und Arme können modern seyn. Sie stand ehemals in der Villa Este.
Eine colossalische weibliche Statue mit ei- nem schönen Gewande. Man nennt sie Clemen- tia. In dem Museo Capit. wird sie Juno genannt. Die Arme sind modern.
+ Harpocrates. Unter der Figur eines zwölf- jährigen Knabens. Auf dem Kopfe trägt er eine Lo- tusblume, und seine Haare hängen lang herab. Er ist ein wenig zu feist, zu wohl genährt: Die Mus- keln sind zu ungewiß angegeben. Die Behandlung des Marmors ist vortrefflich. Die Figur hat sich beinahe un- beschädigt auf uns erhalten. Auch hier ist die gänzliche Umschaffung einer ursprünglich religiösen Idee der Ae- gyptier nach griechischen Schönheitsbegriffen auffallend.
Bedeutung des Harpo- crates, frü- here und spä- tere Bildung desselben.
Harpocrates war das Sinnbild der Sonne, die sich nach dem kürzesten Tage dem Aequinoctio nähert: Orus aber Sinnbild der Sonne, die sich nach dem längsten Tage dem Aequinoctio nähert. Ursprünglich saß er mit krummen Beinen den Finger am Munde auf einer Lotusblume. Er hatte einen kahlen Kopf, eine Locke auf der rechten Seite und krumme Beine. Die Griechen verfeinerten die Vorstellung, und leg- ten ihr die fremde Bedeutung des Stillschweigens bei.
Zimmer der Philosophen.
Man sieht hier einige sehr schöne Basreliefs, die aus einem Tempel des Neptuns genommen sind, und allerhand Opfergeräthe vorstellen, imgleichen Schiffsschnabel, Anker und dergleichen. Sie sind gut gearbeitet.
An
Das Capitol.
und Arme koͤnnen modern ſeyn. Sie ſtand ehemals in der Villa Eſte.
Eine coloſſaliſche weibliche Statue mit ei- nem ſchoͤnen Gewande. Man nennt ſie Clemen- tia. In dem Muſeo Capit. wird ſie Juno genannt. Die Arme ſind modern.
† Harpocrates. Unter der Figur eines zwoͤlf- jaͤhrigen Knabens. Auf dem Kopfe traͤgt er eine Lo- tusblume, und ſeine Haare haͤngen lang herab. Er iſt ein wenig zu feiſt, zu wohl genaͤhrt: Die Mus- keln ſind zu ungewiß angegeben. Die Behandlung des Marmors iſt vortrefflich. Die Figur hat ſich beinahe un- beſchaͤdigt auf uns erhalten. Auch hier iſt die gaͤnzliche Umſchaffung einer urſpruͤnglich religioͤſen Idee der Ae- gyptier nach griechiſchen Schoͤnheitsbegriffen auffallend.
Bedeutung des Harpo- crates, fruͤ- here und ſpaͤ- tere Bildung deſſelben.
Harpocrates war das Sinnbild der Sonne, die ſich nach dem kuͤrzeſten Tage dem Aequinoctio naͤhert: Orus aber Sinnbild der Sonne, die ſich nach dem laͤngſten Tage dem Aequinoctio naͤhert. Urſpruͤnglich ſaß er mit krummen Beinen den Finger am Munde auf einer Lotusblume. Er hatte einen kahlen Kopf, eine Locke auf der rechten Seite und krumme Beine. Die Griechen verfeinerten die Vorſtellung, und leg- ten ihr die fremde Bedeutung des Stillſchweigens bei.
Zimmer der Philoſophen.
Man ſieht hier einige ſehr ſchoͤne Basreliefs, die aus einem Tempel des Neptuns genommen ſind, und allerhand Opfergeraͤthe vorſtellen, imgleichen Schiffsſchnabel, Anker und dergleichen. Sie ſind gut gearbeitet.
An
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Das Capitol.
und Arme koͤnnen modern ſeyn. Sie ſtand ehemals
in der Villa Eſte.
Eine coloſſaliſche weibliche Statue mit ei-
nem ſchoͤnen Gewande. Man nennt ſie Clemen-
tia. In dem Muſeo Capit. wird ſie Juno genannt.
Die Arme ſind modern.
† Harpocrates. Unter der Figur eines zwoͤlf-
jaͤhrigen Knabens. Auf dem Kopfe traͤgt er eine Lo-
tusblume, und ſeine Haare haͤngen lang herab. Er
iſt ein wenig zu feiſt, zu wohl genaͤhrt: Die Mus-
keln ſind zu ungewiß angegeben. Die Behandlung des
Marmors iſt vortrefflich. Die Figur hat ſich beinahe un-
beſchaͤdigt auf uns erhalten. Auch hier iſt die gaͤnzliche
Umſchaffung einer urſpruͤnglich religioͤſen Idee der Ae-
gyptier nach griechiſchen Schoͤnheitsbegriffen auffallend.
Harpocrates war das Sinnbild der Sonne, die
ſich nach dem kuͤrzeſten Tage dem Aequinoctio naͤhert:
Orus aber Sinnbild der Sonne, die ſich nach dem
laͤngſten Tage dem Aequinoctio naͤhert. Urſpruͤnglich
ſaß er mit krummen Beinen den Finger am Munde
auf einer Lotusblume. Er hatte einen kahlen Kopf,
eine Locke auf der rechten Seite und krumme Beine.
Die Griechen verfeinerten die Vorſtellung, und leg-
ten ihr die fremde Bedeutung des Stillſchweigens bei.
Zimmer der Philoſophen.
Man ſieht hier einige ſehr ſchoͤne Basreliefs,
die aus einem Tempel des Neptuns genommen ſind,
und allerhand Opfergeraͤthe vorſtellen, imgleichen
Schiffsſchnabel, Anker und dergleichen. Sie ſind
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/254>, abgerufen am 22.02.2025.
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