſagen, und welcher Tumult wuͤrde ſich in
meiner Seele erheben, den die Uebungen der ſtreng-
ſten
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