Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

,Cäsar und sein Glück, und Unkraut ver¬
geht nicht, Mama!'

Unser Backfisch betrug sich wie gewöhnlich
wie verrückt bei der Geschichte, war zum An¬
beißen, und verdiente selbstverständlich mal wieder
Prügel; er war zu nett in seinem Kummer. Aber
was hatte das Balg mir einen Korb zu geben,
und mit dem Maulaffen Schlappe auf das
Windeis zu laufen? Ich wollte gar nichts sagen,
Carlos, wenn Du es gewesen wärest, den sie
gegen mich ausspielte.

Si vales, bene est, ego valeo, bis auf
die dumme linke Vorderpfote, die ich fürs Erste
noch in Windeln und Schindeln zu tragen habe.

V. Andres."

"Schlappe" hieß der gerettete Zeit- und Schul¬
genosse eigentlich nicht; das war nur sein Schulname.
Sein wirklicher Name liegt bei meinen Akten; übrigens
gehörte sein Träger zur maßgebendsten Gesellschafts¬
schicht unserer Landeshauptstadt und ich habe seine
Schwester geheirathet und eine gute Frau an ihr be¬
kommen.

Ach, was helfen die besten Karten Dem in der
Hand, der keinen Gebrauch von ihnen machen kann?

Was half es Velten Andres, daß Schlappes
Papa seiner Mutter und ihm mehr als einen Besuch

,Cäſar und ſein Glück, und Unkraut ver¬
geht nicht, Mama!‘

Unſer Backfiſch betrug ſich wie gewöhnlich
wie verrückt bei der Geſchichte, war zum An¬
beißen, und verdiente ſelbſtverſtändlich mal wieder
Prügel; er war zu nett in ſeinem Kummer. Aber
was hatte das Balg mir einen Korb zu geben,
und mit dem Maulaffen Schlappe auf das
Windeis zu laufen? Ich wollte gar nichts ſagen,
Carlos, wenn Du es geweſen wäreſt, den ſie
gegen mich ausſpielte.

Si vales, bene est, ego valeo, bis auf
die dumme linke Vorderpfote, die ich fürs Erſte
noch in Windeln und Schindeln zu tragen habe.

V. Andres.“

„Schlappe“ hieß der gerettete Zeit- und Schul¬
genoſſe eigentlich nicht; das war nur ſein Schulname.
Sein wirklicher Name liegt bei meinen Akten; übrigens
gehörte ſein Träger zur maßgebendſten Geſellſchafts¬
ſchicht unſerer Landeshauptſtadt und ich habe ſeine
Schweſter geheirathet und eine gute Frau an ihr be¬
kommen.

Ach, was helfen die beſten Karten Dem in der
Hand, der keinen Gebrauch von ihnen machen kann?

Was half es Velten Andres, daß Schlappes
Papa ſeiner Mutter und ihm mehr als einen Beſuch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0097" n="87"/>
      <p>,Cä&#x017F;ar und &#x017F;ein Glück, und Unkraut ver¬<lb/>
geht nicht, Mama!&#x2018;</p><lb/>
      <p>Un&#x017F;er Backfi&#x017F;ch betrug &#x017F;ich wie gewöhnlich<lb/>
wie verrückt bei der Ge&#x017F;chichte, war zum An¬<lb/>
beißen, und verdiente &#x017F;elb&#x017F;tver&#x017F;tändlich mal wieder<lb/>
Prügel; er war zu nett in &#x017F;einem Kummer. Aber<lb/>
was hatte das Balg mir einen Korb zu geben,<lb/>
und mit dem Maulaffen Schlappe auf das<lb/>
Windeis zu laufen? Ich wollte gar nichts &#x017F;agen,<lb/>
Carlos, wenn Du es gewe&#x017F;en wäre&#x017F;t, den &#x017F;ie<lb/>
gegen mich aus&#x017F;pielte.</p><lb/>
      <p><hi rendition="#aq">Si vales, bene est, ego valeo</hi>, bis auf<lb/>
die dumme linke Vorderpfote, die ich fürs Er&#x017F;te<lb/>
noch in Windeln und Schindeln zu tragen habe.</p><lb/>
      <p rendition="#right">V. Andres.&#x201C;</p><lb/>
      <p>&#x201E;Schlappe&#x201C; hieß der gerettete Zeit- und Schul¬<lb/>
geno&#x017F;&#x017F;e eigentlich nicht; das war nur &#x017F;ein Schulname.<lb/>
Sein wirklicher Name liegt bei meinen Akten; übrigens<lb/>
gehörte &#x017F;ein Träger zur maßgebend&#x017F;ten Ge&#x017F;ell&#x017F;chafts¬<lb/>
&#x017F;chicht un&#x017F;erer Landeshaupt&#x017F;tadt und ich habe &#x017F;eine<lb/>
Schwe&#x017F;ter geheirathet und eine gute Frau an ihr be¬<lb/>
kommen.</p><lb/>
      <p>Ach, was helfen die be&#x017F;ten Karten Dem in der<lb/>
Hand, der keinen Gebrauch von ihnen machen kann?</p><lb/>
      <p>Was half es Velten Andres, daß Schlappes<lb/>
Papa &#x017F;einer Mutter und ihm mehr als einen Be&#x017F;uch<lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0097] ,Cäſar und ſein Glück, und Unkraut ver¬ geht nicht, Mama!‘ Unſer Backfiſch betrug ſich wie gewöhnlich wie verrückt bei der Geſchichte, war zum An¬ beißen, und verdiente ſelbſtverſtändlich mal wieder Prügel; er war zu nett in ſeinem Kummer. Aber was hatte das Balg mir einen Korb zu geben, und mit dem Maulaffen Schlappe auf das Windeis zu laufen? Ich wollte gar nichts ſagen, Carlos, wenn Du es geweſen wäreſt, den ſie gegen mich ausſpielte. Si vales, bene est, ego valeo, bis auf die dumme linke Vorderpfote, die ich fürs Erſte noch in Windeln und Schindeln zu tragen habe. V. Andres.“ „Schlappe“ hieß der gerettete Zeit- und Schul¬ genoſſe eigentlich nicht; das war nur ſein Schulname. Sein wirklicher Name liegt bei meinen Akten; übrigens gehörte ſein Träger zur maßgebendſten Geſellſchafts¬ ſchicht unſerer Landeshauptſtadt und ich habe ſeine Schweſter geheirathet und eine gute Frau an ihr be¬ kommen. Ach, was helfen die beſten Karten Dem in der Hand, der keinen Gebrauch von ihnen machen kann? Was half es Velten Andres, daß Schlappes Papa ſeiner Mutter und ihm mehr als einen Beſuch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/97
Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/97>, abgerufen am 26.04.2024.