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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
kommen, mich zu erlösen. Allein er kam nicht,
und ich erhielt an seiner Stelle folgenden demüthi-
genden Brief:

"Was? ich sollte wider meinen Willen eine
"Frau nehmen? Schwärmt Sie, Mamsell,
"oder hat Sie den Teufel im Leibe? Manntolle
"muß Sie zum wenigsten seyn, sonst hätte Sie
"einen so rasenden Brief nicht geschrieben. Das
"will ich doch sehn, wer mich zwingen soll, ein
"Mensch zu heirathen, das mich vor fünf Jahren
"auf eine so spröde Art von sich gewiesen hat!
"Jch weiß den Henker von Jhren Briefen, und
"von Jhrer Freundinn, die Sie an mich geschickt
"hat. Das sind alles Lügen, kurz, derbe Lügen,
"versteht Sie mich? Mit Jhrem Advocaten! dar-
"über lache ich. Wir haben in unserm Städtchen
"auch Advocaten, so schlimm als der Jhrige kaum
"seyn kann. Sie mag nur kommen, wenn Sie
"Lust hat. Jhn will ich zur Treppe herunter
"schmeissen, und Sie durchs Fenster, wenn Sie
"mitkömmt; versteht Sie mich? Die Obrigkeit
"muß mir Recht schaffen, so gut wie Jhr. Mit
"dem weltlichen Arme kömmt Sie mir gleich recht.
"Verklage Sie mich. Gut! wir wollen sehn,
"wer das meiste Geld daran zu setzen hat, ich oder
"Sie? So einen verlaufnen Nickel will ich wohl
"noch aushalten. Jch denke, Sie soll das Geld
"zu Brode brauchen, daß der Advocat nicht viel
"davon schmecken wird. Und wenn Sie mich bis

untern
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Satyriſche Briefe.
kommen, mich zu erloͤſen. Allein er kam nicht,
und ich erhielt an ſeiner Stelle folgenden demuͤthi-
genden Brief:

Was? ich ſollte wider meinen Willen eine
„Frau nehmen? Schwaͤrmt Sie, Mamſell,
„oder hat Sie den Teufel im Leibe? Manntolle
„muß Sie zum wenigſten ſeyn, ſonſt haͤtte Sie
„einen ſo raſenden Brief nicht geſchrieben. Das
„will ich doch ſehn, wer mich zwingen ſoll, ein
„Menſch zu heirathen, das mich vor fuͤnf Jahren
„auf eine ſo ſproͤde Art von ſich gewieſen hat!
„Jch weiß den Henker von Jhren Briefen, und
„von Jhrer Freundinn, die Sie an mich geſchickt
„hat. Das ſind alles Luͤgen, kurz, derbe Luͤgen,
„verſteht Sie mich? Mit Jhrem Advocaten! dar-
„uͤber lache ich. Wir haben in unſerm Staͤdtchen
„auch Advocaten, ſo ſchlimm als der Jhrige kaum
„ſeyn kann. Sie mag nur kommen, wenn Sie
„Luſt hat. Jhn will ich zur Treppe herunter
„ſchmeiſſen, und Sie durchs Fenſter, wenn Sie
„mitkoͤmmt; verſteht Sie mich? Die Obrigkeit
„muß mir Recht ſchaffen, ſo gut wie Jhr. Mit
„dem weltlichen Arme koͤmmt Sie mir gleich recht.
„Verklage Sie mich. Gut! wir wollen ſehn,
„wer das meiſte Geld daran zu ſetzen hat, ich oder
„Sie? So einen verlaufnen Nickel will ich wohl
„noch aushalten. Jch denke, Sie ſoll das Geld
„zu Brode brauchen, daß der Advocat nicht viel
„davon ſchmecken wird. Und wenn Sie mich bis

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[257/0285] Satyriſche Briefe. kommen, mich zu erloͤſen. Allein er kam nicht, und ich erhielt an ſeiner Stelle folgenden demuͤthi- genden Brief: „Was? ich ſollte wider meinen Willen eine „Frau nehmen? Schwaͤrmt Sie, Mamſell, „oder hat Sie den Teufel im Leibe? Manntolle „muß Sie zum wenigſten ſeyn, ſonſt haͤtte Sie „einen ſo raſenden Brief nicht geſchrieben. Das „will ich doch ſehn, wer mich zwingen ſoll, ein „Menſch zu heirathen, das mich vor fuͤnf Jahren „auf eine ſo ſproͤde Art von ſich gewieſen hat! „Jch weiß den Henker von Jhren Briefen, und „von Jhrer Freundinn, die Sie an mich geſchickt „hat. Das ſind alles Luͤgen, kurz, derbe Luͤgen, „verſteht Sie mich? Mit Jhrem Advocaten! dar- „uͤber lache ich. Wir haben in unſerm Staͤdtchen „auch Advocaten, ſo ſchlimm als der Jhrige kaum „ſeyn kann. Sie mag nur kommen, wenn Sie „Luſt hat. Jhn will ich zur Treppe herunter „ſchmeiſſen, und Sie durchs Fenſter, wenn Sie „mitkoͤmmt; verſteht Sie mich? Die Obrigkeit „muß mir Recht ſchaffen, ſo gut wie Jhr. Mit „dem weltlichen Arme koͤmmt Sie mir gleich recht. „Verklage Sie mich. Gut! wir wollen ſehn, „wer das meiſte Geld daran zu ſetzen hat, ich oder „Sie? So einen verlaufnen Nickel will ich wohl „noch aushalten. Jch denke, Sie ſoll das Geld „zu Brode brauchen, daß der Advocat nicht viel „davon ſchmecken wird. Und wenn Sie mich bis untern R

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/285>, abgerufen am 20.11.2024.