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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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über die einzelnen Kirchen.
sten Andacht auszulöschen nicht im Stande seyn
möchten.

Kurz! das ganze Werk gehört nicht in eine Kir-
che. Im dem Boudoir eines Pariser Freudenmäd-
chens, da würde es an seiner Stelle stehen.

Gegen die Ausführung habe ich zu erinnern,
daß die Mine des Engels wahre Ziererei ist. Die
Formen des Nackenden an der heiligen Therese sind
zu weichlich, im Geschmack des Fleisches eines Ru-
bens; das Gewand, welches nach Art der Gewän-
der des Pietro da Cortona in zu viele kleinliche Fal-
ten gelegt ist, bezeichnet nicht genung die Umrisse des
Körpers.

Bernini hat sich überhaupt den mahlerischen
Effekt zu sehr zum Zweck gemacht. Man muß in-
zwischen gestehen, daß unter allen Werken runder
Bildnerei, die mir bekannt geworden sind, dieses die
Forderungen, die man an ein Gemählde machen kann,
am meisten ausfüllet. Der Grund ist dieser: weil
die Gruppe in einer solchen Lage angebracht ist, so sehr
ein ihr eigen adaptirtes Licht erhält, und dergestalt
von andern Körpern separirt ist, daß man sie nicht
wohl anders als mit stillstehendem Blicke aus einem
bestimmten Gesichtspunkte anschauen kann.

Die Behandlung des Marmors ist ein Meister-
stück von Sorgsamkeit und Zartheit. 81)

Kirche
81) Herr Bernoulli in seinen Zusätzen zu den neuesten
Reisebeschreibungen von Italien, Leipzig 1777.
1ster Theil, S. 401. bemerkt, daß die Gruppe der
heiligen Theresia bis auf wenige Veränderungen
nach aus einem in der Kirche zu Grotta Ferrata
befind-

uͤber die einzelnen Kirchen.
ſten Andacht auszuloͤſchen nicht im Stande ſeyn
moͤchten.

Kurz! das ganze Werk gehoͤrt nicht in eine Kir-
che. Im dem Boudoir eines Pariſer Freudenmaͤd-
chens, da wuͤrde es an ſeiner Stelle ſtehen.

Gegen die Ausfuͤhrung habe ich zu erinnern,
daß die Mine des Engels wahre Ziererei iſt. Die
Formen des Nackenden an der heiligen Thereſe ſind
zu weichlich, im Geſchmack des Fleiſches eines Ru-
bens; das Gewand, welches nach Art der Gewaͤn-
der des Pietro da Cortona in zu viele kleinliche Fal-
ten gelegt iſt, bezeichnet nicht genung die Umriſſe des
Koͤrpers.

Bernini hat ſich uͤberhaupt den mahleriſchen
Effekt zu ſehr zum Zweck gemacht. Man muß in-
zwiſchen geſtehen, daß unter allen Werken runder
Bildnerei, die mir bekannt geworden ſind, dieſes die
Forderungen, die man an ein Gemaͤhlde machen kann,
am meiſten ausfuͤllet. Der Grund iſt dieſer: weil
die Gruppe in einer ſolchen Lage angebracht iſt, ſo ſehr
ein ihr eigen adaptirtes Licht erhaͤlt, und dergeſtalt
von andern Koͤrpern ſeparirt iſt, daß man ſie nicht
wohl anders als mit ſtillſtehendem Blicke aus einem
beſtimmten Geſichtspunkte anſchauen kann.

Die Behandlung des Marmors iſt ein Meiſter-
ſtuͤck von Sorgſamkeit und Zartheit. 81)

Kirche
81) Herr Bernoulli in ſeinen Zuſaͤtzen zu den neueſten
Reiſebeſchreibungen von Italien, Leipzig 1777.
1ſter Theil, S. 401. bemerkt, daß die Gruppe der
heiligen Thereſia bis auf wenige Veraͤnderungen
nach aus einem in der Kirche zu Grotta Ferrata
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[319/0343] uͤber die einzelnen Kirchen. ſten Andacht auszuloͤſchen nicht im Stande ſeyn moͤchten. Kurz! das ganze Werk gehoͤrt nicht in eine Kir- che. Im dem Boudoir eines Pariſer Freudenmaͤd- chens, da wuͤrde es an ſeiner Stelle ſtehen. Gegen die Ausfuͤhrung habe ich zu erinnern, daß die Mine des Engels wahre Ziererei iſt. Die Formen des Nackenden an der heiligen Thereſe ſind zu weichlich, im Geſchmack des Fleiſches eines Ru- bens; das Gewand, welches nach Art der Gewaͤn- der des Pietro da Cortona in zu viele kleinliche Fal- ten gelegt iſt, bezeichnet nicht genung die Umriſſe des Koͤrpers. Bernini hat ſich uͤberhaupt den mahleriſchen Effekt zu ſehr zum Zweck gemacht. Man muß in- zwiſchen geſtehen, daß unter allen Werken runder Bildnerei, die mir bekannt geworden ſind, dieſes die Forderungen, die man an ein Gemaͤhlde machen kann, am meiſten ausfuͤllet. Der Grund iſt dieſer: weil die Gruppe in einer ſolchen Lage angebracht iſt, ſo ſehr ein ihr eigen adaptirtes Licht erhaͤlt, und dergeſtalt von andern Koͤrpern ſeparirt iſt, daß man ſie nicht wohl anders als mit ſtillſtehendem Blicke aus einem beſtimmten Geſichtspunkte anſchauen kann. Die Behandlung des Marmors iſt ein Meiſter- ſtuͤck von Sorgſamkeit und Zartheit. 81) Kirche 81) Herr Bernoulli in ſeinen Zuſaͤtzen zu den neueſten Reiſebeſchreibungen von Italien, Leipzig 1777. 1ſter Theil, S. 401. bemerkt, daß die Gruppe der heiligen Thereſia bis auf wenige Veraͤnderungen nach aus einem in der Kirche zu Grotta Ferrata befind-

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/343>, abgerufen am 22.11.2024.